Sind die Tage der Umschlagmanschette gezählt??

Dolphin House

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Liebes Forum,

eine Frage an Euch: sind die Tage der Umschlagmanschette gezählt?? Ich trage seit ca. 20 Jahren eigentlich nur Hemden mit Umschlagmanschette. Ich gebe auch zu, dass ich damals dachte: wow - das ist was ganz Tolles und richtig stilvoll. Allerdings hat sich das m.E. durch die Omnipräsenz von Manschettenträgern, MTM-Online-Buden und dazugehörigen Billig-Knöpfen (Totenköpfe und ähnlicher Pröll) so langsam erledigt. Ich war zumindest letzte Woche zum Shoppen in London und habe mir bewusst bei New & Lingwood 4 Hemden mit "normalem" Arm geholt und finde die zumindest im Moment sehr old school-stilvoll. Stehe ich unter Drogen oder wie seht Ihr das??
 
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Ich trage zu 99,9% auch zum Anzug Knopfmanschette, weil ich nun mal berufsbedingt den Hauptteil meiner Zeit beide Arme zur Rechnerbedienung in Tastaturhaltung habe und schon sehr früh festgestellt habe, dass mich Umschlagmanschetten mit Manschettenknöpfen dabei stören und ablenken. Abgrenzung zu den genannten Umschlagmanschettenträgern ist mir da eigentlich egal, in meinem Umfeld werden (trotz vieler Anzugträger) Umschlagmanschetten ebenso wie Einstecktücher so gut wie gar nicht getragen, das ist vielleicht eine Branchenfrage.

Privat zum formelleren Anzug und Anlass (also nicht zum Casual Suit) und zum entsprechenden Anlass finde ich die Umschlagmanschette vollauf angemessen und trage sie gerne. Im beruflichen Alltag ist sie für mich halt nicht wirklich existent. Einerseits finde ich das ein bisschen schade um den Brauch als solchen, aber andererseits ist es auch eine Form von persönlicher Präferenz für mich, für die ich mich bewusst entscheide.
 
Also, ich höre ja auch nicht auf Anzug zu tragen (was ich berufsbedingt sowieso nicht müsste), nur weil die Mehrheit der Anzugträger in schlecht sitzenden, ärmelüberlangen Arbeitsklamotten rumläuft. Ich trage oft Doppelmanschette und finde sie ästhetisch überlegen - die Manschettenknöpfe geben kreativen Spielraum, der Umschlag ornamentiert stärker als single cuff, natürlich wirkt es formeller. Gerade zu klassischen englischen Anzugtypen IMO de rigeur . Ist aber eine "dandyhafte" und wie gesagt nicht berufskontextuelle Sicht. L'art pour l'art.
 
"Verprollt" wird doch heute im Grunde alles. Es gibt z.B. jetzt auch Sakkos bei H&M mit integriertem (sprich, als Fetzen festgenähtem) Einstecktuch.

Diese und andere Entgleisungen sollten uns nicht davon abhalten, prinzipiell wunderbare sartoriale Errungenschaften zu tragen und zu pflegen.

Ich halte es je nach Laune und habe auch das Formelle der Umschlagmanschette durch den Einsatz von Seidenknoten für mich aufgelöst.
 
Ich trage seit ca. 20 Jahren eigentlich nur Hemden mit Umschlagmanschette.

Lieber Dolphin House,
wenn Du 20 Jahre lang nur Umschlagmanschette getragen hast, ist es jetzt vielleicht nur mal Zeit für eine andere Manschette. Und in 20 Jahren sind dann wieder Umschläge flavour of the decades.
Ich mag auch die Abwechslung, nur nicht erst alle 20 Jahre :)
 
Also ich halte Umschlagmanschetten immer noch für recht nobel, mir begegnen am Tag so gut wie keine ihrer Träger. Bin zwar in der eher unformellen Medienbranche unterwegs, aber wenn das jetzt so sehr Prolltrend wäre, hätten's hier hier alle als erstes...
 
ich trage auch meist eine einfache Manschette, obwohl ich die Umschlagmanschette edler und stilvoller finde. In unserem Unternehmen ist aber ein gut sitzender Anzug schon eine Seltenheit, da muss man nicht noch mehr auffallen. Viele Kollegen fühlen sich durch einen Anzug schon herabgesetzt....
 
oh ja ein Dankschreiben. Dann aber auch an Deichmann für die Rettung der genähten Schuhe und an Aldi für die Pflege der Kultur des Langbinders. :D
 
Tja, das ist eben die merkwürdige aber sehr menschliche Konstitution des Liebhabers klassischer Herrenmode. Er wünscht sich kleidungsmässig die alten Zeiten herbei, gleichzeitig möchte er aber schon der einzige oder einer der wenigen sein, die sich derart anziehen. Und er möchte zwar auffallen, bewundert werden, gleichzeitig soll es aber total normal sein, dass er sich so aufwendig kleidet...
 
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Tja, das ist eben die merkwürdige aber sehr menschliche Konstitution des Liebhabers klassischer Herrenmode. Er wünscht sich kleidungsmässig die alten Zeiten herbei, gleichzeitig möchte er aber schon der einzige oder einer der wenigen sein, die sich derart anziehen. Und er möchte zwar auffallen, bewundert werden, gleichzeitig soll es aber total normal sein, dass er sich so aufwendig kleidet...

Weil viele den Irrglauben haben, dass früher früher alle besser gekleidet waren, nur weil man sich "klassischer" gekleidet hat. Der größte Teil sah aber schon immer so schlecht aus wie jetzt, nur eben auf eine andere Art und Weise.
 
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