Suit Supply – Eine Begnung
Am Samstag habe ich dem Suit Supply Geschäft in der Londoner Vigo Street einen Besuch abgestattet und wie versprochen, werde ich nun ausführlich berichten.
Die Lage ist erste Sahne, am Ende der Savile Row gegenüber von Gieves & Hawkes. Scheinbar war dort das alte Geschäft von Boateng zu finden, bevor er in die Savile Row aufgestiegen ist. Steht man also nun vor Suit Supply, so kann man sich einreden, dass man mit der Savile Row Atmosphäre shoppen geht und einen Hauch der Klasse und Eleganz der absoluten Topliga spürt. Allerdings kann das schnell auch desillusionierend wirken, wenn man bei Gieves & Hawkes ins Fenster lugt und weiss, dass man sich einen solchen Anzug auf absehbare Zeit nicht leisten kann. Auch wird man dazu verleitet, Suti Supply möglichst erst dann zu betreten, wenn keiner der Gieves & Hawkes Verkäufer einem aus dem Fenster schauend erspäht. Die gefühlte Peinlichkeit wäre einfach zu groß.
Bevor man nun Suit Supply betritt, sollte man sich erst mal ein paar Gedanken zu dem Namen machen. Wer auf Erden ist auf die Idee gekommen, sein Business Concept so zu betiteln und dann dementsprechend noch die Geschäfte zu benennen? Das zerstört gleich wieder die zuvor getankte Savile Row Atmosphäre. Es gäbe bestimmt einen eleganteren Namen. Lässt man sich dennoch nicht vom Namen abschrecken betritt man das Geschäft und steht sogleich vor einem (scheinbaren) Schneider, der Änderungen an den OTR gekauften Anzügen sofort ausführt (allerdings sind im Keller wohl noch eine ganze Legion anderer Schneider vom Kunden nicht einsehbar am werkeln) Über dem Schneider an einer Nähmaschine ist eine große Tafel, die an eine Flughafen- oder Bahnhofsanzeige erinnert. Darauf kann der Kunde sehen, wann sein Anzug zum Abholen bereit ist. Wie ich finde, eine sehr pfiffige Idee.
Schaut man sich nun im Laden um, findet man eine ganze Wand voller Hemden und Krawatte in metallisch und neonlichtartiger Atmosphäre arrangiert. Das verleiht dem ganzen Raum einen kühlen nüchternen und jugendlichen Look, also das Gegenteil eines Savile Row oder Jermyn Street Ambiente. Anzüge sucht man im Erdgeschoss vergebens, denn die einzigen die zu finden sind, sind die bereits geänderten, die auf ihre Abholung warten. Aber das sehr freundliche und zuvorkommende Personal begleitet einen sogleich die Stiege hinab in den Keller.
Von Beleuchtung und Metallambiente dem Erdgeschoss entsprechend gleich findet man sich in einem kleinen schmalen Korridor wieder. Man könnte meinen, es ist die Sardinenbüchsen unter den Herrenausstattern. Dennoch gibt es dabei ein ganz besonderes Highlight, nämlich das Arrangement der Spiegel. So kann man ein Rund mit drei Spiegeln betreten und sich damit problemlos von allen Seiten betrachten. So etwas habe ich bisher noch bei keinem Herrenausstatter gesehen und hat mir die Anprobe massiv erleichtert, ja sogar einen extra Freudenfaktor hinzugefügt.
Nun zu des Puddels Kern, den Anzügen. Ich habe mich dabei nur mit den RTW Anzügen beschäftigt. Die Auswahl an Stoffen, Farben und Größen ist sehr groß. So gab es von jeder Größe etwa 15 verschiedene Modelle (zur Kollektion siehe deren Website). Der Schnitt der Anzüge ist, wie bereits von anderen Forumsmitgliedern beschrieben, sehr jugendlich modern: kurze Arme, sehr körperbetont, einreihig mit zwei Knöpfen und Seitenschlitzen. Einen anderen Schnitt gibt es nicht. Also eher etwas für einen schlanken und großen Berufseinsteiger als für den etwas gesetzteren Herren. Aber das ist ja auch die Zielschicht. Die Anzügen koste zwischen 200 und 400 GPB, wobei die meisten um die 300 GBP rangieren. Die Verarbeitung scheint für mein Laienauge ok zu sein und die Knöpfe sind auch sehr ansehnlich. Der CEO von Suit Supply, so durfte ich in einem Interview lesen, scheint derartig von der Qualität seines Produkts überzeugt zu sein, dass er gerne einmal während des Interviews das Futter aus einem Sakko reißt, um die Qualität zu demonstrieren. Ein Highlight sind die working button holes. Wer also angeben will, der kann sein Glück versuchen! Die anfallenden Änderungsarbeiten werden sofort vor Ort ausgeführt, und sollte es länger als 30min dauern, werden diese nicht in Rechnung gestellt. Der Verkäufer war sehr freundlich und hilfsbereit, allerdings wollte er mich dann doch in eine allzu kleine Größe stopfen.
Fazit: Für den jungen Studenten und Berufseinsteiger eine hervorragende Alternative zu den anderen gleichpreisigen Anzügen, die man so finden kann (T.M. Lewin, Charles Thyrwitt, Strelson, Cinque, und Boss im Outlet etc.). Wer aber auf der Suche nach einem klassischen Anzug ist, der nicht unbedingt allzu figurbetont ist, der ist für ein wenig mehr Geld bei Windsor und Eduard Dressler sicher besser bedient. Alles in allem hat mich Suti Supply vom Preis-Leistungs-Verhältnis jedoch überzeugt.
Wer mehr dazu lesen möchte, den verweise ich auf folgende Artikel:
http://www.timesonline.co.uk/tol/life_and_style/men/article3524068.ece
http://www.mensflair.com/shopping-guide/a-hole-in-the-made-to-measure-market.php
http://permanentstyle.blogspot.com/2008/02/interview-with-suit-supply.html