Sprecht Ihr Dialekt?

Grüß Gott Stilgemeinde,

nach langem Mitlesen aufgrund enormen Lernpotenzials meinerseits auf dem Gebiet klassischer Garderobe wird dies also mein erster Beitrag. Das Thema zwingt mich beinahe dazu.

Aufgewachsen in München wohne und studiere ich jetzt im schönen Passau, in unmittelbarer Nähe zum Bayerischen Wald also. Demnach beziehe ich mich hier grundsätzlich auf das Bairische.
In meiner Kindheit war trotz bairischsprechenden Eltern der Dialekt kein Thema für mich, was aber nicht heißt, dass ich ihn nicht beherrscht hätte. In fast allen Bereichen wäre ich mir wahrscheinlich (unterbewusst) einfach fremd vorgekommen. Erst in der Pubertät kam in mir der Gedanke auf, das Kulturgut des Dialektsprechens für mich persönlich zu erhalten. Also fing ich langsam an, mein Sprechverhalten umzustellen. Wurde nicht sehr positiv aufgenommen, um es kurz halten.
Heute in Passau ist der Dialekt ein Teil meines Lebens, der so selbstverständlich ist wie das Amen in der Kirche. In fast allen Situationen ist Bairisch für mich die einzige Alternative. Ob in der Uni oder Einkaufen oder oder. Das liegt aber eindeutig an der Region denke ich. Hochdeutsch hört man außer in der Uni fast nicht. Sogar der Döner-Mann bewirbt seinen Döner auf bairisch, oder er versuchts zumindest. :p
Und sogar das Dutzen Fremder ist hier alltäglich. Natürlich nicht im Geschäftsleben, aber beim Einkaufen im Supemarkt durchaus. Aber das führt glaube ich über das eigentlich Thema hinaus.

Fazit: Dialekt? Eindeutig ja!

edit: @spoozyliciouzz: Sehr schön, ich liebe das Allgäuerische. Einer der Dialekte, die unglaublich schwer nachzuahmen sind und deshalb einen großen Reiz für mich haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
zivilisiertes oberösterreichisch - in oberösterreich
unzivilisiertes oberösterreichisch - in situationen in den denen man merkt dass der gegenüber mittels hochdeutsch meint eine sprosse in der gesellschaftlichen leiter aufgestiegen zu sein, aber eigentlich von der abstammung her ein "dialektgoscherl" hat!
zivilisiertes bis hochdeutsches oberösterreichisch im umgang mit bundesdeutschen herrschaften (ausser mit bayern) um ihnen die peinlichkeit zu ersparen wieder und wieder "was" sagen zu müssen obwohl ein "wie bitte" angebracht gewesen wäre.

englisch, ungarisch und niederländisch auch mit oberösterreichischem einschlag, wobei ich weder von amis/engländern, ungarn oder niederländern als oberösterreicher entlarvt wurde.

im laufe der doch längeren studienzeit in haben sich aber ein paar wiener ausdrücke wie augengläser (brille), stanizl (sackerl/tüte), eiskasten (kühlschrank), trottoir (gehsteig), raml (nasenmann),...

ich bleibe also meiner heimat treu - ausser in bayern da merke ich dass es etwas derber aus meinem mund kommt und in kärnten wird das gesagt ganz weich!

fein im übrigen so ein philosophisches thema!:D
 
Das Ergebnis überrascht mich - positiv! Wie einleitend angedeutet empfinde ich die Sprache als erheblichen Teil der eigenen Herkunft und Kultur. Den Dialekt zu vernachlässigen und herabzuwürdigen, wie dies leider doch häufig geschieht, finde ich daher schade; es geht dadurch die Identität der Regionen und auch das Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen dort in ewiger Gleichmacherei unter - was natürlich nicht bedeutet, dass deswegen eine "feindliche" Abgrenzung stattfinden müsste.
Insofern ist es schön zu lesen, dass auch die Stilgemeinde Dialekt spricht.
 
zivilisiertes oberösterreichisch - in oberösterreich
unzivilisiertes oberösterreichisch - in situationen in den denen man merkt dass der gegenüber mittels hochdeutsch meint eine sprosse in der gesellschaftlichen leiter aufgestiegen zu sein, aber eigentlich von der abstammung her ein "dialektgoscherl" hat!
zivilisiertes bis hochdeutsches oberösterreichisch im umgang mit bundesdeutschen herrschaften (ausser mit bayern) um ihnen die peinlichkeit zu ersparen wieder und wieder "was" sagen zu müssen obwohl ein "wie bitte" angebracht gewesen wäre.

englisch, ungarisch und niederländisch auch mit oberösterreichischem einschlag, wobei ich weder von amis/engländern, ungarn oder niederländern als oberösterreicher entlarvt wurde.

im laufe der doch längeren studienzeit in haben sich aber ein paar wiener ausdrücke wie augengläser (brille), stanizl (sackerl/tüte), eiskasten (kühlschrank), trottoir (gehsteig), raml (nasenmann),...

ich bleibe also meiner heimat treu - ausser in bayern da merke ich dass es etwas derber aus meinem mund kommt und in kärnten wird das gesagt ganz weich!

fein im übrigen so ein philosophisches thema!:D

Ein bitte was?
 
... Allerdings scheint es, dass Dialekt zu sprechen mehrheitlich als nicht unbedingt "en vogue" empfunden wird - jedenfalls in Deutschland. Dialekt zu sprechen gilt, soweit ich das feststellen kann, tendenziell als bäuerlich einfältig und leicht dämlich, kurz als eher ungebildet und stillos. ...

Hallo,

a.) Deine Wahrnehmung deckt sich mit meiner.

b.) Wenn man die Personen, die Dialekt als bäuerlich, einfältig, dämlich, ungebildet und stillos ansehen, näher betrachtet, stellt man schnell fest, das erstaunlicherweise o.g. Attribute genau auf diese urteilenden Personen selbst zutreffen. Hauptschulabschluss nicht geschafft, aber über andere die Nase rümpfen, wenn Dialekt gesprochen wird.

c.) Beim anprangern von Dialekt handelt es sich um einen hinterlistigen k.o.-Schlag unter die Gürtellinie, der von ganz schlechtem Stil zeugt.

z.B.: Jemand sagt bei einer Veranstalltung, wo es alle mitbekommen: "Chefkoch, die sprichst kein gutes Deutsch."

Aus der Nummer kommt "Chefkoch" nie wieder raus. Jeder wird sich daran ewig erinnern können. Zum Glück beschmutzt sich damit der "Sender" auch vollkommen selbst, mehr noch wie der den "Empfänger" beschmutzen konnte.

d.) Der positive Umgang mit Dialekt zeugt meiner Ansicht nach von weltoffenheit und einem guten Horizont.

Grüße
Günter

p.s.: Ich bitte um Nachsicht, da ich noch einen Kater von gestern hab.
 
Werte Stilfreunde,

nach langem mitlesen, möchte ich auch meinen Senf dazugeben. Eines vorweg, bei uns wird kein Dialekt gesprochen, da ich Italiener bin und meine Frau aus Norddeutschland von der Küste stammt. Wir leben zwar bei München, wo ich auch aufgewachsen bin, aber in meiner Schulzeit war "Boarisch redn" vom Kultusministerium verboten, also habe ich es nie gelernt. Italienisch spreche ich auch ohne Dialekt, wenn es ums Business geht und mit, wenn ich mit meiner Familie rede. Insofern stimme ich meinen Vorrednern zu, dass Dialekt etwas mit Heimat und Verbundenheit zu tun hat. Allerdings möcht ich doch zum Ausdruck bringen, dass im Geschäftdsleben Dialekt (und ich meine den wirklich derben und ländlichen, denn mir hört man auch an, dass ich im Süden deutsch gelernt habe!) nichts zu suchen hat. Wer überregional tätig ist, oder gar international sollte mMn des Hochdeutschem mächtig sein. Und auch wenn jetzt gleich viele Tomaten oder schlimmer noch Steine nach mir geworfen werden, finde ich schon, dass zB sächsisch wenig nach Kompetenz klingt... sorry, will niemanden beleidigen.

Fazit:

Dialekt mit Freunden und Familie = wunderbar
Dialekt im Beruf = No Go

Liebe Grüsse

Sandro
 
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