Lockerer Stil im Büro

Und am Ende sollte man sich bewusst sein dass "angemessen gekleidet" nicht automatisch Sakko und Krawatte heisst. Die meisten würden sofort einsehen dass ein Maurer so nicht angemessen gekleidet wäre. Bei Ingenieur fällt das offenbar schwerer. Aber am Ende setzt der vielgescholtene Durchschnitt die Messlatte dessen was üblich und angemessen ist, mag es einem nun passen oder nicht.

"Messlatte" ja, verbindlicher Rahmen nein. Stil soll doch nicht einfach nur der Durchschnitt dessen sein, was andere tragen. Ein Ingenieur trägt Verantwortung und Verantwortung darf man an der Kleidung erkennen. Dass Ingenieure sich nicht mit Kleidung beschäftigen und deshalb mehrheitlich aussehen wie die Schaufensterpuppen bei Rudis Resterampe, ist keine verbindliche Messlatte. Die Aversion dieser Gruppe gegen anständige Kleidung kommt nicht von der Unangemessenheit der Kleidung, sondern von der mangelnden Fähigkeit, selbst Kleidung gut auszuwählen. Es gilt also, verantwortungsvoll aufzutreten und dennoch niemandem vor den Kopf zu stoßen.

Einem Berufsanfänger quasi zu raten "Mönsch, zieh Dein Ding durch, stoß alle anderen vor den Kopf auch nachdem sie Dich darauf hingewiesen haben, zeig denen mal so richtig wo der Bartel den sartorialen Most holt" ist grob fahrlässig.

Wenn man es als Elefant im Porzellanladen auslegt, stimme ich Dir zu. "Sein Ding durchziehen" kann aber auch bedeuten, stets das zu tun, was man für richtig und angemessen hält. Sich als Berufseinsteiger nicht einfach unter alle "Regeln" unterzuordnen, sondern die eigenen Maßstäbe für richtig und falsch beizubehalten. Auch das ist Stil bzw fängt er meiner Meinung nach damit erst an.

Sicherlich sind die ersten Tage im neuen Job die schwierigsten in Bezug auf die Treue zum eigenen Stil.

Mit fahrlässigem Gruß :)
 
"Messlatte" ja, verbindlicher Rahmen nein. Stil soll doch nicht einfach nur der Durchschnitt dessen sein, was andere tragen. Ein Ingenieur trägt Verantwortung und Verantwortung darf man an der Kleidung erkennen. Dass Ingenieure sich nicht mit Kleidung beschäftigen und deshalb mehrheitlich aussehen wie die Schaufensterpuppen bei Rudis Resterampe, ist keine verbindliche Messlatte. Die Aversion dieser Gruppe gegen anständige Kleidung kommt nicht von der Unangemessenheit der Kleidung, sondern von der mangelnden Fähigkeit, selbst Kleidung gut auszuwählen. Es gilt also, verantwortungsvoll aufzutreten und dennoch niemandem vor den Kopf zu stoßen.

Naja, nach einem "Jung, so wie Du rumläufst, das sorgt schon für Irritationen" einfach weiterzumachen sehe ich schon als "vor-den-Kopf-stoßen".

Unabhängig davon welche Ursache der Rudis Restarampenlook hat, wenn ich substantiell davon abweiche, egal ob nach "oben" oder "unten", dann ist das ein Statement. Eins, das anecken kann. Und die Frage "wieso kleidest Du Dich so abweichend?" muss ich so oder so beantworten können ohne dass ich Probleme bekomme. Und ich bezweifel einfach dass ein "weil ich weiss was angemessene Kleidung ist, aber ihr Schluffis habt davon keine Ahnung und solltet euch mal besser eurer Verantwortung entsprechend anständig anziehen" wirklich zielführend ist. Von einem Frischling, noch dazu.

Mein Standardargument ist ein "ach, weisst Du, das ist als Kompensation für gewisse anatomische Benachteiligungen, und ein Porsche ist mir zu teuer". Damit habe ich die Lacher auf meiner Seite und es ist Ruhe. Das geht weil das hier eh ein entsprechendes Umfeld ist, ich sowieso schon immer der Klassenclown war, und am Ende Klamotten hier niemanden wirklich interessieren.

Wenn man es als Elefant im Porzellanladen auslegt, stimme ich Dir zu. "Sein Ding durchziehen" kann aber auch bedeuten, stets das zu tun, was man für richtig und angemessen hält. Sich als Berufseinsteiger nicht einfach unter alle "Regeln" unterzuordnen, sondern die eigenen Maßstäbe für richtig und falsch beizubehalten. Auch das ist Stil bzw fängt er meiner Meinung nach damit erst an.

Sicherlich sind die ersten Tage im neuen Job die schwierigsten in Bezug auf die Treue zum eigenen Stil.

Mit fahrlässigem Gruß :)

Nochmal, man muss es sich leisten können. Ansonsten kann ich meine eigenen Maßstäbe auch hochhalten und damit heldenhaft untergehen. In vielen Bereichen herrscht eine mehr oder weniger offizielle Uniformierung vor. Wer in einer Großkanzlei anfängt mit der Aussage "Holzfällerhemd und Jeans sind nunmal mein Stil, ich ordne mich nicht allen Regeln unter" muss sich nicht wundern wenn schon die Mittagspause ohne ihn als Mitarbeiter stattfindet. Und ja, Abweichungen sind in beide Richtungen gleich "schlimm" bzw. erklärungsbedürftig.
 
Ansonsten kann ich meine eigenen Maßstäbe auch hochhalten und damit heldenhaft untergehen. In vielen Bereichen herrscht eine mehr oder weniger offizielle Uniformierung vor. Wer in einer Großkanzlei anfängt mit der Aussage "Holzfällerhemd und Jeans sind nunmal mein Stil, ich ordne mich nicht allen Regeln unter" muss sich nicht wundern wenn schon die Mittagspause ohne ihn als Mitarbeiter stattfindet. Und ja, Abweichungen sind in beide Richtungen gleich "schlimm" bzw. erklärungsbedürftig.

M.E. astrein zusammengefasst. :)

Grüße, der Ted
 
Nochmal, man muss es sich leisten können.
Unbedingt. Zwischen diesen beiden Gruppen derer, die es sich leisten können, und dem Rest liegt da auch der entscheidende Unterschied: Die einen leisten es sich und die anderen trauen sich nicht. :) Und das bezieht sich üblicherweise auch nicht nur auf Kleidung, das ist vor allem eine Mentalitätsfrage.

Man sollte sich realistisch einschätzen, zu welcher dieser Gruppen man gehört. Aus der ersteren Gruppe habe ich in meinem ganzen Berufsleben (in einer ausgesprochen unsartorialen Branche) noch niemanden kennengelernt, dem es zum Nachteil gereicht hätte, deutlich besser, hochwertiger, sartorialer gekleidet zu sein als seine Peer Group, auch und gerade in der Altersspanne zwischen 28 und 35, in denen in größeren Konzernen die sog. High Potentials identifiziert werden, denen man den weiteren Karriereweg ebnet. Aus der letzteren Gruppe hat's nun mal keiner versucht. ;)
 
In welchen Branchen arbeitet Ihr denn so, dass der nach oben abweichende Stil toleriert wird? ;)


IT. Standard im Eigenbetrieb ist altes Konferenz-T-Shirt, abgewetzte Jeans, olle Schlappen. Oder als Abteilung einer Nicht-IT-Firma: mittelaltes T-Shirt, Jeans mit Nutzspuren, Turnschuhe. Aber im Grunde interessiert sich da niemand für, wenn sie erstmal verstanden haben dass man sich nicht auf dem Weg zum Sales verlaufen hat tolerieren sie auch Schlipse. Da laufen ganz andere Spleens rum.
 
Grafik- und Webdesign. Bei uns wird nur vom Projektmanagement erwartet, dass sie sich gut kleiden. Der Rest läuft rum, wie er will, wobei es bei uns keine extreme gibt. Nur ich renne manchmal besser rum als mein Chef, wurde mir schon nachgesagt :D
 
Ist als Sportlehrer wahrscheinlich auch die meiste Zeit sinnvoll. Sportlehrer im Anzug fände ich (speziell im Berufsalltag) eher merkwürdig bis schwachsinnig...

Das wirklich Merkwürdige an Sportlehrern ist doch, dass sie zwar permanent in Sportklamotten rumlaufen, im Sportunterricht aber nur auf der Bank sitzen. :D
 
In welchen Branchen arbeitet Ihr denn so, dass der nach oben abweichende Stil toleriert wird? ;)

Also. ich gehöre zu der, von @Beethoven, gescholtenen Berufsgruppe.

Ich bin Projektingenieur / Projektleiter im Produktionsbereich bei einem Automobilzulieferer.

Ein Ingenieur trägt Verantwortung und Verantwortung darf man an der Kleidung erkennen. Dass Ingenieure sich nicht mit Kleidung beschäftigen und deshalb mehrheitlich aussehen wie die Schaufensterpuppen bei Rudis Resterampe, ist keine verbindliche Messlatte. Die Aversion dieser Gruppe gegen anständige Kleidung kommt nicht von der Unangemessenheit der Kleidung, sondern von der mangelnden Fähigkeit, selbst Kleidung gut auszuwählen. Es gilt also, verantwortungsvoll aufzutreten und dennoch niemandem vor den Kopf zu stoßen.

Ich kann dieses Statement so nicht unterschreiben. Es gibt sicherlich eine Menge Beispiele auf die dies zutrifft, aber die Mehrheit ist es sicherlich nicht.

Bei vielen Kollegen und auch bei mir, ist es so, dass die Kleidung situativ angepasst wird.

Wenn ich den halben / ganzen Tag Versuche in der Produktion fahre werde ich sicherlich keinen Anzug tragen. Da ist eine einfache Jeans mit Polo und Kittel angesagt. Einerseits aufgrund der Umgebungsbedingungen (im Sommer bis >50°C und nicht gerade Sauber) und andererseits reduziert es die Distanz zu den Mitarbeitern in der Produktion.

Im "normalen" Büroalltag trage ich meist Chino und Hemd. Gelegendlich mit einem Sakko oder Pullover. Für kurzfristige ungeplante Termine bei der GF oder ähnlich habe ich eigendlich immer ein Sakko und eine passende Strickkrawatte im Büro.

Bei formellen internen Terminen und im Kundenkontakt trage ich immer einen Anzug.

Es kommt natürlich vor, dass ein Kunde anruft und fragt ob man heute noch eine Stunde Zeit hat. Da kann es passieren, dass man gerade in einer Maschine steckt und man an dem Tag für einen solchen Fall, kleidungstechnisch, komplett falsch unterwegs ist. Vereinzelt bin ich dann schon, zum Umziehen nach Hause gefahren (gut 25 km einfache Strecke) oder musste dem Kunden die Situation zumindest erklären.

Im Gegensatz zu Mitarbeitern im Vertrieb oder im Controlling hat man als Ingenieur durchaus auch einen Spagat zu meistern der nicht immer gelingen kann.
 
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