Lehrerkleidung

Anzug gab es bei meinen Lehrern nur, wenn sich eine Lehrüberprüfung ankündigt. Dann wurde der schöne Polyester-Teufel vom Examensball in zwei Nummern zu groß hervorgekramt. Einzig akurate Erscheinung in dieser Hinsicht war mein erster Englischlehrer. British English at its Best und eine Bügelfalte, um die ihn jeder Offizier auf der Insel beneidet hätte.

Ansonsten Hemd und vernünftige Hose, aber auch exotische Originale (promovierter Biologielehrer; Liebhaber von Gras sowie Batik- und Rüschenhemden).
 
Und in den Siebzigern (!!!!!) bei mir einer wie aus dem Stilmagazin.

Jahrelang stets: Anzug (selbst im sommerlichen Neapel), meist Nadelstreifendreiteiler; Einstecktuch; weißes Hemd; goldene Uhr an dto. Kette; polierte, elegante, schwarze Schuhe; gepflegter Vollbart und dto. Haupthaar sowie Hände; bei Regen Stockschirm; ruhig, gelassen, sachlich, kein einziges Mal unbeherrscht; und trotzdem Leidenschaft vermittelnd; umfassend gebildet in Literatur, Kunst und Geschichte und wahrscheinlich noch viel mehr; natürlich promoviert.

Wow! Einer von den oben Erwähnten, denen ich so dankbar bin - wegen der vermittelten Bildung, und nicht wegen der Kleidung. Die hat das Innere nur als dessen wirklicher Ausdruck ergänzt.
 
Gibt es denn eine Berufsgruppe in Deutschland, die sich gut kleidet? Ob in den Büros die Boss Anzüge in falscher Größe, in Branchen ohne Kleiderordnung die schlabbrigen Funktionsklammotten, also ich sehe da kaum Unterschiede zu anderen Berufsfeldern (und Schichten). Nur daß in keiner Branche die Kunden die Kleidung der Angestellten so kritisch betrachten, wie Schüler die der Lehrer. ;-)

Ob die Lehrer nun schlecht sitzende Anzüge tragen oder einen ausgeleierten Pullunder ist doch eh gehupft wie gesprungen. ;-)
 
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Mir graut vor dem Gedanken, dass Schüler/innen ein Mindestmaß an sartorialer Eleganz mit ungeliebten Paukern bzw. einer als zwängend und zwingend empfundenen Institution assoziieren könnten und daraufhin den Rest ihres Lebens in schamhaarfreilegenden Hüfthosen etc. herumlatschen.

Vielleicht sollten die didaktisch preisgekrönten "Lehrer/innen des Jahres" mit Regent Anzügen/Kostümen belohnt werden?
 
Mir graut vor dem Gedanken, dass Schüler/innen ein Mindestmaß an sartorialer Eleganz mit ungeliebten Paukern bzw. einer als zwängend und zwingend empfundenen Institution assoziieren könnten und daraufhin den Rest ihres Lebens in schamhaarfreilegenden Hüfthosen etc. herumlatschen.

Lieber DgL,

waren das etwa die ernüchternden Resultate Ihres Selbstversuchs? Haben Sie etwa wieder Ihr Mafioso-Outfit im Hörsaal getragen?

Sie Jugendverderber!

dE
 
Sehr interessante Frage! Als Mitbetroffener , habe ich mir die Frage auch gestellt. Wie soll ich mich kleiden, was ist überhaupt "angemessene" Berufskleidung? Gibt es einen Mittelweg zwischen Schlabber-shirtfraktion und Imitation der "Old school" Generation? :)
 
Am Besten kleidet man sich wie Will Schuester aus der Serie Glee. Kommt besonders bei den Mädels gut an (wenigstens die hören dann zu).
 
Sehr interessante Frage! Als Mitbetroffener , habe ich mir die Frage auch gestellt. Wie soll ich mich kleiden, was ist überhaupt "angemessene" Berufskleidung? Gibt es einen Mittelweg zwischen Schlabber-shirtfraktion und Imitation der "Old school" Generation? :)

Schon mal was von hochwertiger Freizeitkleidung gehört?
RL Hemd, Strickpullover und Timberlands?

Oder Print-T-Shirt zum taillierten Sakko und Jeans?

Ich finde es höchst abstoßend, dass viele Jogginghosen-Look und Anzug auf der aanderen Seite kennen...
 
Kleider machen Leute, Autos vielleicht auch?

Aus meiner Erfahrung in einer höheren technischen Schule, in der ich fünf Jahr meiner Jugendverbracht hatte, ist mir eher der Fuhrpark als die exakte Kleidung der Lehrer in Erinnerung. So grob kann ich mich noch an die Architekten, die dort als Lehrer fungierten erinnern: schwarzer Anzug und schwarzer Rollkragenpullover (Uniform der Individualisten - Zitat Helmut A. Gansterer) dazu, - das hat sich eingebrannt: ein (kack)-brauner 100er Audi, mehrere mausgraue 190er Mercedes, ein farbloser 30er Renault und als Krönung ein (durchfall)-ockergelber 900er Saab. Die rühmliche Ausnahme war ein äußerst begabter (technisch und pädagogisch) Statiker: Jeans oder Chinos, weiße Hemden mit "respektlos" hochgekrempelten Ärmeln oder bunte Polos und als Draufgabe ein knallroter Ur-Quattro. Der Typ war einfach lässig und konnte uns junge Burschen für sein Fach aber auch für seine Einstellung (praktisch, darf auch auffällig sein, muss aber unter allen Umständen funktionell sein bzw. irgendwie funktionieren,..) begeistern.
Aber wie soll ein Lehrer, der während des Studiums mit selbstgestrickten Socken in Birkenstocklatschen herumläuft sowie die Rasta-Matte mit Brennnesselwasser gewaschen hat, richtig rüberkommen? Die fachliche und auch menschliche (Sozial-) Kompetenz wird mMn von einer entsprechenden "Verpackung" unterstrichen bzw. glaubwürdig transportiert.
Konservativ heißt nicht unbedingt negativ gesehen Rückständig. In der heutigen Zeit kann so ein Auftritt auch für junge Menschen ein Vorbild darstellen und somit einen "Anhaltspunkt". Die Kleidung kann aber nicht über gravierende Defizite, vor allen auf der menschlichen Seite hinwegtragen.
 
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