Stiländerung

Im Übrigen, vor Jahren betrat ich einmal das altehrwürdige Schuhgeschäft des Herrn von Truschinsky. Darin befand sich neben der Dame des Hauses bereits ein junger Herr, der energisch versuchte, die Preise zu verhandeln. Ich machte es mir erst einmal gemütlich. Nach 10 Minuten warf Frau von Truschinsky den Herren raus, um mir dann zu erzählen, dass der war vor einer Woche schon einmal da war, sich ausgiebig über zwei Stunden beraten ließ und wieder ging. Und überhaupt, meinte sie, was heutzutage eine regelrechte Unsitte ist, die Leute kommen ins Geschäft, probieren stundenlang Schuhe an, nehmen Beratungsleistung in Anspruch und verschwinden auf Nimmerwiedersehen, um wahrscheinlich dann im E-Commerce zu kaufen. Das nimmt man beim Ersten, dem Zweiten, dem Dritten pro Woche vielleicht hin, aber irgendwann ist es auch gut. Verständlich.
 
Schade, dass diese nette Praxis bisher bei Rechtsverdrehern noch keine Schule gemacht hat.

Ich habe bisher noch bei jedem Rechtsanwalt (ok, brauche nicht alle Finger einer Hand) freundlich und kostenlos Auskunft darüber bekommen was sie mir an Beratung/Vertretung anbieten können. Die waren vielleicht auf einer anderen Schule als Deine?

Falls Du darauf hinauswillst dass Juristen keine Beratung kostenlos anbieten: Die Beratung ist deren Business. Der Händler verteilt die Schuhe, die er verkaufen will, ja auch nicht gratis. Information zum Produkt bietet er aber generell schon kostenlos an, so wie auch der Jurist.

N.H.
 
Es ist etwas völlig anderes wenn man sich stundenlang beraten lässt und dann gut informiert woanders kauft, oder einen Termin ausmacht mit dem Hinweis “erst mal“ kein Kauf! Gute Geschäfte wissen damit umzugehen.

Und wenn einen das Gewissen packt, einfach mal nen Maßhemd bestellen und eine komplette Beratung inklusive bekommen. Hemd geht immer ;)
 
Genau, mit einem Hemd fing es bei mir auch an. Dann folgte der Scabal-MTM-Anzug und anderes mehr, woraus sich wiederum eine gute "Geschäftsbeziehung" entwickelte, in deren Rahmen z.B. auch mal Fremdartikel geändert und angepasst werden.
 
Es ist etwas völlig anderes wenn man sich stundenlang beraten lässt und dann gut informiert woanders kauft, oder einen Termin ausmacht mit dem Hinweis “erst mal“ kein Kauf! Gute Geschäfte wissen damit umzugehen.

Und wenn einen das Gewissen packt, einfach mal nen Maßhemd bestellen und eine komplette Beratung inklusive bekommen. Hemd geht immer ;)
Der Threadersteller könnte ja mal nach Frankfurt/Main reisen ...
 
…gerade bei jüngeren potentiellen Kunden ist eine Beratung eine Investition für die Zukunft. Ich war mit Anfang 30 oft bei Herrn Kuckelkorn oder bei Sobs in Köln und bin ohne etwas gekauft zu haben wieder rausgegangen. Heute gehe ich häufig mit vollen Tüten aus dem Geschäft von Herrn Brose.
 
Es ist etwas völlig anderes wenn man sich stundenlang beraten lässt und dann gut informiert woanders kauft, oder einen Termin ausmacht mit dem Hinweis “erst mal“ kein Kauf! Gute Geschäfte wissen damit umzugehen.

Und wenn einen das Gewissen packt, einfach mal nen Maßhemd bestellen und eine komplette Beratung inklusive bekommen. Hemd geht immer ;)
Im Grunde genommen ist das Geschäftsfeld eines Händlers ja Verkauf. Eine Nebenleistung dabei sicherlich die Beratung eines Kaufinteressenten. Wird die Nebenleistung allerdings zu Hauptleistung, wird es schwierig, die ob der oft schmalen Margen im stationären kleinteiligen Einzelhandel nötigen Umsätze zu generieren. Dessen sollte man sich vielleicht einmal bewusst sein, möchte man eine kostenlose Serviceleistung in Anspruch nehmen.

Vielleicht kann der TE Deinen Ratschlag ja als Einladung zu einem umfangreichen, und dieses scheint er hinsicht Passform und Kombination von Farben und Mustern durchaus nötig zu haben, kostenlosen Beratungsgespräch in den Deinen Atelierräumen verstehen?
 
Im Grunde genommen ist das Geschäftsfeld eines Händlers ja Verkauf. Eine Nebenleistung dabei sicherlich die Beratung eines Kaufinteressenten. Wird die Nebenleistung allerdings zu Hauptleistung, wird es schwierig, die ob der oft schmalen Margen im stationären kleinteiligen Einzelhandel nötigen Umsätze zu generieren. Dessen sollte man sich vielleicht einmal bewusst sein, möchte man eine kostenlose Serviceleistung in Anspruch nehmen.

Vielleicht kann der TE Deinen Ratschlag ja als Einladung zu einem umfangreichen, und dieses scheint er hinsicht Passform und Kombination von Farben und Mustern durchaus nötig zu haben, kostenlosen Beratungsgespräch in den Deinen Atelierräumen verstehen?

Ich finde Deine Unterschätzung der Bedeutung von Marketing sowie Kundengewinnung, -pflege und -bindung nicht ganz unsympathisch und teile sie auch tendenziell, aber die Wirklichkeit ist halt anders.

Denjenigen, der etwas verkaufen will darauf zu reduzieren dass er mit rechts die Ware über die Theke reicht und mit links das Geld entgegennimmt wird der Rolle immer weniger gerecht, je beratungsintensiver das Produkt ist. Und nicht nur da, auch der „Aldi informiert…“ Prospekt bedeutet Aufwand der auch an Nichtkunden geht.

N.H.

P.S. Lustig was Du da Tittapå meinst zuzumuten, denn gerade er hat jahrelang etliches an Zeit in mich investiert, unter der offenen Prämisse dass ich nichts kaufe, bis ich dann angefangen habe (bescheiden, zumindest nach Maßstab des Ateliers) zählbaren Umsatz zu generieren.
 
Ich finde Deine Unterschätzung der Bedeutung von Marketing sowie Kundengewinnung, -pflege und -bindung nicht ganz unsympathisch und teile sie auch tendenziell, aber die Wirklichkeit ist halt anders.

Denjenigen, der etwas verkaufen will darauf zu reduzieren dass er mit rechts die Ware über die Theke reicht und mit links das Geld entgegennimmt wird der Rolle immer weniger gerecht, je beratungsintensiver das Produkt ist. Und nicht nur da, auch der „Aldi informiert…“ Prospekt bedeutet Aufwand der auch an Nichtkunden geht.

N.H.

P.S. Lustig was Du da Tittapå meinst zuzumuten, denn gerade er hat jahrelang etliches an Zeit in mich investiert, unter der offenen Prämisse dass ich nichts kaufe, bis ich dann angefangen habe (bescheiden, zumindest nach Maßstab des Ateliers) zählbaren Umsatz zu generieren.
Mein lieber Nikolaus,
ich bin seit nun über 20 Jahre Unternehmer, ganz so schlecht kann ich es also nicht gemacht haben, aber das nur am Rande. Was Du als Marketing begreifst, ist ab einem gewissen Punkt das Abgreifen von unentgeltlichen Leistungen. Das Vergleichen von Prospektwerbung eines Großunternehmens mit intensivster Beratungsleistung eines Kleinunternehmers ist nich nur ökonomisch völliger Humbuk. Aber gut.

Wenn das die allgemeine Mentalität und Erwartungshaltung an den textilen Fachhandel ist - viel Leistung bei wenig Geld, dann möchte man darum bitten, über das Händlersterben und Mindestlöhne im Handel zu schweigen. Wenn man z.B. beim Händler nur zur Schnäppchenjagd auftaucht, dann sollte man sich dessen bewusst sein, dass dies nur so lange funktioniert, solange es ausreichend Kunden gibt, die die aufgerufenen Preise bezahlen.

Vom guten Tittapa erwarte ich nichts, es war lediglich ein halbironische Frage.
 
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