Trauerkleidung

... Ein Großteil meiner Familie wohnt auf dem Land und dort ist es eine Selbstverständlichkeit, dass zu Beerdigungen schwarz getragen wird. Durch die Kirche wabert dann immer der Duft von Mottenkugeln und Minzpastillen, die Jagdhornbläser und der Konfirmand an der Orgel bieten den passenden Soundtrack. So weit, so gut - aber ungeschriebene gesellschaftliche Gesetze verlangen dann zudem auch, dass die Hinterbliebenen Trauer tragen und für einen je nach Verwandschaftsgrad festgelegten Zeitraum in schwarz gehen, das kann bis zu einem Jahr gehen. Nicht jeder zieht es in den heutigen Zeiten noch durch - aber ich habe in meiner Kindheit Menschen erlebt, die aus einer größeren Familie stammen und ab einem gewissen Alter quasi nur noch in schwarz rumliefen, weil Eltern, Onkel, Tanten, Ehepartner, Geschwister, Schwager etc. in gewisser Regelmäßigkeit dahinblichen. ...
Amisch?

http://de.wikipedia.org/wiki/Amische
 
Hallo,
Wir wohnen gegenüber von einem Friedhof. Und so dramatisch sehe ich die Situation nicht - in der Regel sind die meisten anständig gekleidet.
Grotesk fand ich die Beerdigung eines lieben Nachbarn, den es viel zu früh dahingerafft hat: da er Funktionär im Karneval war, wimmelte es nur so von Gardeuniformen und Tanzmariechen. Das war mal wirklich schräg.
 
Hallo,
Wir wohnen gegenüber von einem Friedhof. Und so dramatisch sehe ich die Situation nicht - in der Regel sind die meisten anständig gekleidet.
Grotesk fand ich die Beerdigung eines lieben Nachbarn, den es viel zu früh dahingerafft hat: da er Funktionär im Karneval war, wimmelte es nur so von Gardeuniformen und Tanzmariechen. Das war mal wirklich schräg.

Als Pfarrer hätte ich mir ein "Wolle mer ihn reinlasse?" nicht verkneifen können. Deshalb war ich für`s Theologiestudium auch ungeeignet.
 
Nur wenn einer in Ed Hardy käme, würde ich hörbar im Sarg rotieren.
Aber das sind doch sehr teure Markenklamotten, stellt damit vielleicht für manche Niedersachsen durchaus eine besondere Form der Ehrerbietung dem erloschenen Nordlicht gegenüber dar. Entspricht sozusagen dem Dresscode Black Tie für die KiK-Generation!? :D
 
Mir wird nicht ganz klar, wRum hier immer dieser Dualismus aufgemacht wird
, der dahin argumentiert: mir ist es lieber, wenn jemand wirklich trauert und kommt, wie es ihm beliebt, als jemand, der in Schwarz kommt, aber seigentlich gar nicht trauert. Das ist ein Scheinargument. Eigentlich wäre es doch besser, wenn jemand schwarz trüge UND richtig trauert, oder? Zudem: wie sehr trauert denn wohl jemand, dem es zu teuer oder zu anstrengend ist, sich bei H&M zumindest mit einer schwarzen Krawatte auszuatatten? Das ist eben eine dieser Sachen, die man als kleines Zeichen des Respekts tut. Ich verstehe nicht, warum das so ein Drama sein soll.
 
100 % Zustimmung.
Wir leben heute in einer Zeit, wo Respekt anderen gegenüber als Wert nicht mehr vermittelt wird oder zählt. Für mich drückt der schwarze oder dunkle Anzug mit weißen Hemd, ordentlichen schwarzen Schuhen und schwarzer Krawatte eine besondere Wertschätzung aus. Der Anlaß wird dadurch zu etwas besonderem.
Die Frage ist, ob man früher wirklich jeden wertgeschätzt hat oder einfach schwarz trug, weil man eben schwarz trug.

Erstaunlich ist, dass in guten Zeiten, wo sich Menschen immer mehr leisten können, an Tauerkleidung und Beerdigungen gespart wird. Ich vermute, dass das mit der wachsenden Gier, egoistische Bedürfnisse zu befriedigen zu müssen, zusammen hängt.
Ich denke eher, dass es damit zusammenhängt, dass der Tod in Deutschland heute ein wenig von seinem christlichen Überbau und damit von seiner Tradition verloren hat. Man kann sich heute auf verschiedene Arten bestatten lassen und sogar die Urnen sind farbenfroh geworden. Letztens habe ich eine Urne im Eintracht Frankfurt Look gesehen. Das hätte es früher nicht gegeben. Entsprechend gehen die Leute zwangloser mit dem Thema um, was sich dann auch bei der Feier und in der Kleidung ausdrückt.
 
... sollen wir den Thread nicht mit dem "overdresseden Weihnachtsessen" zusammenführen? Mich deucht, es treibt in dieselbe Richtung....

Es ist faktisch auch ein recht ähnliches Thema, weil sich beides um die gleiche Frage dreht: warum tragen Menschen heute zu bestimmten Anlässen nicht mehr die Kleidung, die man früher dazu getragen hätte? Und wie steht der Teilnehmer des Stilforums dazu?
 
Es ist faktisch auch ein recht ähnliches Thema, weil sich beides um die gleiche Frage dreht: warum tragen Menschen heute zu bestimmten Anlässen nicht mehr die Kleidung, die man früher dazu getragen hätte? Und wie steht der Teilnehmer des Stilforums dazu?
Korrekt. Und in einem Stilforum kann man für verschiedene Anlässe sicherlich auch verschiedene Threads jeweils zum Thema "Anlass XYZ / Dresscode XYZ: Theorie und Praxis bzw. gestern und heute" sinn- und stilvoll alleine stehen lassen.

Da muß man m.E. nicht nach "zusammenlegen" rufen.
 
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