STIL - eine Frage des Preises?

Wir Männer müssen uns emanzipieren!:D
Ist wohl falsch, "klingt" aber gut!

Eher nicht falsch wenn es um Kleidung geht. Man sollte bedenken, dass die meisten deutschen Männer von ihren Frauen eingekleidet werden, also der Frau die Auswahl und Zusammenstellung der Kleidung überlassen wird. Emanzipation ist insofern das richtige Wort - wie soll sich so je ein eigener Stil entwickeln?

Das Ergebnis von dieser Fremdbestimmung ist das Trauerspiel aus Fleece und Goretex, das man jeden Tag auf der Straße bewundern kann. Wobei sich die Frage aufdrängt, ob es wirklich ansehlicher wäre wenn die Männer kleidungstechnisch die (eigenen) Hosen an hätten...

Das Publikum hier ist eine verschwindend kleine Minderheit.
 
OK, als Junge kleiden uns die Mutter und die Tanten ein;
eingeschult dann die Mitschüler, also faktisch deren Mütter,
als Teen und Twen - da müsst Ihr mir helfen - die Freundinnen?,
dann mit Mitte oder Ende Zwanzig, manchmal auch später, fangen wir an zu lesen,
und kaufen dann das, was uns Condé Nast und/oder Buchautoren empfehlen,
aber selbst recherchierte Klamotten und Schuhe, Modemessen und -schauen?
Dafür fehlt dann wirklich die Zeit, weil schon wieder bemuttert werden - diesmal von der Mutter unserer Kinder
und weil wir ja das Geld verdienen müssen, um nun die eigene Familie zu unterhalten,
so dass für uns Männer kaum Geld und garantiert keine Zeit für uns selbst mehr übrig bleibt - wir brauchen also einen Freiraum um uns verwirklichen zu können!
Also - so richtig autark sind wir Männer bei Mode daher eigentlich nie!

Und irgendwann landen wir dann in der Mittagspause mit dem PC per Zufall in einem Modeforum.
Dort lesen wir dann von Bekleidungsregeln, die meist aus England stammen oder von Andy geschrieben wurden,
dass nur Maßarbeit bei Bekleidung und Schuhen zählt, welcher Stoff in welchem Design es unbedingt sein muss,
dass Schuhe nicht braun sein sollen, weder in der Stadt noch abends.
Wir lesen dies und glauben es - ob wir wollen oder nicht - und werden schon wieder fremdbestimmt.

Warum können sich Männer nicht einmal zurücklehnen, entspannen und alles, was sie lesen und sehen,
wie einen Film vorbeihuschen lassen und ihre eigene Meinung bilden?
Sich dann die Zeit rausnehmen und in aller Ruhe "shopseeing" machen - nein, nicht sofort kaufen!
Uns einfach nur einmal im Spiegel selbst betrachten wie wir uns in diesem oder jenem Outfit gefallen,
ohne das lästige Gequatsche von irgendwelchen Leuten,
die uns ihren Geschmack ins Ohr drücken wollen...irgendwann kommt dann der Moment in dem wir sagen werden:
Das bin ich!​

Bravo Gast, einer Deiner / Ihrer schönsten Beiträge.

P.S. Eine wahre Geschichte. Ist meiner Mutter als Verkäuferin beim grössten Herrenmoden Fachgeschäft Deutschlands passiert.

Meine Mutter: Hier können Sie sich im Spiegel betrachten und sehen ob Sie sich wohlfühlen.

Kunde: Brauch ich nicht, meine Frau ist mein Spiegel:eek:

Meine Mutter: Sprachlos

Liebe Grüsse

Sandro
 
Warum können sich Männer nicht einmal zurücklehnen, entspannen und alles, was sie lesen und sehen,
wie einen Film vorbeihuschen lassen und ihre eigene Meinung bilden?
Sich dann die Zeit rausnehmen und in aller Ruhe "shopseeing" machen - nein, nicht sofort kaufen!
Uns einfach nur einmal im Spiegel selbst betrachten wie wir uns in diesem oder jenem Outfit gefallen,
ohne das lästige Gequatsche von irgendwelchen Leuten,
die uns ihren Geschmack ins Ohr drücken wollen...irgendwann kommt dann der Moment in dem wir sagen werden:
Das bin ich!​

Aufgrund meiner relativ dominanten Mutter musste ich mir diesen Freiraum schon seit früher Kindheit hart erkämpfen. Die von ihnen beschriebene Gelassenheit stellte sich erst später ein, nachdem sich aus dem trotzigen Abwehrreflex ein mehr oder weniger gefestigtes Bild von 'meinem' Stil entwickelte. Heutzutage bin ich deshalb bei den (nicht enden wollenden...) Versuchen der Einflußnahme durch meine Freundin nicht mehr so trotzig und unversöhnlich, ab und zu lasse ich mich sogar durch einen Vorschlag 'inspirieren'. Denn, wenn man ehrlich ist, ist es keine Einbahnstraße - auch ich kommentiere, wenn auch zurückhaltend (Minenfeld...), ihre Outfits und nehme somit direkt oder indirekt Einfluß.

Ein eigener Stil entwickelt sich immer aus vielen verschiedenen Einflüssen, deshalb spricht prinzipiell nichts dagegen, dass Personen aus dem näheren Familien- und Bekanntenkreis ihren Teil beitragen, im Gegenteil, schließlich kennen diese Menschen einen am besten, viel besser als Magazine und Bücher mit ihren 'generischen' Idealen und Vorstellungen. Problematisch wird die Geschichte nur, wenn diese Einflüsse zu dominant werden.
 
Ueb, nicht jeder mag Lederjacken. Nicht jeder sieht in einer gut aus.

Sag mal, wieso nutzt du jeden Anlass, so eine "Hassrede" los zu lassen? Irgendwie...nervt es. Schön das es Lederjacken gibt, die du nicht bekommst wenn du ein falsches Wort sagst etc. Nicht jeder ist aber dazu bereit. Nicht jeder strebt diesem absoluten Seltenheitswert hinterher wie du. Jedenfalls nicht für eine Lederjacke ;)
 
Deinem letzten Absatz kann ich mich nun gar nicht anschließen:
Haben die Personen den Überblick über die aktuelle Mode?
Auch trainierte Augen?
Oder wollen sie Dich einfach nur so (ver-)kleiden, wie sie Dich sehen wollen?

Schau Dir nur einmal die recht verhaltenen Reaktionen auf die vorgestellten Lederjacken an.
Oder gar die Reaktionen auf die Jacken von Double Goose - nicht zu antworten ist ja auch eine.;)
Die Bemerkungen zu der Daunenweste von De Ski.
Oder wie reagieren die Leser auf das Stichwort "Alpaca"?
Sie kennen nur Cashmere - kein Vorhalt, nur ein Hinweis auf die eingeschränkte Sichtweise, die wir Menschen nun einmal haben, wenn wir etwas weder kennen noch beurteilen können.
Vicuña - ja das kennen sie, zumindest vom Namen her, und wissen, dass diese Wolle sehr exklusiv und teuer ist.
NEIN - Cashmere muss es sein, kennt man und bekommt man sogar bei Karstadt!
Leder - um Himmelswillen nein - es muss Stoff sein, und dann werden die bekannten Weber heruntergeleiert wie das Kleine Einmaleins in der Schule.

Ja, klar - es gibt nur die Welt, die wir kennen, und hinter dem Horizont beginnt die Unterwelt!

Nur ja nichts neues, und schon gar nicht so was ausprobieren - wer weiß, was da auf uns zukommt!
Und was werden die Kollegen sagen - und schon wieder das eisige Schweigen der holden Gattin, sehr erzürnt darüber,
dass er doch tatsächlich sein Geld selbst ausgegeben hat und sie damit um ihr Shoppingerlebnis und den Kaffeetratsch mit den Freundinnen gebracht hat!
Und wie er wieder ausschaut - unmöglich!
Was hat er denn da wieder gekauft - kein CHEF, kein Pferdchen, ja noch nicht einmal ein Alligator auf dem Revers!
Man kann ihn einfach nicht alleine in die Stadt lassen und schon gibt er Geld aus!
Und mit diesen Klamotten geht er ihr nicht aus dem Haus!
Was werden denn bloß die Nachbarn denken wenn sie ihn ohne Logo sehen?
Das war das letzte Mal!
Sie hat jetzt vor lauter Lauter Migräne bis er ihr verspricht, dass er das in Zukunft unterläßt sich selbst die Sachen einzukaufen!


Und dann!
Buchautoren und Journalisten können nicht irren, die wissen alles und da steht es schließlich schwarz auf Weiss:
Jeder, der's nicht glaubt, kann's dort nachlesen!

Ja nee, is klar: die "Schreibende Zunft" wird ja auch nicht für ihre Publikationen bezahlt, oder sollte ich schreiben: gekauft?,
und diese "sartorialen Götzen" kennen auch jeden Einzelnen ihrer Leser und wissen was ihm gut zu Gesicht steht,
und wenn das alles nicht hilft, und um auch die restlichen Zweifel auszuräumen zu können,
dafür hat man dann die Regeln geschaffen.
Es will ja schließlich auch jeder ein Gentleman sein - schön regelkonform und fein angezogen, claro: bespoken natürlich,
denn nur wenn man viel Geld ausgibt - was nichts kostet, das ist auch nichts wert - nur dann ist man dafür qualifiziert ein Gentleman zu sein,
und sei es auch nur so auszuschauen wie einer!
Und wer gegen diese Regeln rebelliert & gar gegen sie verstößt - ganz einfach: Disqualifikation!

Und dann sitzen sie dann im trauten Kreis zusammen, die Sekretärinen haben alle "Meeting" in den Terminplaner eingetragen,
tragen alle schön brav ihre schwarzen Uniformen und rahmengenähten Schuhe,
denn haben ein Buch, oder auch zwei, gelesen und die Regeln in ihr Gedächnis gemeißelt wie in Stein,
und sie alle sind glücklich!
Überglücklich darüber nicht aufzufallen und brav gekleidet zu sein - vollkommen regelkonform und sich jeder Kritik entziehend!

Es geht wirklich nichts über eine schöne Uniform!

dafür, dass Du dem Rest der Welt den eigenen Geschmack absprichst, fährst Du aber eine ganze Menge Klischees und Schubladendenken auf.

Grüße,
Frank
 
Wenn er dem Rest d. Welt den Geschmack abspricht:

Gast, wie wärs mit dem "piktoralen "Gegen"beweis", dass du es besser kannst?zum Beispiel in einer der sauteueren Lederjacken? =)
 
Ich spreche niemanden den eigenen Geschmack ab,
sondern appelliere NUR daran bezgl. Kleidung und allem, was dazu gehört,
Neues entdecken zu wollen und nicht (nur) auf Bekanntem zu verharren.

Verständlich, wobei die wiederholenden Statements meiner Meinung nach eher Gräben ziehen, als Brücken bauen und Phantasie zu fördern. Auf die Art und Weise wird Ihnen Gast wohl kaum erspart werden als Nörgler aufgefasst zu werden.

Posts wie zu den kleineren Manufakturen bauen Brücken, aber nicht die ironische Art Leute schon fast belehrend auf etwas hinweisen zu wollen. Das hat nie funktioniert und wird auch nie funktionieren, aber zum wievielten Male sage ich das eigentlich... :)
 
Hallo Gast,
eine wirklich schlimme Welt von der du da umgeben bist. Wenn ich deine Berichte aus der Stilwüste lese, leide ich mit.
Aber langsam entwickle ich durchaus Respekt für deinen missionarischen Eifer. Soviel Einsatz für die gute Sache!
Bewundernswert!
 
Soziologisch betrachtet ist übrigens auch die klassische Herrenmode - trotz der Variationsmöglichkeiten im Detail - eine Uniform, denn sie schreibt für den Anlaß die angemessene Kleidung vor.

Im Übrigen trage ich meine Uniform sehr gerne.
 
Deinem letzten Absatz kann ich mich nun gar nicht anschließen:
Haben die Personen den Überblick über die aktuelle Mode?
Auch trainierte Augen?
Oder wollen sie Dich einfach nur so (ver-)kleiden, wie sie Dich sehen wollen?

Zunächst einmal sind diese Menschen aus dem näheren Familien- und Bekanntenkreis die Personen, die mich am besten kennen, am häufigsten sehen und somit am umfassendsten beurteilen können, welche der von mir präferierten Kleidungskombinationen, Farben, etc. mir besonders gut stehen. Natürlich ist dies ein subjektiver Prozess, aber wir reden hier von Stil, nicht von mathematischen Gleichungen - Subjektivität ist prinzipiell bedingt. Auch die vielzitierten Stilgurus oder Mitforanten hier geben letzlich ihre subjektiven Ansichten zum besten. Und darum ging es mir vor allem - die äußeren Einflüsse mit einer gewissen Gelassenheit zu sehen und sich weder dogmatisch an irgendwelche Stilvorgaben anderer zu halten, noch völlig beratungsresistent, stur und trotzig zu sein.

'Objektivität' kann es höchstens bei der Qualität und Passform geben, wobei letzteres auch nicht unerheblich vom persönlichen Geschmack und Moden abhängt.

Ich habe das Glück, dass meine Freundin sehr stilsicher ist und unsere Geschmäcker ähnlich sind. Überhaupt habe ich den Eindruck, dass Frauen i.d.R. (Ausnahmen bestätigen die Regel) in Stilfragen fortgeschrittener sind, ein 'natürlicheres' Verhältnis dazu haben. Dies mag in der Erziehung begründet sein, vielleicht ein interessantes Thema für einen neuen Thread.

P.S.: Die Lederjacken Geschichte solltest Du m.E. mit einer gewissen Gelassenheit sehen. Nicht jeder mag sie, nicht jeder trägt sie, so what? Dir gefallen sie, Du möchtest hier darüber diskutieren, also eröffnest Du einen Thread und machst das. Aber warum sich darüber ärgern, dass die Antworten dort nicht den eigenen Vorstellungen entsprechen? Wenn es Dir um die 'Intoleranz' geht, hilft auch wieder Gelassenheit. Gelassenheit, und damit schließt sich der Kreis zum weiter oben beschriebenen, ist eine sehr unterbewertete Tugend. :)
 
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