Wenn Sie es ähnlich aufziehen würden wie blugiallo, dann würde es doch passen. Also erst vermessen lassen und Maße hinterlassen, dann MTO und Details tweaken lassen.

Aber ohne den Grundschnitt zu kennen ist das doch nur verwirrend, vor allem, wenn man bei CM gleichzeitig die Modelle aussuchen kann
 
Also ich kann ja mal aus beiden Perspektiven sprechen und kann nur sagen, dass es mir schaudern würde wenn jeder Kunde seine Maße selber ändern oder gar eingeben könnte.
 
@Don Juan bei deinen Bildern fiel mir hat auf in der Vorderansicht auf, dass die Quartiere des Jacke ziemlich exakt auf der Höhe deines Schritts enden. Ich finde es optisch ausgeglichener, wenn sie noch ein kleiner Stück länger sind. In der Seitenansicht sieht man zu dem noch das letzte Ende deines Pos, also die Rundung. Das liegt auch an der engeren Hose.

Ich stehe vor der gleichen Herausforderung wie du, ich bin groß und schlank. Es soll alles nicht zu weit sein, weil es dann schlabberig aussieht und die Balance muss irgendwie gewahrt bleiben. Zudem ist es ein Herantasten an eine eher klassische Ästhetik, die zumindest mir nicht immer leicht fällt

Da hast du Recht, ich werde das nächste Sakko etwas länger machen. Das Herantasten ist genau die Herausforderung :D Bin gespannt, wie gut es bei dir gelingt!
 
Ich finde den Anzug besonders für den Erstversuch sehr gelungen. Wenn du dir eine moderne aber nicht zu enge Passform wünscht, ist das schon sehr gut.
Trotzdem schadet es nicht an ein paar Stellschrauben zu drehen, oder nachzuhaken beim Berater. Ich weiß auch noch nicht 100% welche Stellschrauben im neuen Custom Made möglich sind.

-Ich würde den Anzug auf keinen Fall weiter taillieren. Das Sakko ist schmal, aber mit schöner Linie. Wenn du das Sakko stärker taillierst, läufst du Gefahr den jetzt schönen, cleanen Übergang an der Taille zu verlieren.

-Am oberen Rücken könntest du etwas mehr Weite zugeben. Das sieht am Latissimus etwas eng aus. Probiere mal eine "Computerpose" mit Armen nach vorne. Dabei muss genug Luft für Bewegung am oberen Rücken sein.
Die Falten an der rechten Schulter sind schwer zu beurteilen. Ich meine zu sehen, dass deine rechte Schulter leicht "hängt" (Rechtshänder?). Evtl. gibt es hier ein "low shoulder adjustment" oder sowas im System.
Außerdem könnte das Armloch zu hoch (vertikal) oder eng (horizontal) sein, da die Falten Richtung Achsel ziehen.
Die kleinen Fältchen sind kein Weltuntergang und fallen im Alltag wrsl. nicht auf, da sie auch von deiner Körperhaltung abhängen, ich würde mir das aber nochmal mit Lea ansehen.

-Deine fallende Schulter (oder sloping shoulder), würde ich nur bei Sportcoats mit einer ungepolsterten Schultervariante machen. Deine Schultern fallen so stark ab, dass eine Schulter mit etwas Struktur mMn besser zu einem Anzug passen würde. Wenn du mir nicht glaubst, schau dir mal die Sachen von Simon Crompton an. Der hat auch eine stark fallende Schulter und mir haut es regelmäßig den Vogel raus, wenn ich sehe, was er da von Maßschneidern teilweise verkauft bekommt. Seine Anzüge mit etwas Struktur in der Schulter stehen ihm 100 mal besser, als die ungepolsterten Varianten.
Das heißt nicht, dass du Terminatorschultern tragen sollst, aber vlt etwas, dass diesem sloping Effekt entgegen wirkt.
Auch ein "rollino" Abschluss an der Schulter würde die Ästhetik verbessern, in dem optisch der Blick nach oben gezogen wird.

-Das Sakko würde ich definitiv 1 cm länger machen beim nächsten Versuch und dann nochmal evaluieren. Bei der Länge nur sehr vorsichtig Zugeben. 2-3cm sind schon eine Welt Unterschied. Zum Vergleich: viele Konfektionsgrößen gehen pro Größe auch nur 1 cm länger.
1cm mehr wäre immer noch modern und nicht spießig, würde aber mMn mehr Balance zu deinem Körperbau bringen.
[/Exkurs: Ein bisschen Suit-Theory dazu: Es gibt viele (v.a. auch deutsche) Schneider, die mit einem Rechensystem arbeiten. Beispiele: https://www.muellerundsohn.com/ueber-uns/ ; https://sartorialnotes.com/2013/08/07/volkmar-arnulf-on-fashion-in-bespoke-tailoring/ .
Dabei gibt es viele Theorien wie Symmetrie oder den "goldenen Schnitt" oder ähnliches. Mal anschaulich ein paar Methoden erklärt:
1. Die Sakkolänge (immer ohne Kragen, da dieser je nach Kragenhöhe/ Reversbreite unterschiedlich ausfällt; teilweise auch als "Nackenhöhe" bezeichnet) sollte den sichtbaren vom Anzug bekleideten Körper in zwei Hälften teilen. Also nachmessen im Stehen ab Nacken ohne Kragen bis zu den Fersen, bzw. Oberkante der Absätze (genauso wie Kragen den Absatz nicht mit messen). Einfacher wäre natürlich bis Ende der Hose zu messen.
Dann dieses Maß durch 2 teilen = Symmetrie oben und unten = Sakkolänge.


2. Nach dem goldenen Schnitt (Asymmetrie) wird das Verhältnis Sakko und Hose mit jeweils dem Gesamtkörper gesetzt. Hier mit der Mona Lisa ganz gut erklärt: https://www.saxoprint.de/blog/der-goldene-schnitt .

Wenn man die oben gezeigten Maße von Arnulf 2013 zum Ausgang nimmt: z.B. halbe Körpergröße minus 12-13 cm oder halbe Nackenhöhe minus 1-2 cm wird man schnell sehen, dass alle Methoden zu einem relativ ähnlichen Ergebnis kommen, dass sich nur plus/minus wenige cm unterscheidet.
Mein Beispiel nach Arnulf: Körpergröße 175cm / 2 = 87,5cm davon minus 12-13 = 74,5 bis 75,5 cm. Und Wunder, Wunder meine go-to Sakkolänge ist 75cm. /Exkurs Ende]


-Die Hose könnte mMn mehr Weite an der Hüfte vertragen (hast du ja schon richtig erkannt). Wenn du gefühlt nur vorne mehr Luft brauchst, kann man im System evtl. nur an der vorderen Hüftweite etwas zugeben?
Nach meinem persönlichen Geschmack dürfte die Hose auch etwas weiter am Oberschenkel und den Waden sein, aber das bliebt Geschmackssache. Wenn man im Anzug hauptsächlich sitzt (am Schreibtisch) verschieben sich die Prioritäten schnell mal Richtung mehr Luft.... :)

Vielen lieben Dank, das ist wirklich extrem hilfreich für mich!

Die moderne (hört sich immer etwas albern an), aber nicht zu enge Passform ist genau das Ziel.

- Das Sakko wird nach den Rückmeldungen und meinem persönlichen Eindruck nicht weiter tailliert.

- Der Rücken könnte wirklich grenzwertig eng sein, dass werde ich im Alltag nochmal beobachten, ob ich ihn aus Komfortgründen eine Idee weiter mache. Hinsichtlich der Falten rede ich mit Lea, wobei mir deine Änderungsvorschläge logisch und sinnvoll vorkommen.

- Das Armloch wollten Lea und ich sogar noch einen halben Cm höher machen :D Gefühlt würde es das vertragen. Es kann aber sein, dass es vielleicht wirklich zu eng ist (horizontal), das kann ich ehrlich gesagt nicht beurteilen. Vielleicht ist es aber wirklich nur der fehlende Stoff am oberen Rücken.

- Kannst du vielleicht nochmal kurz ausführen, welche "kleinen Fältchen" du meinst, die am Rücken? Da wäre ich jetzt von ausgegangen, dass die im Sinne der Bewegungsfreiheit ohnehin unvermeidbar sind, aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren ;)

- Deine Ausführen zur Schulterkonstruktion finde ich interessant. Ich empfinde eine ungepolsterte Schulter als sehr angenehm, sehe aber ein, dass das evtl. nicht so wirklich zu meinem Körperbau im Hinblick auf einen formalen Anzug passt. Bei Crompton ist mir das bis jetzt noch nicht aufgefallen, aber ich habe da vermutlich auch noch nicht das Auge für, warum mir manches nicht so gut gefällt.

- Hinsichtlich der Gesamtlänge werde ich es genau so machen wie vorgeschlagen und erstmal nur 1 cm dazugeben. Dann kann man ja immer noch weitersehen. Die Theorie werde ich mal nachmessen und nachreichen, wie weit ich davon weg bin ;) Bei der Methode mit der Körpergröße bin ich doch deutlich davon weg, da das bei meinen 1.98 m eine Sakkolänge von 86-87 cm bedeuten würde. Ich meine, das Sakko ist 81 cm lang.

- Bzgl. der Hüftweite werde ich mich hinsichtlich der Umsetzung auf Lea verlassen, sie wird allerdings in jedem Fall erhöht. Ich gebe dir Recht, dass die Hose weiter könnte, allerdings wäre das aktuell noch nichts für mich. Vielleicht ein Lernprozess.

Abschließende Anmerkung: Es ist total interessant, wie unterschiedlich meine eigene Wahrnehmung in Bezug auf Sakkolänge und Weite der Hose ist. Ersteres habe ich im Spiegel als absolut ausreichend wahrgenommen, letzteres als grenzwertig weit. Als ich dann die Bilder gesehen habe, hat sich meine Einschätzung dann doch etwas verschoben.
 
Abschließende Anmerkung: Es ist total interessant, wie unterschiedlich meine eigene Wahrnehmung in Bezug auf Sakkolänge und Weite der Hose ist. Ersteres habe ich im Spiegel als absolut ausreichend wahrgenommen, letzteres als grenzwertig weit. Als ich dann die Bilder gesehen habe, hat sich meine Einschätzung dann doch etwas verschoben.

Ob man es will oder nicht, die eigene Wahrnehmung wird auch durch die Menschen um einen herum geformt, und da wir in Zeiten von Skinny Fit leben, wird eine im Hinblick auf die Maße im historischen Durchschnitt liegende Hose schon schnell als zu weit empfunden. Es hilft, sich ne Menge 80er- und 90er- Filme anzuschauen, dann relativiert das wieder.
 
Ob man es will oder nicht, die eigene Wahrnehmung wird auch durch die Menschen um einen herum geformt, und da wir in Zeiten von Skinny Fit leben, wird eine im Hinblick auf die Maße im historischen Durchschnitt liegende Hose schon schnell als zu weit empfunden. Es hilft, sich ne Menge 80er- und 90er- Filme anzuschauen, dann relativiert das wieder.

Nur sollte man auch teilweise mit der Zeit gehen und irgendwo in der Mitte seinen Weg gehen.
Klar kann man alles wie in der "guten alten Zeit" tragen, aber wenn man dann teilweise als etwas komisch und clownesk (auch wenn es nur in Bezug) auf Kleidung ist rüberkommt darf man sich halt nicht wundern.
 
Nur sollte man auch teilweise mit der Zeit gehen und irgendwo in der Mitte seinen Weg gehen.
Klar kann man alles wie in der "guten alten Zeit" tragen, aber wenn man dann teilweise als etwas komisch und clownesk (auch wenn es nur in Bezug) auf Kleidung ist rüberkommt darf man sich halt nicht wundern.

Ein gentleman steht da halt drüber, wenn seine Kleidung aussieht wie vor 30 Jahren. Oder 30 Jahre alt ist? Wie dem auch sei: chapeau!
 
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