Der älteste Hut der Welt: Nichtbesitz wird von Nichtbesitzenden zur Tugend erhoben. Ein Löffel reicht, Topf braucht man nicht, weil die Dosenravioli ja schon ihren eigenen Topf mitbringen, den man danach auch noch einfach entsorgen kann, was für ein positiv simplifiziertes Leben.
@ Pepe: Die Idee mit dem Rundständer ist gar nicht schlecht, wenn man wenig Platz zur Verfügung hat. Aber kauf dir mal vernünftige Bügel, die Schultern sind bei den meisten zu Sehenden viel zu schmal.
An meinem Ursprungsbeitrag kann ich jedenfalls nicht erkennen, dass ich mich damit über meine Mitmenschen erhoben hätte. Ich habe nur ausgedrückt, dass überraschenderweise die missionierenden Minimalisten (wie auch im zitierten Beitrag) selten gleichzeitig Einkommens- und Vermögensmaximalisten sind, was irgendwie überzeugender rüberkäme.Dass man aus materiellen Dingen keinen ausschließlichen Lebensinhalt machen sollte, ist sicher richtig, hat damit aber gar nichts zu tun.
Der älteste Hut der Welt: Nichtbesitz wird von Nichtbesitzenden zur Tugend erhoben. Ein Löffel reicht, Topf braucht man nicht, weil die Dosenravioli ja schon ihren eigenen Topf mitbringen, den man danach auch noch einfach entsorgen kann, was für ein positiv simplifiziertes Leben.
Mein Ausgangspunkt war ja ein zitierter Artikel, in dem ein Abendschüler beschrieben wurde, der mit ganz wenig zurecht kommen möchte und das als lebens- und weltverbessernden Plan sieht. Das habe ich damit ins Absurde ziehen wollen.Mal abgesehen von der hierauf folgenden "Auseinandersetzung" und dem, glaube ich, unzweifelhaften zweiten Absatz (das würde ja auch – bis auf die Schlusspolemik – kein 'Minimalist' bestreiten): Ist das so? Bzw. könntest du hierfür vielleicht ein Beispiel anführen? Sicher gibt es Strategien, mit Mangel umzugehen (i.S.v. "Naja, immerhin haben wir ein Dach über dem Kopf"), aber die Apotheose des Mangels ist m.E. ein Phänomen, das sogar ausschließlich – auch historisch – von Besitzenden betrieben wurde.
Mein Ausgangspunkt war ja ein zitierter Artikel, in dem ein Abendschüler beschrieben wurde, der mit ganz wenig zurecht kommen möchte und das als lebens- und weltverbessernden Plan sieht. Das habe ich damit ins Absurde ziehen wollen.
Die Verherrlichung des Mangels war historisch vor allem ein religiöses Thema, nicht zuletzt in der Anwendung mit dem Ziel der Beschwichtigung von großen Bevölkerungsgruppen, die in Armut lebten, durch die besitzenden Stände. Auch wenn dieser religiöse Ursprung der angeblichen moralischen Überlegenheit von Askese und Verzicht sicher auch hier immer noch bedeutsam ist, ist es für mich heute - und darauf bezog ich mich - eher ein Wiederaufflackern des bekannten studentischen 70er-Jahre-Gegenentwurfs zur bürgerlichen Gesellschaft der Eltern in einem introvertierteren, mehr auf die individuelle Entfaltung des Einzelnen bezogenen Gewand. Man redet sich ein absurdes Gedankenmodell der gewollten Armut schön, weil man an der Gegenwelt des "Establishments" nicht wirklich teilnehmen kann. Natürlich ist das auch immer ein klassisches Thema salonkommunistischer Sinnsuche von Intellektuellen gewesen und als solches auch periodisch unter solchen immer wieder mal populär.
Mich ärgert das - als überzeugtem Sozialdemokraten - maßlos, weil es erstens wirkliche Armut verharmlost und zweitens den Menschen - gerade auch den "Nicht-Reichen" - mittels bigotter, sinnloser Schuldeinflößung die Freiheit nehmen soll, sich für Dinge zu begeistern, die ihnen Spaß machen und deren Machart und Komplexität, manchmal sogar idealerweise gespeicherte menschliche Leidenschaft für's Detail, ihr Leben bereichern und ihren Horizont erweitern. Konsum ist der Ge- und Verbrauch von Waren, das ist erst mal ein völlig neutraler Begriff, der mit neurotischen Phänomenen wie Sucht- und Statuskäufen nichts zu tun hat, aber trotzdem permanent damit überladen wird.