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Sehr geehrte Foristen,

ich bin schon länger Mitglied in diesem Forum, habe aber noch nichts geposted. Bisher machte auch nur zu lesen Spaß.
Nun habe ich eine Frage, zu der ich keine Antwort im Netz fand und bei der ich auf Ihr Wissen und Ihren Geschmack hoffe.

Ich fliege am kommenden Montag nach London (geschäftlich, konservative Branche). Kann ich dort Pferdelederschuhe in Oxblood tragen oder "No oxblood in town"? Gilt Oxblood für Sie als Braun oder hat es eine Sonderstellung?

Wie ist Ihre Meinung?

VG dpk
 
Oxblood hat gegenüber Braun eine Sonderstellung, weil es klassische Freizeitfarbe ist. Unabhängig von der Regel "No Brown in Town", die in konservativen Branchen immer noch gilt, kommt hier noch "no oxblood for business" hinzu.

Heisst: Trifft man sich informell in der Freizeit über Tag: ja
Trifft man sich auf geschäftlicher Ebene, gleich ob auf dem Land oder in der Stadt: Nein.
 
Ich würde es einfacher sagen: willst du was von denen, nein. Wollen die was von dir, ja. Das gilt übrigens immer bei allen Bekleidungsfragen.
 
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Ich würde es einfacher sagen: willst du was von denen, nein. Wollen die was von dir, ja. Das gilt übrigens immer bei allen Bekleidungsfragen.
Nun ja, diese Maxime haben aber nur Menschen ohne Prinzipien, die sich nur dann respektvoll benehmen, wenn sie müssen. Das ist dann auch eines der größten Übel in allen Bekleidungsfragen, aber nicht nur da. ;)

Dessen ungeachtet finde ich, dass echtes dunkles Oxblood (kein Burgundy und nicht unbedingt in Shell Cordovan, okay) vom ästhetischen Standpunkt her Schwarz als Schuhfarbe in allen bis auf die formellsten Momenten gut ersetzen kann, insbesondere zu mittel- bis dunkelblauen Anzügen.
 
Nun ja, diese Maxime haben aber nur Menschen ohne Prinzipien, die sich nur dann respektvoll benehmen, wenn sie müssen. Das ist dann auch eines der größten Übel in allen Bekleidungsfragen, aber nicht nur da. ;)

Eine Verhandlung führt man ja nicht nur über die Sprache. Natürlich kann es die eigene Verhandlungsposition verändern, wenn man z.B. durch die Kleidungswahl deutlich macht, was man dem anderen nicht direkt ins Gesicht sagen darf: Ich kann es mir leisten, diesen Termin nicht so ganz ernst zu nehmen.

Zu Gesprächen, zu denen mich neue potentielle Arbeitgeber bitten, trage ich beispielsweise sehr gerne braune Reptilienlederschuhe zum klassischen blauen Anzug mit roter Krawatte. Natürlich ist der Schuh eigentlich zu freizeitlich. Aber er macht in einer Runde, in der alle artig ihren feinsten Business-Look tragen deutlich, dass ich dieses Gespräch nicht brauche und ihm nicht die ernstliche Bedeutung zumesse, wie die anderen. Das hilft auch auf der nonverbalen Ebene den Anspruch auf die Leitung der Gesprächsführung auszudrücken und hat nicht viel damit zu tun, dass ich mich nicht respektvoll benehmen könnte. Will heißen: Durch die Wahl der Kleidung kann man seine Stellung oder sein Anliegen in einem wichtigen Gespräch unterstreichen.

Dessen ungeachtet finde ich, dass echtes dunkles Oxblood (kein Burgundy und nicht unbedingt in Shell Cordovan, okay) vom ästhetischen Standpunkt her Schwarz als Schuhfarbe in allen bis auf die formellsten Momenten gut ersetzen kann, insbesondere zu mittel- bis dunkelblauen Anzügen.
Inzwischen können Sie ja selbst in den meisten konservativen Branchen im Grunde tragen, was sie wollen. Allerdings wirkt der Versuch, Schwarz zu ersetzen manchmal ein bisschen so, als ob ihr Koffer verloren gegangen wäre und Sie jetzt keine schwarzen Schuhe hätten. Oft sieht so etwas doch sehr nach einer Notlösung aus. Wenn Sie nicht durch die Wahl der Kleidung eine bestimmte Botschaft ausdrücken wollen, z.B. wie oben beschrieben, können Sie doch einfach die Farbe wählen, die im Grunde erwartet wird. Bleiben Sie doch bei Schwarz. Warum auch nicht?
 
Ich kann es mir leisten, diesen Termin nicht so ganz ernst zu nehmen. (...) Das hilft auch auf der nonverbalen Ebene den Anspruch auf die Leitung der Gesprächsführung auszudrücken und hat nicht viel damit zu tun, dass ich mich nicht respektvoll benehmen könnte.

Dann hoffe ich sehr, dass das Gegenüber das auch so sieht. Diejenigen Topmanager, die ich kenne, sind Alphamenschen mit ausgeprägtem Loyalitätsbedarf. Die lassen sich nicht dadurch beeindrucken, dass jemand das Gespräch "nicht braucht", sondern stellen nüchtern fest: "Der ordnet sich mir nicht unter -> raus. Dann lieber jemanden nehmen, der das Gespräch wirklich braucht, denn der macht hinterher alles, was ich verlange, und bindet mir nicht bei jeder unangenehmen Entscheidung seine geistige Unabhängigkeit auf die Nase."

Schön, wenn das bei Dir anders ist.
 
Wenn man nichts falsch machen will, ist schwarz immer die richtige Wahl. Wenn man sich Unterscheiden will, ohne gleich zu stark aus der Konvention auszubrechen, ist ein dunkles Oxblood eine gute Wahl in einem konservativen Umfeld. In jedem Fall braun vorzuziehen. Gleiches wäre der Fall, wenn statt eines klassischen Modells wie z.B. Einem Cap Toe ein schwarzer Full Brogue gewählt wird. Die Frage ist eben, wie deutlich ich mich von der Gruppe, in der ich mich bewege, abheben will.
 
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