Deshalb nervt mich mittlerweile dieser ständige, wie gebetsmühlenhaft, vorgebrachte Einwand es handle sich ja "nur um Maßkonfektion" und nicht um Maßschneiderei. Als lägen zwischen beidem Welten. Ich kann aus meiner Erfahrung sagen: Dem ist nicht so!
An meinen Maßkonfektionshosen von Regent kann man dies exemplarisch sehen. Diese Hosen liegen mit den (Voll-)Maßhosen absolut auf einem Niveau und sind in manchen Details sogar besser.
Voll und ganz richtig! Deshalb empfinde ich die Diskussion/Konfrontation zwischen Maßkleidung und (guter) Maßkonfektion als sehr akademisch.
Ich sehe es deshalb mittlerweile nicht mehr ein, für Maßkleidung ein mehrfaches einer guten Maßkonfektion zu bezahlen. Ein Mehrwert und ein auffallender Qualitätsunterschied ist für mich nicht erkennbar.
Ich sollte vielleicht noch anfügen, dass ich eine unproblematische Statur habe, dies macht die Sache eventuell einfacher.
Wenn man persönlich der Meinung ist, für sich das bessere PLV in Maßkonfektion zu finden, ist das eine Sache. Zu leugnen, daß Maßkonfektion und Maßschneiderei zwei Paar Schuhe sind, ist aber ungefähr so "sehr naiv" wie eine scharfe Abgrenzung "sehr akademisch" ist. Wie kann man sagen, eine MTM-Hose liegt "mit
den (Voll-)Maßhosen absolut auf einem Niveau und sind in manchen Details sogar besser"? Ich denke, man sollte solche Vergleiche nur zwischen konkreten Produkten anstellen, alles andere wäre spekulativ. Ich behaupte mal, es gibt mindestens so viele verschiedene Maßhosenqualitäten wie es Maßschneider gibt, weil jeder von ihnen sehr viele Details einfach vollkommen anders macht, sodaß man untereinander nur in "ähnlich" oder "anders", aber schwer in "besser" oder "schlechter" unterscheiden kann. Wenn man wirklich einen qualitativen Vergleich machen will, sollte man dann aber auch gleiche Ansprüche vergleichen, also beispielsweise die besten Maßkonfektionäre mit den besten Maßschneidern.
Der These, die Maßkonfektion basiere auf oder stamme von der Maßschneiderei, kann ich nicht stützen. Das ist schlichtweg falsch und wer solche Thesen vertritt, hat vielleicht einfach den Unterschied nicht verstanden. Wie kann etwas, das von der Konfektionsindustrie ersonnen wurde (denn bis auf neuere Ausnahmen ist das so) und sich maßgeblich deren Mittel zunutze macht, auf der Maßschneiderei basieren? Maßkonfektion ist nicht mehr und nicht weniger als der Versuch der Konfektion, Vorteile der Maßschneiderei mit industriellen Methoden zu erreichen oder zu imitieren. Damit basiert sie wesentlich auf der Konfektion. Die Maßkonfektion von Scabal beispielsweise hat ungefähr so viel mit Maßschneiderei zu tun wie ein Kugelschreiber mit einer Autowerkstatt. Natürlich kommt in beidem Mechanik zum Einsatz aber sowohl die Größen und Mengen als auch Ausrichtungen und Zwecke sind vollkommen andere.
Nochmals: Ich sage nicht, daß Maßschneiderei der einzig richtige und gangbare Weg zur passenden Hose ist. Wer den Aufpreis für handwerkliche Maßschneiderei nicht zahlen will oder für sich darin keinen Mehrwert sieht, ist mit Maßkonfektion besser beraten, keine Frage. Ich wollte ursprünglich nur darauf Hinweisen daß "dieser ständige, wie gebetsmühlenhaft, vorgebrachte Einwand", Maßkonfektion sei doch ausreichend und im Grunde sowieso dasselbe wie Maßschneiderei erstens mindestens undifferenziert und zweitens im Unterforum "Bespoke" fehl am Platze ist. Wer hierher kommt, hat sich doch bereits für den Weg "Maßschneiderei" entschieden —*warum also missionieren wollen? Maßkonfektion und Maßschneiderei unterscheiden sich, egal wie man es dreht und wendet, in ihrer Zielsetzung und Zielerreichung wesentlich voneinander, das sollte man einfach emotionslos akzeptieren.