STIL - eine Frage des Preises?

da wir hier anglophil angehaucht sind, eine englische "Regel" bzw. Weisheit: Für die Erziehung eines Gentleman oder Lady benötigt man drei Generationen

1. Die Erste baut etwas auf (Beruflich, Privat, Interesse an bestimmten Dingen usw.)
2. Die Zweite wird dort hineingeboren, (er-)lebt aber auch wie die erste - da es ja normalerweise die Eltern sind - manche Verhaltensweisen nicht wie selbstverständlich auslebt (Eine Erklärung hierfür wäre sehr weitschweifig, einfach gesagt geht es um sozialen Stand den man nicht erlernen kann sondern anerzogen bekommt - alles angelernte hat auch meist etwas aufgesetztes)
3. Die Dritte kennt es nicht mehr anders, Großeltern und Eltern - alle leben in gewissen Traditionen und Verhaltensweisen. Bekleidung, Stil und Niveau alles wird durch die wichtigsten Bezugspersonen bzw. die Erzieher ausgelebt. Man erhält hier also eine Lebenswelt welche die eigene Sicht der Dinge prägt und das mit Stil

Ich denke das Stil keinesfalls mit Geld zu tun hat - es ist eine Frage der geistigen Haltung. Reich oder arm - Spinner gibt es auf beiden Seiten. Reiche die sich gehen lassen, da sie meinen Konventionen im weitesten Sinne aushebeln zu können und "Arme" die sich im Selbstmitleid suhlen (Bitte nicht falsch verstehen: Ich meine solche die sich durchaus daraus befreien könnten - ich meine nicht wirkliche soziale Härtefälle; erstere habe ich bereits beruflich einige kennengelernt).

Ich denke Kai hat es am besten auf den Punkt gebracht
 
....selbstverständlich kann man auch Stil zeigen, wenn man sich preiswürdig kleidet - es muss nicht immer der Hermesgürtel aus Krokoleder und goldener Schnalle zu den Rochenlederschuhen sein....

Gerade der Versuch mit geringen Mitteln Stil zu zeigen, vielleicht auch mit dem berühmten Sonntagsanzug , dem klassischen blauen Lambswoolpullover statt dem aus Babykaschmir in Zitronengelb, sollte einem durchaus Respekt abnötigen - es muss auch nicht die Patek aus den 30ern oder gar die brilliantbesetzte Rolex sein.....also gerade mit sehr viel Geld erscheint es mir fast schwieriger als ohne.....

Die gut eingetragene Barbourjacke, das paar Aldenschuhe oder ein schönes Tweedsakko aus dem Ebayfundus ist mit Sicherheit nicht weniger stilvoll als der zobelgefütterte Kaschmirmantel....;)
Da läuft einem ja das Wasser im Mund zusammen :rolleyes:
 
Stil ist die Art, wie Jemand etwas tut und kann sich beziehen auf schreiben, programmieren, erzählen, spielen, reden, kleiden und vieles mehr. Stil selbst ist zunächst wertungsfrei. Wenn jemand einen bestimmten Stil hat, dann tut er etwas in bestimmter (seiner) Weise. Tut er es jedes Mal anders oder so wie andere es vorgeben, dann hat er keinen (eigenen) Stil. Dies hat mit Geld nichts zu tun. Häufig wird Stil auf Kleidung reduziert, was zu kurz greift. Gerade wenn aktuell verkündete Modetrends kopiert werden, die evtl. gar nicht zum eigenen Typ passen. Wer allerdings auf die Arbeits- und Umweltbedingungen achtet, zu denen Kleidung entsteht, wird kaum ein T-Shirt für 1 Euro kaufen. Das ist dann vielleicht keine Frage des Kleidungsstils, zeigt aber Stil im Sinne von Charakter.
 
Stil ist die Art, wie Jemand etwas tut und kann sich beziehen auf schreiben, programmieren, erzählen, spielen, reden, kleiden und vieles mehr. Stil selbst ist zunächst wertungsfrei. Wenn jemand einen bestimmten Stil hat, dann tut er etwas in bestimmter (seiner) Weise. Tut er es jedes Mal anders oder so wie andere es vorgeben, dann hat er keinen (eigenen) Stil. Dies hat mit Geld nichts zu tun. Häufig wird Stil auf Kleidung reduziert, was zu kurz greift. Gerade wenn aktuell verkündete Modetrends kopiert werden, die evtl. gar nicht zum eigenen Typ passen. Wer allerdings auf die Arbeits- und Umweltbedingungen achtet, zu denen Kleidung entsteht, wird kaum ein T-Shirt für 1 Euro kaufen. Das ist dann vielleicht keine Frage des Kleidungsstils, zeigt aber Stil im Sinne von Charakter.

Ja!


Viel zu häufig wird auf Kleidung oder sonstige Äußerlichkeiten abgestellt.
 
"In dem Moment, in dem man sich zu viele Gedanken über die eigene Kleidung macht, ist man schon, zumindest als Mann, daneben (...) Das liegt daran, daß jede Nonchalance verloren geht, wenn offensichtlich ist, dass man zu oft zwischen Kleiderschrank und Spiegel hin und her gerannt ist.

Hier kann ich nicht 100% mitgehen. Ich halte diese Aussage zwar für ein richtiges und erstrebenswertes Endergebnis, aber wie komme ich dorthin? Doch nur indem ich mir (vorübergehend) mehr Gedanken mache, mich mehr damit beschäftige und öfter zwischen Kleiderschrank und Spiegel hin und her renne. Denn der beschriebene Endzustand ist m.M.n. allein auf eine gewisse Routine zurückzuführen (ich weiß was mir steht und was nicht), die ich mir nur erarbeiten kann.
 
Stil und Geschmack

Hallo zusammen

Da wurde aber ein Thema aufgegriffen... :eek: Es gibt wohl kaum etwas das so umstritten ist, wie die Frage nach dem Was, Wie, Warum und Wieviel wenn es um Stil und Geschmack geht. Einer Tendenz meiner Vorredner möchte ich mich aber uneingeschränkt anschließen: Stil kann man lernen! Jeder der behauptet, es wäre etwas naturgegebenes und man hat es oder eben nicht, der vergisst schon einen wesentlichen Aspekt zur Erlangung und Vollendung von persönlichem Stil. Dieser entscheidende Aspekt ist Bildung. Ohne das Interesse und die Neugier im Hintergrund wird es schwer, überhaupt Stil oder einen persönlichen Stil zu entwickeln. Niemand sollte sich einreden, dass Stil etwas individuelles sei, denn allein schon unsere Bewertungsmaßstäbe sind etwas erlerntes; etwas übernommenes. Wie wir diese gewichten macht unser persönliches Stilempfinden aus. Und um dies auf smarte Art und Weise tun zu können, brauchen wir möglichst viele Vergleichsmöglichkeiten um uns letztlich selbst irgendwo in diesem Chaos einzuordnen. Und weil das auch eine gewisse Erfahrung oder Reife vorraussetzt ist es so schwer, oft sogar unmöglich Stil, zu kopieren.

Wer etwas gelernt hat, der erkennt Qualität manchmal genau dort, wo andere desinteressiert vorübergehen (letzte Woche z.B. ging bei Ebay ein MAROL Hemd für 15,- € raus!). Demnach ist klar, dass man nicht zwangsläufig viel Geld ausgeben muss, um sich stilvoll zu kleiden. Andererseits erleichtert es manchmal die Auswahl, wenn man über Mittel auch mal bedenkenlos verfügen kann.

Ich bin immer wieder überrascht, wie häufig erwähnt wird, dass gerade bei Kleidung das Ungezwungene wichtig sei, denn auf der Straße sehe ich meist das Gegenteil. Dieser "unstudied look" ist wohl der letzte Schritt zu persönlichem Stil und amüsanterweise ein Widerspruch in sich: "It takes thought to arrive at an unstudied look". (Will Boehlke)
 
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Gast, nur ein kurzer Gedanke: Sollten Sie sich eventuell aus lauter Abneigung gegen scheinbar-gestrige Ansichten von achsoverhaßten Engländern gar in eine nicht immer realitätskonforme pseudorevulitionäre Italophilie verlaufen haben?
 
Also dann wollen wir das mal zusammensetzen....

...na ja Italophilie - irgendwas mit Italien und Freund, realitätskonform - wie´s halt im richtigen Leben so ist oder halt nicht.....und pseudorevulitionär, wie man´s spricht, vorgetäuscht oder falsch revolutionär ;)

....letzteres ist jedenfalls ein sehr fortschrittliches, beziehungsweise umwälzendes Wort - und jetzt im ganzen Satz und schon wird ein Maßschuh draus....treffender kann man´s eigentlich nicht sagen...
 
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