Schuhcremes – Vergleich – wie unterscheiden sie sich?
Nun mag man durchaus der Meinung sein, dass das Wort „Schuhcreme“ alles umfasst,
angefangen von Schuhpflegeflüssigkeiten in Plastikfläschchen mit Schaumstoffkopf (Applikator)
über Schuhcremes in Tuben, in Tiegeln und auch den Inhalt der Blechdosen umfasst.
Wahrscheinlicher ist es aber so, dass das alte Wort Schuhwichse, gesprochen: Schuh-wich-se und nicht mit einem X , zu ordinär erschien, um es zu gebrauchen, also schlicht und einfach ein linguistisches Defizit.
Schuhcremes werden natürlich nur für die Pflege von Glattleder-Schuhen benutzt, aber nicht für Rauleder, Velours und Nubuk (-leder) oder angeschliffene Leder allgemein.
Zum Glattleder zählt man neben den tatsächlich glatten Ledern wie Kalbs- und Rindsleder auch geprägte Leder wie Scotch- und das feinere Pingrainleder, daneben auch Schuhe aus glattem gelasertem Leder.
Genau genommen ist die Schuhwichse das ältere Wort und bezeichnet auch das ältere Produkt,
ein Gemisch aus tierischem Fett, Öl, Ruß, Wachs und einem Lösungsmittel, damit sich die einzelnen Bestandteile besser anrühren und auf dem Schuh verteilen lassen.
Irgendwann, ich müsste jetzt nachschlagen wann in etwa, tauchte die Schuhcreme auf dem Markt auf, von der Konsistenz, Ihrer Beschaffenheit her, eine echte Creme, eine dickflüssige Flüssigkeit.
Diese wies als Hauptinhaltsstoffe Wasser, Farbpigmente, Öle, Wachs und Emulgatoren auf, damit sich diese Stoffe miteinander verbunden haben.
Erst vor wenigen Jahren tauchten dann Schuhcremes auf, die komplett wasserfrei auf reiner Ölbasis angerührt wurden. Diese bieten den Vorteil, dass sie weit besser in das Leder einziehen und auch ca. 20 % bis 25 % tiefer eindringen konnten, was u. a. eine stark verbesserte Farbauffrischung bedeutet.
Diese Cremes lassen sich auch leichter und dünner verteilen als eine Creme mit Emulgatoren, die weit schlechter in das Leder einzieht.
Es gibt auf dem Markt auch Schuhcremes, die noch einen geringen Wasseranteil nebst Emulgatoren beinhalten, die jedoch von ihrer Wirkung her im Prinzip mit den lösungsmittelhaltigen Schuhcremes vergleichbar sind – nicht gleich und nicht identisch – denn es kommt nicht nur auf das Lösungsmittel an sondern auch auf die anderen Bestandteile der Schuhcreme, die insgesamt ihre Qualität ausmachen.
Zwischenresümee:
Einer lösungsmittelhaltigen Schuhcreme ist – abgesehen von hydrophobiertem Leder .- immer der Vorzug zu geben.
Betrachtet man nur die Schuhcremes mit Lösungsmittel so unterscheiden diese sich voneinander in folgenden Punkten:
- Wasserfrei oder wasserhaltig, und ggf. Höhe des Wasseranteils
- Art und Menge des verwendeten Lösungsmittels
- Art, Körnung (Durchmesser – Feinheit) und Menge der Farbstoffe, bzw. Farbpigmente
- Art und Menge des Wachses bzw. der Wachsmischung, die über den späteren Glanz entscheidet
- Art des verwendeten Öls oder Ölgemisches und dessen Eigenschaften
Dies sind die wichtigsten Merkmale einer Schuhcreme, also eine Pflegecreme für Leder mit Wachsanteil, damit die Schuhe später auch glänzen.
Ledercremes, zumindest wenn man die Termini logisch und schlüssig verwendet, müsste für alle Ledersorten geeignet und gedacht sein, also auch für matte Leder wie zum Beispiel das Straußenleder, das gerade nicht glänzen soll.
Daher enthält eine Ledercreme also kein Wachs, bringt das Leder also nicht zum Glänzen, zieht komplett ein und nach dem Abreiben zum Abschluss erzeugt sie keinerlei Abrieb auf der Kleidung.
Derzeit sind nur recht wenige Ledercremes auf dem Markt und diese sind immer (noch) alle farblos.
Damit beantwortet sich also die Frage nach dem Unterschied zwischen einer farblosen/neutralen Schuhcreme und eine (farblosen) Ledercreme:
Die Schuhcreme enthält Wachs, oder einen Wachsanteil, die Ledercreme enthält kein Wachs.
Das Wachs der Schuhcreme bringt nach dem Polieren das Leder zum Glänzen,
die ledercreme erzeugt maximal eine leichten Schimmer auf dem Leder,
da seine Oberfläche minimal geglättet wurde.
Den französischen Ausdruck „Crème Pommadier“ kann man nicht in’s Deutsche mit Pomade übersetzen,
es bedeutet in etwa
dickflüssige Creme.
Die Lederlotion, oder einfach nur
Lotion, ist ein Schuhpflegemittel, frz. un cirage (Schuhwichse),
das neben Wasser auch Öl(e) enthält sowie einen Wachsanteil enthalten kann, aber nicht muss;
sprich: es kommt auf den Hersteller an, was er bei seiner Feuchtigkeitslotion zusammen mischt.
Renovateur: Eine Feuchtigkeitslotion
mit Wachsanteil, um alte, ausgetrocknete Ledern wieder zu regenerieren – nicht gedacht für die regelmäßige Schuhpflege, da nimmt man besser die Lotion;
einen leichten Glanz erzeuigen beide aufgrund ihres Wachsgehalts
Renovateur NAPPA bzw.
Baume NAPPA: Das Pendant zum klassischen RENOVATEUR
aber
ohne Wachsanteil, also für alle glatten Leder geeignet
Nun wird es ganz kompliziert, denn
der englische Ausdruck LOTION umfasst neben den Feuchtigkeitslotionen auch die [flüssigen] Lederreiniger.
Dabei sollte man darauf achten wie stark solch ein Lederreiniger ist; die Bandbreite reichte von MILD für alle empfindlichen Leder wie zum Beispiel Handschuhe bis hin zu sehr kraftvollen Lederreinigern, die starke Lösungsmittel enthalten und den Lederreinigern, die von den Profis in der Schuhfabrik benutzt werden, um z.B. Kleberreste vom fertigen Schuh zu entfernen.
Die Gefahr bei der regelmäßigen Benutzung von sehr starken Lederreinigern liegt darin,
dass diese über einen längeren Zeitraum benutzt das Leder austrocknen und dass es deshalb zur Rissbildung neigt. Solche Mittel sind eigentlich nur gelegentlichen Fleckentfernung geeignet.
Zur regelmäßigen Schuhpflege benutzt man besser eine feuchtigkeitsspendende Lotion,
denn sie schont das Leder und bringt Öle hinein.
Resumée vom 1. Teil:
Zur Schuhpflege benutzt man am besten eine Feuchtigkeitslotion mit Reinigungseffekt,
um den nach dem Abbürsten verbliebenen Straßenschmutz und alete Wachsreste abzulösen und die Lederoberfläche zu glätten und eine gute Schuhcreme, die feine Farbpigmente und ein Lösungsmittel enthält, damit die Lederfarbe intensiver aufgefrischt wird.
860