Trauerkleidung

Das scheint aber viele auch heutzutage überhaupt nicht zu interessieren, da Ihre eigenen Anliegen im Vordergrund stehen.

Von der allesentlastenden Schutzargumentation, man könne auch in normaler Kleidung trauern, Respekt und Anteilnehme zeigen oder die freche Unterstellung, eben im schwarzen Anzug auch nicht, halte ich im übrigen nichts.

Welche Anliegen sollten das denn sein -
ausser persönlichen Abschied von der verstorbenen Person zu nehmen ?

Und was soll denn in diesem Zusammenhang eine "allesentlastende Schutzargumentation" sein -
solche Aussagen und das Absprechen der Trauerfähigkeit bzw. respektvoller Anteilnahme erscheinen mir in diesem Zusammenhang eher als eine Art überhebliche "Entlastungsstrategie", wenn der autoritäre Charakter von Bekleidungsregeln eine höhere Wertigkeit oder Wichtigkeit einnehmen soll (ohne nötige Differenzierung des Umfeldes etc.) ?

Bei meiner letzten Teilnahme an einer Trauerfeier war die Kirche übervoll, da diverse Kunden/Patienten die Möglichkeit zum Abschied wahrgenommen haben -
das respektvolle Verneigen, Innehalten und Abschiednehmen vor dem Porträt des Verstorbenen hat mir als Angehörigem naturgemäß überhaupt gar keine Kleidungsüberlegungen hinsichtlich der Freizeitjacken, Farbkombinationen o.ä. verursacht.
 
Die Substanz ist imho vollkommen unabhängig von der Hülle. Daher brauchen wir sie nicht permanent ins Feld zu führen.

Wenn der Hülle kein Wert beigemessen würde, wäre dann in diesem Forum die Beteiligung so rege?

Wie fast immer, kann ich Dir nicht folgen... Liegt aber wohl an meinem sehr begrenzten Horizont.
 
Irgendwie reden wir aneinander vorbei.

Ich verstehe nicht, warum im "normalen Leben" Wert auf angemessene, stilvolle Kleidung gelegt wird, diese aber bei einer Trauerfeier in den Hintergrund tritt.

LG
Günter
 
Das habe ich aber nirgerndwo behauptet. Für mich gehört ein dunkler Anzug mit weissem Hemd und schwarzer Krawatte zwingend dazu. Ich habe aber auch prinzipiell kein Problem mit Anzug und Krawatte.

Ich muss Bertone insofern Recht geben, dass mich bei der Beerdigung meiner Oma im Februar die Kleidung der Anwesenden nichtmal beiläufig interessiert hat. Die große Anzahl der Trauergäste hat mich aber schon sehr berührt.

Liebe Grüße

Sandro
 
Die eigene Kleidung bei einer Trauerfeier hat mit der Absicht zu tun, seinen Beitrag zu einer würdevollen Veranstaltung zu leisten. Dazu gehört ein dunkler Anzug, ein weißes Hemd, schwarze Krawatte und ein insgesamt zurückgenommenes Outfit ohne ablenkende Muster und Farben. Aber warum das zwingend alles schwarz sein muss, erschließt sich mir nicht. Mir wäre die Würde des Anlasses mehr gewahrt, wenn die Trauergesellschaft, statt mit einer Batterie uralter, verstaubter und durch jahrelangen Horizontalzuwachs auf clowneske Weise nicht passenden schwarzen Anzügen der Form zu genügen, mit dem besten verfügbaren dunklen Anzug der Substanz des Anlasses Rechnung trägt. Wenn der dann Schwarz ist, umso besser.

Das ist auch das, was ich bei vielen Beiträgen in der Diskussion merkwürdig fand, dass nämlich die Form bei der Trauer höher eingeschätzt wurde als die Trauer selbst oder gar als gewichteter Ausdruck der Trauer bewertet wurde. Das ist gerade bei der Schwere dieses Anlasses nicht die Denke eines Gentlemans.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaube, die bewußte oder unbewußte Hauptüberlegung für viele unter uns, die nicht unbedingt immer tiefschwarz für die Trauerfeier wählen, ist wieder die Overdressed-Problematik. Was uns sonst vielleicht nicht stört, wenn wir wieder mal der mit Abstand am besten Angezogene irgendwo sind, kann auf der Trauerfeier bedeuten, dass man fälschlicherweise als Hauptleidtragender gilt oder diesen unnötig in den Schatten stellt.

Wenn man definitiv weiß, dass vom Trauerhaus niemand einen schwarzen/dunklen Anzug hat (ja, solche Leute kenne ich auch ;) ) und sich auch nicht zur Trauerfeier besorgt/leiht, ist es vielleicht angebracht, das eigene Schwarz zu überdenken oder zumindest nicht bis zum Exzess auszuleben. ;)

Es ist ja auch nicht nur das schwarz alleine, wenn wir dann "loslegen", d.h. perfektes weißes (DM-)Hemd, perfekte schwarze Krawatte, EST, grandiose Schuhe etc., wird es vielleicht doch relativ gesehen zu viel. ;)
Die ggf. zwei anderen Trauernden in schwarz haben ja nur den C&A-Anzug und ansonsten fast Alltagsklamotten von Turnschuhen bis Poloshirt. ;)
 
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