Beethoven
Well-Known Member
Und am Ende sollte man sich bewusst sein dass "angemessen gekleidet" nicht automatisch Sakko und Krawatte heisst. Die meisten würden sofort einsehen dass ein Maurer so nicht angemessen gekleidet wäre. Bei Ingenieur fällt das offenbar schwerer. Aber am Ende setzt der vielgescholtene Durchschnitt die Messlatte dessen was üblich und angemessen ist, mag es einem nun passen oder nicht.
"Messlatte" ja, verbindlicher Rahmen nein. Stil soll doch nicht einfach nur der Durchschnitt dessen sein, was andere tragen. Ein Ingenieur trägt Verantwortung und Verantwortung darf man an der Kleidung erkennen. Dass Ingenieure sich nicht mit Kleidung beschäftigen und deshalb mehrheitlich aussehen wie die Schaufensterpuppen bei Rudis Resterampe, ist keine verbindliche Messlatte. Die Aversion dieser Gruppe gegen anständige Kleidung kommt nicht von der Unangemessenheit der Kleidung, sondern von der mangelnden Fähigkeit, selbst Kleidung gut auszuwählen. Es gilt also, verantwortungsvoll aufzutreten und dennoch niemandem vor den Kopf zu stoßen.
Einem Berufsanfänger quasi zu raten "Mönsch, zieh Dein Ding durch, stoß alle anderen vor den Kopf auch nachdem sie Dich darauf hingewiesen haben, zeig denen mal so richtig wo der Bartel den sartorialen Most holt" ist grob fahrlässig.
Wenn man es als Elefant im Porzellanladen auslegt, stimme ich Dir zu. "Sein Ding durchziehen" kann aber auch bedeuten, stets das zu tun, was man für richtig und angemessen hält. Sich als Berufseinsteiger nicht einfach unter alle "Regeln" unterzuordnen, sondern die eigenen Maßstäbe für richtig und falsch beizubehalten. Auch das ist Stil bzw fängt er meiner Meinung nach damit erst an.
Sicherlich sind die ersten Tage im neuen Job die schwierigsten in Bezug auf die Treue zum eigenen Stil.
Mit fahrlässigem Gruß