Stil ist Klassische Kleidung?

[bluesman528]

Selbstverständlich darf jeder rumschlendern wie er möchte. Mir fällt zunehmend auf, das diese Leute sich über anachronistisch gekleidete Menschen wie mich amüsieren und, wie sagt man es, lästern. Umgekehrt, schon allein der schieren Masse wegen, tue ich das nicht.

Fairerweise muss man meiner Erfahrung nach sagen, dass

1. die meisten Leute auf der Straße, egal wie gekleidet, Besseres zu tun haben als über die Kleidung ihrer Mitmenschen zu lästern,

2. im 1:1 Kontakt sich sehr häufig ein ausgeprägt respektvoller Umgang ergibt, als ob die sartoriale Kleidung die Menschen auch ein bisschen an ihre guten Umgangsformen erinnern würde,

3. die Reaktion auf sartoriale Kleidung in Deutschland sehr von der Stadt abhängt, in der man sich bewegt (z.B. Hamburg, Düsseldorf eher positiv, Ruhrgebiet eher negativ).

Es ist sicher richtig, dass es in Deutschland einen sozialen Druck aus bestimmten gesellschaftlichen Schichten gegen sartoriale Kleidung gibt, der hier auch manchen im Forum beeinflussen mag (Fragen wie "Kann ich beim Theaterbesuch einen Anzug tragen?" kommen ja nicht von ungefähr). Aber dass man einen permanenten Spießrutenlauf auf der Straße durchmachen muss, kann ich auch nicht erkennen.

 

[proteus]

Nach fünf Seiten, denke ich, können wir festhalten, das schon die Eingangsfrage falsch gestellt war.

Es sollte nicht heissen: Stil ist klassische Kleidung sondern: "Ist klassische Kleidung Stil?"

Fragt man so rum sind sich sicher alle einig, wenn sie sagen: Nein, sie ist nur ein Teil und ein Ausdruck eben dessen.

 

[Tittapå]

Ich denke so können wir das Jahr 2014 begegnen.

Ich wünsche einen guten Rutsch und ein erfolgreiches tolerantes Jahr 2014.

 

[BuckminsterFuller]

Ich denke Stil hat auch etwas mit "sich Gedanken machen" zu tun.

Wenn man das ganze dann auf Kleidung bezieht z.B. dass man nicht eben zu den ersten Socken im Schrank greift, sondern zu denen, die zu den restlichen Kleidungsstücken passen. Dass ich nicht nur einen Gürtel für alle Gelegenheiten besitze, sondern eine kleine (oder große ) Auswahl in verschiedenen Farben und Formalitäten usw.
Das sind Dinge die nicht nur bei der klassischen Garderobe passen, sondern auch bei "Mode".

Es hat auch was damit zu tun, nicht verkleidet zu wirken. Vor kurzem kam mir ein Gothic entgegen, perfekt gekleidet in viktorianischem(?) Gewand und ich dachte mir: "man, der hat Stil". Jeder andere hätte damit ausgesehen wie ein verrückter Volltrottel. Bei Rockabillys das Gleiche Problem, es gibt Leute die aussehen wie Originale und Leute die aussehen wie billige Abziehbilder einer Epoche. So lässt sich das auf beliebige Subkulturen erweitern.

Zum Stil im Gesamten wurde ja schon einiges Geschrieben.
Kleidung ist ohne Frage der erste Eindruck.
Dazu gehört für mich aber auch in vorderster Front das Benehmen.
Dieser erste Eindruck kann durch schlechtes Benehmen sofort völlig zerstört werden. Gleichzeitig können gute Manieren das Gegenteil bewirken.

Anstand hat auch etwas mit Stil zu tun. Zu seinem Wort zu stehen, aber auch Fehler die man gemacht hat zugeben können. Nicht mehr nachtreten wenn jemand metaphorisch (oder wirklich? ) am Boden liegt.

Die Liste könnte man noch um viele Punkte erweitern, möchte ich aber nicht mehr, denn ich denke es erläutert meinen Standpunkt.

Beste Grüße
Buckminster

 

[TobiasM]

Wenn man jetzt mal Stil auf Kleidungsstil reduziert und nicht fragt ob guter oder schlechter Kleidungsstil, würde ich Kleidungsstil vorallem mit Wiedererkennungswert gleichsetzen. Für mich hat jemand seinen eigenen Kleidungsstil gefunden, wenn ich ihn durch ein Bild ohne Kopf erkennen würde. Daraus kann man auch schlussfolgern, das man sowohl mit aktueller Mode wie auch mit klassischer Mode keinen oder einen Kleidungsstil haben kann. Ob dieser gut ist liegt im Auge des Betrachters und das kann jeder nur für sich selbst entscheiden und kann auch nicht wirklich diskutiert werden.

 

[Lohengrin]

[...] dem Sinn für den Anlass. Etwas, woran es heute der überwältigenden Mehrheit fehlt. [...]

Und dann verschwimmt alles zu einem Brei. Festlichkeit ist auch dadurch bedingt, dass die Beteiligten zum Teil des Fests werden. Und die zum Anlass passende Kleidung steigert die Genußfähigkeit. Auch das werden viele leider noch nie gespürt haben.