Preis für eine Bespoke Hose

Ich sollte vielleicht noch anfügen, dass ich eine unproblematische Statur habe, dies macht die Sache eventuell einfacher.

Dann ist natürlich MTM vollkommen ausreichend, wie Herr Görner und FK ja schon sagten, ein Massschneider kann auf körperliche Eigenheiten einfach besser eingehen und da gibt es ja durchaus solche die wirklich innerhalb eines MTM-Systems auf keinen Fall umsetzbar sind.
 
nicht lukrativ ist und sie den in ihren Augen falschen Beruf erlent haben.


Ein Maßschneider fortgeschrittenen Alters aus Köln arbeitet "just for fun".
Es gibt keine Festpreise, sondern hohe Stundenlohnberechnungen, wodirch die Anüge i.d.R. bei 6000-9000€ liegen.
Er hat genügend Aufträge für ca.2 Jahre.
Ein Einzellfall? Offensichtlich, denn die anderen scheinen zu Glatt zu sein.
 
nicht lukrativ ist und sie den in ihren Augen falschen Beruf erlent haben.


Ein Maßschneider fortgeschrittenen Alters aus Köln arbeitet "just for fun".
Es gibt keine Festpreise, sondern hohe Stundenlohnberechnungen, wodirch die Anüge i.d.R. bei 6000-9000€ liegen.
Er hat genügend Aufträge für ca.2 Jahre.
Ein Einzellfall? Offensichtlich, denn die anderen scheinen zu Glatt zu sein.

Es scheint in Deutschland doch mehr Menschen zu geben, die für ihr Geld NICHT arbeiten müssen...:D Das halte ich schon für unverschämte Fantasiepreise, sofern der Anzug nicht aus Vikunija o. ä. gefertigt ist.

Ansonsten schliesse ich mich den Ausführungen des Users vonAuern vollumfänglich an.

Bedenken Sie alle bitte, dass ein unbestritten guter Maßkonfektionär wie Scabal auch 3 Produktionslinien anbietet.

1. Günstigste Variante ist eine Art "Made to order" also faktisch RTW
2. Mittlere Variante sind kleine Änderungen wie Ärmellänge anpassen und Sakko enger oder weiter (etwa Maile oder Cove arbeiten hauptsächlich so)
3. Teuerste Variante nennt sich "Vollmaß" und dort sind den Anpassungen fast keine Grenzen gesetzt. Aus dieser Linie habe ich einige Stücke bei EB in München, mit denen ich sehr zufrieden bin. Sofern man nicht den Körper von Quasimodo hat - und davon ist hier im SM nach den bisherigen Fotoveröffentlichungen im "Was trage ich heute thread..." nicht aus zu gehen - ist man damit sehr gut bedient und das bei Kosten von 30 - 40% gegenüber Vollmaß.

Persönlich denke ich, dass MTM eher was für Menschen ist, den Kleidung zwar sehr wichtig ist, die dabei aber die Kosten und das PLV nicht aus den Augen verlieren. Vollmaß ist im Gegensatz dazu eher für den Idealisten mit dem nötigen Kleingeld die bevorzugte Option. Richtig oder falsch ist keines von beiden und vorallen ist es kein Grund zu streiten, denn schöne und passende Kleidung ist für mich immer ein Grund zur Freude, egal ob an mir oder an meinen Mitmenschen.

Liebe Grüße

Sandro
 
Deshalb nervt mich mittlerweile dieser ständige, wie gebetsmühlenhaft, vorgebrachte Einwand es handle sich ja "nur um Maßkonfektion" und nicht um Maßschneiderei. Als lägen zwischen beidem Welten. Ich kann aus meiner Erfahrung sagen: Dem ist nicht so!



An meinen Maßkonfektionshosen von Regent kann man dies exemplarisch sehen. Diese Hosen liegen mit den (Voll-)Maßhosen absolut auf einem Niveau und sind in manchen Details sogar besser.



Voll und ganz richtig! Deshalb empfinde ich die Diskussion/Konfrontation zwischen Maßkleidung und (guter) Maßkonfektion als sehr akademisch.

Ich sehe es deshalb mittlerweile nicht mehr ein, für Maßkleidung ein mehrfaches einer guten Maßkonfektion zu bezahlen. Ein Mehrwert und ein auffallender Qualitätsunterschied ist für mich nicht erkennbar.
Ich sollte vielleicht noch anfügen, dass ich eine unproblematische Statur habe, dies macht die Sache eventuell einfacher.

Wenn man persönlich der Meinung ist, für sich das bessere PLV in Maßkonfektion zu finden, ist das eine Sache. Zu leugnen, daß Maßkonfektion und Maßschneiderei zwei Paar Schuhe sind, ist aber ungefähr so "sehr naiv" wie eine scharfe Abgrenzung "sehr akademisch" ist. Wie kann man sagen, eine MTM-Hose liegt "mit den (Voll-)Maßhosen absolut auf einem Niveau und sind in manchen Details sogar besser"? Ich denke, man sollte solche Vergleiche nur zwischen konkreten Produkten anstellen, alles andere wäre spekulativ. Ich behaupte mal, es gibt mindestens so viele verschiedene Maßhosenqualitäten wie es Maßschneider gibt, weil jeder von ihnen sehr viele Details einfach vollkommen anders macht, sodaß man untereinander nur in "ähnlich" oder "anders", aber schwer in "besser" oder "schlechter" unterscheiden kann. Wenn man wirklich einen qualitativen Vergleich machen will, sollte man dann aber auch gleiche Ansprüche vergleichen, also beispielsweise die besten Maßkonfektionäre mit den besten Maßschneidern.

Der These, die Maßkonfektion basiere auf oder stamme von der Maßschneiderei, kann ich nicht stützen. Das ist schlichtweg falsch und wer solche Thesen vertritt, hat vielleicht einfach den Unterschied nicht verstanden. Wie kann etwas, das von der Konfektionsindustrie ersonnen wurde (denn bis auf neuere Ausnahmen ist das so) und sich maßgeblich deren Mittel zunutze macht, auf der Maßschneiderei basieren? Maßkonfektion ist nicht mehr und nicht weniger als der Versuch der Konfektion, Vorteile der Maßschneiderei mit industriellen Methoden zu erreichen oder zu imitieren. Damit basiert sie wesentlich auf der Konfektion. Die Maßkonfektion von Scabal beispielsweise hat ungefähr so viel mit Maßschneiderei zu tun wie ein Kugelschreiber mit einer Autowerkstatt. Natürlich kommt in beidem Mechanik zum Einsatz aber sowohl die Größen und Mengen als auch Ausrichtungen und Zwecke sind vollkommen andere.

Nochmals: Ich sage nicht, daß Maßschneiderei der einzig richtige und gangbare Weg zur passenden Hose ist. Wer den Aufpreis für handwerkliche Maßschneiderei nicht zahlen will oder für sich darin keinen Mehrwert sieht, ist mit Maßkonfektion besser beraten, keine Frage. Ich wollte ursprünglich nur darauf Hinweisen daß "dieser ständige, wie gebetsmühlenhaft, vorgebrachte Einwand", Maßkonfektion sei doch ausreichend und im Grunde sowieso dasselbe wie Maßschneiderei erstens mindestens undifferenziert und zweitens im Unterforum "Bespoke" fehl am Platze ist. Wer hierher kommt, hat sich doch bereits für den Weg "Maßschneiderei" entschieden —*warum also missionieren wollen? Maßkonfektion und Maßschneiderei unterscheiden sich, egal wie man es dreht und wendet, in ihrer Zielsetzung und Zielerreichung wesentlich voneinander, das sollte man einfach emotionslos akzeptieren.
 
Ich habe einfach mehr «fun», wenn ich bei meinem Massschneider in London bin. Da freue ich mich ein Jahr drauf und allein das Gefühl ist mir den Aufpreis wert. Mich in einem Scabal Laden vermessen zu lassen, ach nee. Da habe ich keine Lust drauf.
 
Vielen Dank für die zahlreichen weiteren Antworten auf meine Frage...ich hatte das Thema hier im Bespoke Forum gestartet weil ich ja ausdrücklich nach einem Preisvergleich für eine Bespoke Hose gefragt hatte, zusätzlich aber trotzdem nach Alternativen (Maßkonfektion mit eigenem Stoff) aufgezeigt bekommen wollte...somit sind, denke ich, alle Posts gerechtfertigt und für mich auch sehr informativ gewesen ;) wobei Florian und auch die anderen natürlich Recht haben, wenn sie auf eine stärkere Abgrenzung von Maßschneiderei zur Maßkonfektion bestehen.

Noch einmal explizit die Frage: gibt es auch Maßkonfektionäre, speziell in Niedersachsen, bei denen man selbst den Stoff für sein Kleidungsstück mitbringen kann oder ist dies nur bei einem richtigen Maßschneider möglich?
 
2. Warum sollte ein Maßschneider sich gerne so sehr unter Wert verkaufen? Auch wenn die Beweggründe für einen Schneider, Verkäufer von Maßkonfektion zu werden, sicherlich von Fall zu Fall stark unterschiedlich liegen, behaupte ich mal: Es gibt keinen Maßschneider, der Maßkonfektion aus der Überzeugung heraus anbietet, sie wäre seiner gelernten Profession ebenbürtig.

Gerne und selbstverständlich tut er das sicherlich nicht. Aber es ist ähnlich wie bei Schuhmachern/ Schustern. Während ich meine Schuhe zwecks Reparaturen z.B. zu Posh Shoes bringen kann, brauche ich bei Axel Bohne gar nicht anfragen wegen Absatzkorrekturen, Spitzeneisen o.ä.. Schuster gibt es ja jede Menge, aber dort habe ich noch nie ein Paar Schuhe gelassen. Was für den Einen ein einträgliches Geschäft ist (Reparatur), braucht der andere nicht bzw. er möchte es nicht als Aushängeschild seine eigentliche Arbeit überschatten lassen.

Deshalb nervt mich mittlerweile dieser ständige, wie gebetsmühlenhaft, vorgebrachte Einwand es handle sich ja "nur um Maßkonfektion" und nicht um Maßschneiderei. Als lägen zwischen beidem Welten. Ich kann aus meiner Erfahrung sagen: Dem ist nicht so!

Deshalb empfinde ich die Diskussion/Konfrontation zwischen Maßkleidung und (guter) Maßkonfektion als sehr akademisch.

Ich sehe es deshalb mittlerweile nicht mehr ein, für Maßkleidung ein mehrfaches einer guten Maßkonfektion zu bezahlen. Ein Mehrwert und ein auffallender Qualitätsunterschied ist für mich nicht erkennbar.
Ich sollte vielleicht noch anfügen, dass ich eine unproblematische Statur habe, dies macht die Sache eventuell einfacher.

Ich sehe nicht so wirklich, wie einen scharfe Begriffstrennung nerven könnte? Dies schließt ja nicht die von Ihnen hervorgehobenen positiven Eigenschaften der Maßkonfektion aus. Aber, und das halte ich für sehr wichtig, eine klare Trennung erspart gerade dem "Novizen" unnötige Verwirrung und im Zweifelsfall entgeht er damit auch der Bauernfängerei bei dem, was sich heute alles "Maß" schimpft.

Die Frage, auf welcher Grundlage Maßkonfektion beruht, halte ich für sehr schwierig zu beantworten. Der Grund hierfür ist v.a. die gänzlich unterschiedliche Vorgehensweise bei der Umsetzung. Während z.B. bei Dolzer vermessen wird (beim Anzug bspw. wird nur das Sakko als Schlupfteil probiert, die Hose nicht), arbeiten andere mit Scannern. Allein die Anzahl der zu ermittelnden Maße unterscheidet die Maßkonfektionäre schon sehr. Dann die Frage, wo gefertigt wird. Manche tun dies in eigenen Ateliers (kaum noch), andere lassen z.B. in Polen fertigen, eben nach den reinen Daten der Vermessung und natürlich ohne Zwischenprobe bis zur Übergabe. Der wesentliche Unterschied besteht für mich in folgendem:

Der echte Schneider rechnet geradezu mit Fehlern, da er weiß, wie schwierig Anatomie, Wünsche oder falsche Vorstellungen des Kunden sein können. Mit dem Auftreten von Fehlern beginnt aber seine Arbeit erst und er kann sich durchaus noch an ein sehr gutes Ergebnis herantasten, vorausgesetzt der Kunde gibt ihm die Zeit. Bei der Maßkonfektion ist die Zielstellung eine gänzlich andere: so schnell und perfekt wie möglich soll der Kunde in das fertige Kleidungstück passen. Tut er das nicht auf Anhieb, beginnt sich der Gewinn für den Anbieter zu minimieren. Daher völlig verständlich, dass hier mit Fehlern oftmals anders umgegangen wird, als bei Vollmaß. Ich persönlich würde niemals auf die Idee kommen Vollmaß anfertigen zu lassen, ohne vorher MTM mehrfach probiert zu haben. Hosen gelten im Vergleich zu Westen und Sakkos als einfacher in der Umsetzung und um auch die Kommunikation zu "üben", würde ich immer zuerst MTM versuchen.

Grüße
Camara
 
Ich habe beides im Schrank und ich habe nach einigen sehr schlechten Erfahrungen mit zwei Anbietern, einige MTM Teile, die ich gerne trage und die ich für absolut vorzeigbar halte. Im Bewusstsein um die Machart und die begrenzten Möglichkeiten des von mir zuletzt bevorzugten MTM Herstellers, schließe ich dennoch überhaupt nicht aus, dass ich mir das eine oder andere Stück zulege.

Dennoch habe ich mittlerweile eine deutliche Präferenz für die Maßschneiderei und habe Freude daran, mir diesen Luxus zu leisten. Das ist im Übrigen auch möglich, weil ich Spontankäufe mittlerweile völlig vermeide. Ich kann zwar nicht sagen, dass ich deshalb insgesamt weniger für Kleidung ausgebe. Aber das Budget hält sich in bestimmten Grenzen.

Eine Abgrenzung zwischen Maßkonfektion und Maßschneiderei, und zwar eine scharfe, wie u.a. von FSK, Camera und anderen gemacht, halte ich für unbedingt richtig. Wer die Unterschiede verstanden und für sich bewertet hat, wird sich auch entscheiden können.

Für mich ist die industrielle sartoriale Maßkonfektion nicht “nur“ Maßkonfektion, sondern eine ausgezeichnete Alternative zum Vollmaß….in der sich neue Möglichkeiten ergeben und auf andere eben verzichtet werden muss.

Ich nehme an, shop, du möchtest hier zwischen guten und weniger guten Maßkonfektionären unterscheiden. Den Unterschied gibt es natürlich auch. Aber Wortschöpfungen wie "sartoriale Maßkonfektion" sind einfach nur albern, weil sie die oben beschriebe Abgrenzung wieder verwischen und etwas vorgaukeln wollen.

Ein sartorialer Anzug kommt aus einer Sartoria. Eine Konfektionsanzug ist und bleibt, auch wenn er gut gemacht ist und dem Träger sehr gut passt, ein Konfektionsanzug.

Grüße p
 
Lieber pierino, liebe Stilfreunde,

es ist für mich immer wieder schön zu lesen, wie Du es schaffst Argumente und Fakten so gut verständlich aus zu drücken. Dafür gebührt Dir mein Dank.

Es ist es richtig und auch wichtig, dass es eine genaue Unterscheidung zwischen Vollmaß und Maßkonfektion gibt.

Was mich einwenig an der Diskussion stört, ist der Punkt, dass oftmals MTM als "minderwertig" und Vollmaß als "nonplusultra" stilisiert werden. Das ist für mich so nicht hinnehmbar. Ich habe schon Vollmaßanzüge gesehen, die mir überhaupt nicht gefallen haben.

Könnte man sich auf folgendes einigen?

Die Basis beider Herstellunsmethoden sind unterschiedlich. Maßkonfektion kommt wie der Name sagt aus der Konfektion und Vollmaß ist die individuellste Art der Herstellung. Beides hat seine absolute Berechtigung, erhöht die Angebotspalette und ist per se weder besser oder schlechter als das jeweils andere. Es kommt im Einzelfall auf den Handwerker und die persönlichen Ansprüche an und nur da würde ich einem Vergleich zustimmen - differenziert. Wenn ich einen Anzug von youtailor mit dem von Sciamat einfach so vergleiche, wird das Ergebnis sehr eindeutig ausfallen. Aber die gesamten "Zusatzgeräusche" die zu Vollmaß gehören, wie zu wissen was man will, Zeitaufwand und ggf. Reisekosten, sind nicht für jeden Menschen akzeptabel. Der Weg zu Vollmaß führt sicherlich über Maßkonfektion, auch wenn nicht jeder, der Moßkonfektion nutzt, dann zu Vollmaß wechselt.

Daher wünsche ich mir in der Diskussion einwenig mehr Anerkennung für das jewils Andere, denn es muss, wird und soll beides geben.

Die Entscheidungen für das Eine oder Andere sind so individuell wie wir Menschen.

Liebe Grüße

Sandro
 
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