Woz
Member
Irgendwie kommt das Thema immer wieder, aktuell bei der Frage nach Sneakers: Ist stilvolle Kleidung stets klassisch, muss klassische Kleidung immer stilvoll sein, oder darf es die friedliche Koexistenz geben?
Damit das nicht immer wieder andere Threads zurammscht eröffne ich den Ring also hier, und hoffe trotz Nutzung der Suchfunktion keinen bereits bestehenden Grundsatzdiskussionssthread übersehen zu haben.
Meine Meinung, ohne Anspruch auf die absolute Wahrheit:
Klassische Kleidung ist super. Ehrlich, ich kleide mich gern klassisch, und halte mich dabei an alte, teilweise sinnlose Regeln. Klassisch ist genau das, althergebracht und sicher. Wenn man sich mit der Materie beschäftigt, auf die Passform achtet und sich an die Regeln hält, dann sieht man in den Augen der meisten Außenstehenden aus wie aus dem Ei gepellt. Dunkelblauer Anzug im nicht übertrieben modischen Schnitt, hellblaues Hemd, Captoe Oxfords, Kniestrümpfe und weinrote Grenadine Krawatte, weißes Leineneinstecktuch und fertig. Die Uniform des Gentleman, nicht originell, aber korrekt. Und, das muss man der Kombi lassen, sie sieht meist echt sehr gut aus!
Selbiges zu Smoking und Frack, wer auf gute Passform achtet, die klassischen Beilagen serviert und sich von Experimenten fern hält ist auf der sicheren Seite, da kann man nix falsch machen. Das ist klassisch, hat aber mit Stil nur am Rande zu tun.
Woher kommen die Klassiker? Die Basis der klassischen Garderobe ist schlicht stures kopieren alter Vorbilder, oft mit militärischem Hintergrund, manchmal auch mit netter Anekdote zur Geschichte. Dennoch, es bleibt unreflektiertes kopieren, so ist es korrekt, und nicht anders. Und lustigerweise sind es dann diejenigen die auf die Konvention pfeifen die neue Klassiker hervorbringen. Macht der angesehene Prinz den Westenknopf mal nicht zu, was zu seiner Zeit alles andere als korrekt war, dann kopiert man auch das, und ein paar Jahre ode Jahrzehnte später hat man ein neues Dogma. Den Knopf DARF man nicht schließen! Alles Andere ist stillos!
Und wenn der Adelige sich zur Frackhose in ein unpassendes Sakko wirft, dann kopiert man das, um ewig lange danach zu diskutieren was man nun zum Smoking tragen darf.
Da kommt jemand und wirft Konventionen um, aber wenn sein sozialer Status und seine Vorbildwirkung das ermöglichen, dann wird er zum Trendsetter, und ist der Trend Massenkompatibel, dann wird daraus ein neues Dogma. Die Trendsetter hatten ihren eigenen Stil, und die Stilikonen prägen die Maßen.
Auch klassische Mode ist wandelbar. Es dauert, aber immer wieder mal wird etwas in den Kreis des Akzeptierten aufgenommen, und wenn es da lange genug verweilt wird aus dem Möglichen ein Muss.
Die Stilikonen heutzutage sind bedingt durch Maßenmedien kurzlebiger, und es konkurrieren mehr Menschen um den fragwürdigen Ruhm stilbildend zu sein. Anstatt des Adels müssen die Herren Beckham, Agnelli und Co die Regeln brechen, und ernten dafür Applaus und Nachahmer. Nur, und das macht die Sache kurzlebig, sie andern ihre Revolutionen permanent selber wieder, was den Siegeszug eines Trends zum neuen Dogma erschwert.
Zurück zur Klassik: Tradition und Sicherheit sind per se super. Klassiker sind die perfekte Basis um sich erst mal an die Welt der gehobenen Herrenmode zu wagen, man hat seine Anker an denen man sich festhalten kann, und einen Hafen in den man nach ersten missglückten Experimenten zurückkehren kann. Mit dieser Basis kann man einen eigenen Stil entwickeln, erstmal langsam etwas gewagter kombinieren, und die irgendwann mal sagen "ich kenne die Regeln, darum kann ich sie brechen".
Und eventuell kann man sich dann auch eingestehen, dass man nicht tut was man MUSS, sondern was man will. Weil es zum eigenen Stil gehört. Und da ist es dann egal, dass Jahrzehnte der Hightech Entwicklung den Schlappen von Sportmarke X bekömmlicher für den Fuß werden ließen als die klassischen Rahmengenähten, oder dass der Tintenroller auch durchaus hübsch schreiben kann. Dann ist es auch egal ob das Auto mit Stern, Propeller oder Ringen in fast jeder Hinsicht der preiswerteren Konkurrenz unterliegt, die Edelautomatikuhr gegen digitale Alleskönner in Punkto Genauigkeit chancenlos ist, oder der Kaschmirpulli gegen die Funktionsfaser an Boden verliert. Man muss sein Wahl nicht rechtfertigen oder andere bekehren. Wenn man das WILL und deswegen mit Stolz nutzt, dann hat man seinen Stil gefunden. Wenn man das nicht will, aber das bewusst, dann auch. Ich finde, jemand der sich mit der Materie beschäftigt hat, und dann zum Sakko und Hemd eben mal Sneaker gekonnt kombiniert, der hat mehr eigenen Stil als jemand der Stur nach Dogma vorgeht, und irgendwas von No brown in town faselt ohne zu wissen wo die "Regel" herkommt. Wer Stil hat, der wird sich dort wo klassische Garderobe gefragt ist eben so kleiden, und er wird wissen in welchen Situationen er mit de Mode spielen darf. Wer keinen Stil hat, der pfeift entweder ganz auf gute Kleidung, oder er hält mangels Alternativen an den Klassikern fest und bewegt sich keinen Millimeter aus der Deckung.
So, Roman beendet, wünsche fröhliche Diskussion.
PS: Habe den Beitrag am Handy mit irrwitzigem Autokorrekt verfasst. Ich hoffe alle Fehler gefunden zu haben, falls nicht: Tut mir leid!
Damit das nicht immer wieder andere Threads zurammscht eröffne ich den Ring also hier, und hoffe trotz Nutzung der Suchfunktion keinen bereits bestehenden Grundsatzdiskussionssthread übersehen zu haben.
Meine Meinung, ohne Anspruch auf die absolute Wahrheit:
Klassische Kleidung ist super. Ehrlich, ich kleide mich gern klassisch, und halte mich dabei an alte, teilweise sinnlose Regeln. Klassisch ist genau das, althergebracht und sicher. Wenn man sich mit der Materie beschäftigt, auf die Passform achtet und sich an die Regeln hält, dann sieht man in den Augen der meisten Außenstehenden aus wie aus dem Ei gepellt. Dunkelblauer Anzug im nicht übertrieben modischen Schnitt, hellblaues Hemd, Captoe Oxfords, Kniestrümpfe und weinrote Grenadine Krawatte, weißes Leineneinstecktuch und fertig. Die Uniform des Gentleman, nicht originell, aber korrekt. Und, das muss man der Kombi lassen, sie sieht meist echt sehr gut aus!
Selbiges zu Smoking und Frack, wer auf gute Passform achtet, die klassischen Beilagen serviert und sich von Experimenten fern hält ist auf der sicheren Seite, da kann man nix falsch machen. Das ist klassisch, hat aber mit Stil nur am Rande zu tun.
Woher kommen die Klassiker? Die Basis der klassischen Garderobe ist schlicht stures kopieren alter Vorbilder, oft mit militärischem Hintergrund, manchmal auch mit netter Anekdote zur Geschichte. Dennoch, es bleibt unreflektiertes kopieren, so ist es korrekt, und nicht anders. Und lustigerweise sind es dann diejenigen die auf die Konvention pfeifen die neue Klassiker hervorbringen. Macht der angesehene Prinz den Westenknopf mal nicht zu, was zu seiner Zeit alles andere als korrekt war, dann kopiert man auch das, und ein paar Jahre ode Jahrzehnte später hat man ein neues Dogma. Den Knopf DARF man nicht schließen! Alles Andere ist stillos!
Und wenn der Adelige sich zur Frackhose in ein unpassendes Sakko wirft, dann kopiert man das, um ewig lange danach zu diskutieren was man nun zum Smoking tragen darf.
Da kommt jemand und wirft Konventionen um, aber wenn sein sozialer Status und seine Vorbildwirkung das ermöglichen, dann wird er zum Trendsetter, und ist der Trend Massenkompatibel, dann wird daraus ein neues Dogma. Die Trendsetter hatten ihren eigenen Stil, und die Stilikonen prägen die Maßen.
Auch klassische Mode ist wandelbar. Es dauert, aber immer wieder mal wird etwas in den Kreis des Akzeptierten aufgenommen, und wenn es da lange genug verweilt wird aus dem Möglichen ein Muss.
Die Stilikonen heutzutage sind bedingt durch Maßenmedien kurzlebiger, und es konkurrieren mehr Menschen um den fragwürdigen Ruhm stilbildend zu sein. Anstatt des Adels müssen die Herren Beckham, Agnelli und Co die Regeln brechen, und ernten dafür Applaus und Nachahmer. Nur, und das macht die Sache kurzlebig, sie andern ihre Revolutionen permanent selber wieder, was den Siegeszug eines Trends zum neuen Dogma erschwert.
Zurück zur Klassik: Tradition und Sicherheit sind per se super. Klassiker sind die perfekte Basis um sich erst mal an die Welt der gehobenen Herrenmode zu wagen, man hat seine Anker an denen man sich festhalten kann, und einen Hafen in den man nach ersten missglückten Experimenten zurückkehren kann. Mit dieser Basis kann man einen eigenen Stil entwickeln, erstmal langsam etwas gewagter kombinieren, und die irgendwann mal sagen "ich kenne die Regeln, darum kann ich sie brechen".
Und eventuell kann man sich dann auch eingestehen, dass man nicht tut was man MUSS, sondern was man will. Weil es zum eigenen Stil gehört. Und da ist es dann egal, dass Jahrzehnte der Hightech Entwicklung den Schlappen von Sportmarke X bekömmlicher für den Fuß werden ließen als die klassischen Rahmengenähten, oder dass der Tintenroller auch durchaus hübsch schreiben kann. Dann ist es auch egal ob das Auto mit Stern, Propeller oder Ringen in fast jeder Hinsicht der preiswerteren Konkurrenz unterliegt, die Edelautomatikuhr gegen digitale Alleskönner in Punkto Genauigkeit chancenlos ist, oder der Kaschmirpulli gegen die Funktionsfaser an Boden verliert. Man muss sein Wahl nicht rechtfertigen oder andere bekehren. Wenn man das WILL und deswegen mit Stolz nutzt, dann hat man seinen Stil gefunden. Wenn man das nicht will, aber das bewusst, dann auch. Ich finde, jemand der sich mit der Materie beschäftigt hat, und dann zum Sakko und Hemd eben mal Sneaker gekonnt kombiniert, der hat mehr eigenen Stil als jemand der Stur nach Dogma vorgeht, und irgendwas von No brown in town faselt ohne zu wissen wo die "Regel" herkommt. Wer Stil hat, der wird sich dort wo klassische Garderobe gefragt ist eben so kleiden, und er wird wissen in welchen Situationen er mit de Mode spielen darf. Wer keinen Stil hat, der pfeift entweder ganz auf gute Kleidung, oder er hält mangels Alternativen an den Klassikern fest und bewegt sich keinen Millimeter aus der Deckung.
So, Roman beendet, wünsche fröhliche Diskussion.
PS: Habe den Beitrag am Handy mit irrwitzigem Autokorrekt verfasst. Ich hoffe alle Fehler gefunden zu haben, falls nicht: Tut mir leid!