Sagen wir's mal so, wenn man am Ende des Tages noch präsentabel aussehen will, zieht man eh' sein Jackett wieder an.
Ich verstehe den Einwand, dass bestimmte wenig behandelte Baumwollstoffe (unbehandelte gibt's nicht, die könnte man gar nicht vernünftig bügeln), speziell dünne Popeline, schneller knittern. Aber man kann ja auch dickere Twillstoffe kaufen, bei denen tritt das eben nicht so stark auf.
Bügelfreie Ware ist mit Ammoniak behandelt, um das Auffasern der Baumwolle beim Waschen zu reduzieren, und dann in Kunstharz getaucht (das natürlich die Atmungsaktivität behindert). Letzteres wäscht sich sukzessive wieder aus, was den Effekt langsam verschwinden lässt. Was bleibt, ist die bei den üblichen Verdächtigen (Eterna, Olymp) sehr geringe Stoffqualität und damit verminderter Tragekomfort. Als bessere Hersteller in diesem Bereich würde ich Brooks Brothers und mit kleinen Abstrichen dazu TM Lewin sehen. Aber auch das ist mit Highend-Stoffen einfach nicht vergleichbar, das fühlt man auf den ersten Griff. Zudem muss man meiner Erfahrung nach auch ein Non-Iron-Hemd immer zumindest ein bisschen aufbügeln, damit es wirklich glatt ist.
So fahre ich aus praktischen Erwägungen eher zweigleisig. Wenn ich auch nachmittags noch präsentabel im Sinne von frisch und aktiv aussehen muss und es dazu kommen könnte, dass ich hemdsärmelig herumsitze (was gar nicht so selten ist), greife ich auf ein ordentliches Non-Iron-Hemd von BB/TML zurück. In allen anderen Fällen nehme ich das Knittern (dass man wie gesagt durch dickere Stoffe oder auch hochverzwirnte Garne im Sommer stark reduzieren kann) für das bessere Tragegefühl gerne in Kauf.
P.S. Off-Topic: Ich finde, dass man sich von den Nazi-Schergen nicht auch noch Teile seiner Sprache kapern lassen sollte, damit tut man diesem Gesindel doch nur einen Gefallen. Besser als politisch korrektes Vermeiden finde ich die Rückgewinnung in den öffentlichen Sprachgebrauch, um die Belastung der Worte abzubauen.