Mein nächster Anzug...

Ich würde auch unterstellen, dass bespoke grundsätzlich bessere Qualität bietet als von der Stange... ist aber nur so ein Bauchgefühl.

Du hast das "kann" vergessen. Vergleiche z.B. Regent von der Stange mit bespoke von einem asiatischen Hinterhof für 140 EUR und es ist relativ klar wo die bessere Qualität ist. Highend-RTW ist qualitativ auch von highend-bespoke kaum zu schlagen, letzteres spielt seine Stärken dann nur noch in den Wahlmöglichkeiten aus, die ja erstmal qualitätsunabhängig sind.

Oder, wie ich in meiner pferdeaktiven Zeit zu sagen pflegte: Schlecht reiten kann man in jedem Reitstil. ebenso wie man in jedem Reitstil auch gut reiten kann.
 
Ich würde auch unterstellen, dass bespoke grundsätzlich bessere Qualität bietet als von der Stange... ist aber nur so ein Bauchgefühl.

Ist so pauschal falsch.
Kein Bauchgefühl.

Qualität ist ein vielschichtiger Begriff, der die Erfüllung unserer Erwartungen ausdrückt.

Beim Anzug kann das die Qualität:
- des Stoffes
- der Füllung
- der Nähte
- des Schnittmusters
- des Bügelns
- des Übereinstimmens der Stilistik
- der Arbeitsbedingungen
- des Anteils an Handarbeit

etc. sein.
 
Sorry, daß ich da einhake. Ich habe exakt null missionarischen Eifer, aber wenn ich höre, einen Zegna RTW für 1700 zu kaufen, dann verstehe ich das einfach nicht. Der mag nen guten Stoff haben und meinetwegen auch gut vernäht sein, aber halt von der Stange und mit einen guten (sehr guten) Teil Kosten, die auf Werbung zurückzuführen sind. Wer das weiß und will, wunderbar.

Wenn ich bespoke rede, dann nicht von irgendeinen Hinterhofnäher in Bangkok. Für 1800 bekommt man bei meinem Scheider in Varese einen Zweiteiler mit 90% der Stoffe. Ich hab verstanden, daß sich die Veroneser Jungs das für ähnliches Geld machen. Ergebnis ist idR ein Anzug mit genau dem Stoff, den man will, genau den Details, die man will und einer der perfekt sitzt.

Klar, man muß sich einarbeiten in die Thematik, damit man mit dem Scheider halbwegs qualifiziert reden kann. Aber: Das muß man auch, wenns um RTW geht, siehe die ganzen Passformdiskussionen. Da ist man auch schnell bei Reversbreiten, Abnähern, Kürzungen, etc. Und für die Kohle ist das auch gerechtfertigt, daß man sich Gedanken macht.

Was die Reiserei angeht: Ist ein Manko, es sei denn man nutzt den GBS (gibt ja wohl ne Neuauflage) oder man verbindet das mit Urlaub oder einer Wochenendreise.

In jedem Fall halte ich es für verwegen, die Unterschiede zw. RTW, MTM und bespoke zu stark zu nivellieren ...

Once again just my 2 cents
 
Alles richtig, aber man kann nicht einfach so sagen Bespoke ist besser als RTW. Der große Nachteil bei bespoke, neben dem immensen finanziellen und zeitlichem Aufwand, ist - so wie ich es verstehe - der Stil des Schneiders, der sich im Schnitt widerspiegelt. Dieser ist nicht beliebig veränderlich und das zeigt auch bei jedem Bemühen, dass Luxire etc. es eben nicht hinbekommen, dass man einfach ein Kiton-Sakko für 500€ nachschneidert, auch wenn man das Teil vor sich liegen hat.

Also, wer eine Kiton-Schulter will, der muss halt ein Kiton-Sakko kaufen. Die macht der Schneider in Varese - bei allem Respekt - vermutlich nicht.
 
Völlig richtig. Wer auf einer Marke besteht oder eine bestimmtes Detail einer Marke unbedingt haben will, der sollte sich das auch holen. Ich wollte eine Alternative aufzeigen, nicht mehr, nicht weniger. Wie gesagt, null missionarischer Eifer ;-)
 
Wenn man dann aber noch die Anreise zum Schneider finanziell und zeitlich einberechnet, lohnt es sich für viele einfach nicht mehr.
Ich bin im Prinzip ganz bei dir, finde aber schon, dass man da differenzieren muss. Nicht jeder hat Lust auf Bespoke, das hat nicht unbedingt was mit Unvermögen zu tun...
 
Völlig richtig. Wer auf einer Marke besteht oder eine bestimmtes Detail einer Marke unbedingt haben will, der sollte sich das auch holen. Ich wollte eine Alternative aufzeigen, nicht mehr, nicht weniger. Wie gesagt, null missionarischer Eifer ;-)

Dito ;)
Ich wollte auch nur aufzeigen, dass selbst bei gutem Bespoke es oft nicht möglich ist, einen bestimmten Stil zu erreichen, den mancher vielleicht vor Augen hat, weil der Maßschneider z.B. einen anderen Stil verfolgt. Was ich so mitbekommen habe, ist es schon ein enormer Vorteil von RTW z.B., dass man probieren kann, wie das Stück an einem wirkt, ohne es zu kaufen.
 
Sorry, daß ich da einhake. Ich habe exakt null missionarischen Eifer, aber wenn ich höre, einen Zegna RTW für 1700 zu kaufen, dann verstehe ich das einfach nicht. Der mag nen guten Stoff haben und meinetwegen auch gut vernäht sein, aber halt von der Stange und mit einen guten (sehr guten) Teil Kosten, die auf Werbung zurückzuführen sind. Wer das weiß und will, wunderbar.

Es bleibt die Frage was einen bespoke-Anzug für 1800 qualitativ vom RTW-Anzug für 1700 abhebt. Details außen vor, die spielen keine Rolle (Paspeltaschen sind nicht "besser" als Pattentaschen).
Objektive Elemente:
Das Material - da sehe ich wenig qualitative Unterschiede. Wieso auch? Kuhn ist nicht besser als Boss, Poole nicht besser als Attolini, oder sehe ich das falsch?
Verarbeitung: ist da ein Unterschied in den Nähten, dem Futter, der Machart?
Bei diesen Kriterien sehe ich ("Bauchgefühl") grob einen Gleichstand.
Und nun der Casus knacktus: subjektive Elemente
Details - bespoke "kann alles"
Passform - bespoke kann individueller.

Wenn ich mit den Details völlig d'accord bin, der Zegna sitzt wie ne eins: warum sollte ich bespoken gehen? Es kann doch nur schlechter werden. Verstehe ich nicht.

Was den Nebenkostenaspekt angeht habe ich schlechte Nachrichten: die Reisen der Travelling Tailor zahlst Du mit Deinem Anzug mit. Zegna hat diese Kosten nicht, die legen dafür ihre Printwerbung um. Und wenn Du hinfährst hat nach der 2. Probe der 1800-€-Anzug doch schnell 2500€ gekostet, Deine Zeit nicht eingerechnet. There ain't no such thing as a free lunch.



Wenn ich bespoke rede, dann nicht von irgendeinen Hinterhofnäher in Bangkok.

Hat ja auch niemand unterstellt. Das bezog sich klar auf "bespoke ist immer besser".
 
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