Bevor ich nochmal zum eigentlichen Thema mit neuen Überlegungen ;-) schreibe, wende ich mich nochmal dem ganz interessanten Nebenthema zu.
Das wäre doch auch eine interessante Rubrik für das Board (Karriere etc.). Hier sind ja einige in unterschiedlichen Phasen ihrer Karriere und offenbar auch einige sehr erfolgreich, während manche noch am Anfang stehen und von Erfahrungen lernen können.
Ich habe ehrlich gesagt noch nie verstanden, warum jemand glaubt, ausgerechnet die eigene Armbanduhr würde irgendwer wahrnehmen und einen zur Zielscheibe von Sozialneid machen. Sie liegt versteckt unter der Hemdmanschette.
Ein guter Punkt, aber eben auch je nach Branche und Position sehr verschieden.
Ich trage z.B. beruflich nicht immer Anzug und auch nicht immer langärmelige Oberbekleidung. Es kommt immer auf die aktuelle Tätigkeit, Projekte und insbesondere Auftraggeber an.
Wenn man lange genug mit unterschiedlichen Menschen gearbeitet hat, finde ich, merkt man schon, dass manche doch mehr Details wahrnehmen und sich merken als man meinen würde.
Das Fahrzeug der oberen Mittelklasse, mit der man zur Arbeit kommt, den Bespoke-Anzug samt Accessoires und Schuhen sowie den eigenen Weingeschmack beim gemeinsamen Abendessen auf der Dienstreise finde ich da offensichtlicher.
Damit sprichst du am Rande schon ein Beispiel an, an dem man sieht, dass die Thematik nicht folgenlos ist.
Die Firmenwagenregelungen (die ich kennengelernt habe) scheinen nicht nur aus direkten finanziellen Gründen darauf ausgelegt, dass außer dem C-Level und der ein oder zwei Führungsebenen darunter kein Mitarbeiter ein allzu auffälliges, insbesondere nicht erkennbar leistungsstarkes Fahrzeug bekommt.
Hintergrund (wie mir bei Verhandlungen dazu auch schon mitgeteilt wurde) ist eben primär die Wirkung auf Kunden und ich ergänze mal: auf Ansprechpartner bei Kunden.
Deine Gehaltsklasse mag noch so hoch sein, ein offensichtlich sportliches Fahrzeug, ein SUV o.ä. wirst Du m.W. bei deutschen Konzernen schlicht nicht bekommen.
Zudem bewegt man sich im Berufsleben ohnehin in einer Peer Group, die in etwa weiß, was man für finanzielle Möglichkeiten hat, weil in dieser Peer Group viele (wenn nicht alle) die gleichen Möglichkeiten haben. Dass es vereinzelt Deppen gibt, die trotzdem neidisch sind, mag sein. Aber warum kann man da nicht drüber stehen? Man muss nicht von jedem gemocht werden. Ein solcher A$$hole-Detektor kann manchmal auch ganz hilfreich sein.
Hilft nichts. Emotional bin ich nicht betroffen, stehe also darüber. Das ganze wird ggfs. zum Ärgernis oder gar zum Problem, wenn es denn beruflich / finanziell zu Nachteilen führt.
Die erfolgreiche Detektion und Identifikation hilft Dir dabei kein Stück weiter.
Wie das moralisch zu bewerten ist, wenn solche Faktoren, die keine Rolle spielen sollten, in Entscheidungen einbezogen werden, darüber gibt es hier wahrscheinlich keine zwei Meinungen.
Sicher wird i.a.R. kein Auftrag (alleine) wegen dem falschen Auto, der falschen Uhr oder den falschen Schuhen (hier vielleicht schon eher) verloren gehen. Wie hier aber schon erwähnt wurde, lassen manche Bereiche mehr Spielraum zu und andere nahezu keinen.
Bzgl. mancher Details habe ich mir in Unwissenheit auch schon den ein oder anderen faux-pas geleistet (milde Konsequenzen erfahren) und bin jetzt etwas sensibler.
Mir fallen sofort eine Reihe von im weitesten Sinne politisch extremistischen Beispielen ein, wo ich das für völlig gerechtfertigt halten würde, weil es generelle Persönlichkeitsmängel betrifft, die auch auf die berufliche Performance Einfluss haben und dort mit hoher Wahrscheinlichkeit auch schon in anderer Form wahrgenommen wurden.
Um ehrlich zu sein würde ich die Messlatte dafür ziemlich hoch ansetzen. Nicht umsonst wurden Olympische Spiele auch in Kriegszeiten und mit Teilnehmern aus gegnerischen Kriegsparteien abgehalten.
Ich finde da muss man trennen können und es auch ertragen können, dass manche Menschen extreme Ansichten haben, unabhängig davon wie sehr man sie selber ablehnt.
(Ich spreche hier vom Sport. Bei beruflichen Themen gibt m.E. die freiheitlich demokratische Grundordnung und das StGB den Rahmen vor. Bei Personen mit sicherheitsrelevanten Tätigkeiten ist der Spielraum natürlich geringer.)
Am Rande: Wenn man nur für genug Personal Führungsverantwortung hat, wird man schon alleine deshalb mit Personen arbeiten (müssen), die auch extreme Ansichten haben.
Ungeachtet vom moralischen und juristischen wird man die schon aus betrieblichen Erfordernissen nicht einfach "rauswerfen" können.
Man sollte auch die Auswirkungen auf den Betriebsfrieden nicht unterschätzen. Mitarbeiter sind oft kreativ in ihrem Konfliktverhalten und es sind auch schon welche mit offenkundig falschen Anschuldigungen gegenüber ihren Kollegen an mich herangetreten um einen Konflikt auf unkonventionelle Weise zu lösen.
"Alle unverdient befördert außer mir, mein Talent will man halt nicht erkennen."
Leistung ist etwas Multidimensionales. Es gibt für verschiedene Positionen und Führungsebenen ggfs. verschiedene Qualifikationen und persönliche Stärken, die einen dafür geeignet machen.
Keine Frage, das ist sicher eine häufige Ursache.
Es kann aber auch durchaus sein, dass jemand gerade am Anfang der Karriere von einem Vorgesetzen aus verwerflichen Gründen blockiert wird. Bis man das soziale Geschick entwickelt hat an solchen Personen vorbei zu manövrieren (wozu sicher auch Glück gehört) kann es schon eine Weile dauern.
Je nachdem wie die Konstellationen und Rahmenbedingungen sind, kann auch ein sehr guter "Performer" einfach "unter die Räder" kommen.
Das kann sogar passieren, wenn der Vorgang ein paar Ebenen darüber offenkundig wird, aber man (erneut schlechte Betriebskultur) den Verursacher auf niedrigerer Ebene nicht einmal darauf ansprechen geschweige denn sanktionieren will, weil man ihn in der Position braucht.
Natürlich gibt es auch bzgl. Personalpolitik in sich unfaire Institutionen, die nur auf Vetternwirtschaft basieren. Die sind aber meist nicht nachhaltig erfolgreich.
Das hilft den Betroffenen leider an der Stelle auch nicht.
Noch ein interessantes Randdetail:
Solche Faktoren, wie auch andere Aspekte der Unternehmenskultur werden von Tätern im Bereich Wirtschaftskriminalität in Fällen mit enormen Schadenshöhen nahezu ausschließlich als Motivations- und Rechtfertigungsgrund genannt.