Sommer/menschliche Buttersäure

Wer kennt das nicht?! Besonders im Sommer, öffentliche Verkehrsmittel, man kommt sich zwangsläufig nah, zu nah - und möchte sich das Schnaufen verkneifen. Was also tun? Vinaigrette zücken, öffnen und an die Nase halten. Kleines Schwämmchen drin, getränkt mit wohlriechender Essenz, und schon ist die Geruchsqual passee.



Meine ist ca. 4 cm lang, mit drei verschiedenen Mustern guillochiert, aus 13-lötigem Silber und wurde um 1840 in Deutschland gefertigt. Anm.: Silberfeinheit wurde jedenfalls in Deutschland bis in die 1880er in x/16 Lot angegeben. 13-Lötiges ist also ca. 812er.



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Klasse!
 
Hab ich? Egal. Übrigens haben solche Vinaigrettes in deutlich weniger stilarmer Zeit durchaus zur gehobenen Grundausstattung gehört. Wie so manches Bewahrenswerte ist auch dies derart flöten gegangen, daß es offenbar befremdet.

Aber ganz sicher nicht Grundausstattung von Leuten, deren Nachfahren heutzutage darauf angewiesen sind, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Busfahren ist die Essenz von stillos, da hilft auch kein Riechsalz. :)
 
Hab ich? Egal. Übrigens haben solche Vinaigrettes in deutlich weniger stilarmer Zeit durchaus zur gehobenen Grundausstattung gehört. Wie so manches Bewahrenswerte ist auch dies derart flöten gegangen, daß es offenbar befremdet.

Naja, so eine Vinaigrette wurde eher mit Essig befüllt, als mit irgendetwas wohlriechendem, daher auch der Name. Es ist für die miedergeschnürte Dame gedacht, die damit der allzeit drohenden Ohnmacht entgehen konnte.

Die Schachteln sind sehr schön, aber ob die entsprechende Benutzung bewahrenswert ist, ist streitbar. Ich würde mir im ÖPNV etwas seltsam vorkommen, zumal ich ja erst ein Mieder tragen müsste, bevor ich es stilecht benutzen kann.
 
Naja, so eine Vinaigrette wurde eher mit Essig befüllt, als mit irgendetwas wohlriechendem, daher auch der Name. Es ist für die miedergeschnürte Dame gedacht, die damit der allzeit drohenden Ohnmacht entgehen konnte.



Die Schachteln sind sehr schön, aber ob die entsprechende Benutzung bewahrenswert ist, ist streitbar. Ich würde mir im ÖPNV etwas seltsam vorkommen, zumal ich ja erst ein Mieder tragen müsste, bevor ich es stilecht benutzen kann.


Das war die handelsübliche Damenversion. Es gab davon aber auch einen männlichen Ableger, der wie beschrieben mit Wohlriechendem benutzt wurde, wenn man die Straße mit "Pöbel" teilen musste. Die großstädtischen Straßen des 19. Jahrhunderts darf man sich infolge geringer ausgeprägter Körperhygiene gerade in den unteren Schichten durchaus stark "duftend" vorstellen, vom frühindustriellen Abgasen ganz zu schweigen. Von daher war das auch damals auf dandyeske Weise affektiert, hatte aber durchaus irgendwie seinen Sinn, auch ohne Mieder.
 
Nein das ist weitgehend todernst. ÖPNV bzw. dessen typischen Insassen verköpert alles, was schlecht und hässlich ist in dieser Gesellschaft. (Anwesende etc.)

Wie gut für Dich, daß Du mir da nicht begegnen kannst.

Nebenbei gibt es Menschen,die den Bus nutzen, weil der eh schon fährt und sie manchesmal bei ihrem Tun und Lassen an die Welt, die sie ihren Nachfahren hinterlassen, denken. Weil sie, bevor sie es sich bequem machen und sich in ihren Wagen setzen, ihre Kinder sehen und sich denken, daß die auch noch atmen wollen.
Aber entschuldigung, ich will nicht mit solch naiver Sozialromantik nerven.
 
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Gehörte eigentlich eher in den Bekenntnisse-Faden: Ich könnte mir gut vorstellen, als Busfahrer tätig zu sein. Als Mitfahrer benutze ich gerne den Bus. Ich mag das Brummeln des Motors, das Gefühl, in einem Schiff zu sitzen, und die netten Gespräche, die sich mit einer gewissen Regelmässigkeit ergeben. Nach dem Durchlesen des Beitrags zu den 30 Anzeichen einer Hipsterhochzeit muss ich allerdings auch zugeben, wohl eine Art Hipster zu sein. Lumbersexual bin ich als intensiver Betreiber einer Holzheizung eh schon lange …
 
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