Kleine Fragen, schnelle Antworten

Ja. Problem ist, Susi passt mir in allen Belangen RTW sehr zuverlässig gut. Der Change zur neuen Marke ist mit viel ausprobieren verbunden..Aber die nächsten Sachen probiere ich mal bei cavour.
 
Das ist leider der typische Verlauf. Eine neue Marke, die mit Besonderem punktet, MTM zu moderaten Preisen, exklusive Stoffe, die verwendet werden. eine persönliche und kompetente Beratung, wird Opfer ihres eigenen Erfolgs und der leider im Kapitalismus grundlegend existierenden Sicht nach "mehr". Mehr Umsatz, mehr Gewinn, etc..
Hinzu kommt. dass das Marktsegment enorm anspruchsvoll und auch preissensitiv ist.
Man schmückt sich gerne mit mongolischem Kaschmir, Stoffen von (vermeintlich) exklusiven italienischen Webereien etc., aber bitte zu "vernünftigen" Preisen also möglichst günstig. Das ist das Marktsegment, welches SuSu erfolgreich gemacht hat.

Dann passiert, was bei SuSu, im Übrigen auch ein nettes Marketing Gadget, die Verniedlichung des Markennamens, schon seit einiger Zeit zu beachten ist:
Die Prozesse und Services werden auf Effizienz getrimmt. Komponenten müssen billiger eingekauft werden, Servicequalität wird reduziert, weil die guten Berater nicht (mehr) leistungsbezogen bezahlt werden.

Und als Kunde preist man irgend wann die Vintage Stücke, mit denen die aktuellen Produkte schon lange nicht mehr mithalten können...

Also, jetzt noch schnell kaufen, in einigen Jahren wirds noch schlechter sein 8-)

Ist SuitSupply börsennotiert? Ich glaube nicht, daher haben sie nicht unbedingt den Anspruch Gewinne stetig zu maximieren. Das vereinfachte Argument des bösen Kapitalismus zieht hier nicht wirklich imho.
Das man versucht Geld zu verdienen und den eigenen Markt/ die Kunden kennt ist nicht verwerflich.
SuitSupply bedient nunmal die Zielgruppe ordentliche Konstruktion aber am untersteten Preissegment.
Folglich, wenn Kosten der Produktion, Rohstoffe und auch Löhne steigen, man aber weiterhin in seinem Segment bestehen möchte, ohne, dass man zu stark Gewinne einbüßt muss man irgendwo Abstriche machen.
Man muss bedenken, dass die Marktsituation die letzten Jahre in dieser Branche ziemlich hart waren und viele Hersteller, in der klassischen Herrenmode entweder insolvent gingen oder am Rande einer Insolvenz stehen. Inflationsbereinigt finde ich SuitSupply noch immer interessant. Aber sie haben auch viel gute Konkurrenz bekommen, davon profitieren letztlich wir als Konsumenten.
 
Ich weiß nicht, inwiefern sich das mit Woll-Pullovern vergleichen lässt, aber ich hatte mal einen Kaschmirschal von SuSu. Der hat so stark gefußelt, dass ich den praktisch nicht tragen konnte. Ich frag mich, warum verkauft man dann sowas? Hofft man, dass die Kunden sich denken "das gehört bestimmt so"?
Meiner Ansicht nach waren die Stricksachen bei SuitSupply nie wirklich gut.
Da sind die bekannten und Traditionsreichen Stricker und Marken einfach besser und im Abverkauf liegen die im gleichen Preisbereich oder sogar ein wenig darunter.

Auch war der Kundenservice in den Filialen nie besonders gut, meiner Erfahrung nach. Je nach Filiale gab es eine, oder zwei Personen die sich gut auskannten und bei denen man dann auch gezielt die Beratung gebucht hat, wenn man bspw den MTM Service in Anspruch nehmen wollte.

SuitSupply glänzt vorallem im Kerngeschäft Anzüge, die ordentlich aufgebaut sind und mitunter aus einem vernünftigen Material bestehen, aber da muss man eben irgendwo Abstriche hinnehmen oder ganz genau hinsehen und wissen was man möchte (dünnes Tuch, wenig Nahtzugabe etc.). Zu verschenken haben die sicherlich auch nichts. Aber man findet dort auch häufig wirklich hervorragende Angebote.
Besonders im Abverkauf und Outlets dann quasi unschlagbar für die Preise.
 
Ist SuitSupply börsennotiert? Ich glaube nicht, daher haben sie nicht unbedingt den Anspruch Gewinne stetig zu maximieren. Das vereinfachte Argument des bösen Kapitalismus zieht hier nicht wirklich imho.
Unterliegen nur börennotierte Unternehmen einem Gewinnstreben? ich würde dem widersprechen.

Das man versucht Geld zu verdienen und den eigenen Markt/ die Kunden kennt ist nicht verwerflich.
Das ist richig.

SuitSupply bedient nunmal die Zielgruppe ordentliche Konstruktion aber am untersteten Preissegment.
Folglich, wenn Kosten der Produktion, Rohstoffe und auch Löhne steigen, man aber weiterhin in seinem Segment bestehen möchte, ohne, dass man zu stark Gewinne einbüßt muss man irgendwo Abstriche machen.
Das ist eine Option, die andere ist die Preise angemessen zu erhöhen. In beiden Szenarien wird es Bestandskunden geben, die das nicht untertsützen.
Der wesentliche Punkt ist aber ein anderer: Wofür steht die Marke und was nehmen Kunden als wertvoll an der Marke wahr? Meines Erachtens war in der Vergangenheit der Deal: "Du bekommst einen ordentlich verarbeiteten, modernen Anzug mit exklusiven Stoffen, den wir Dir als MTM auch auf Wunsch an Deinen Körper anpassen. Um das so kosteneffizient wie möglich hinzubekommen, schneidern wir Deinen Anzug in China" Deal ? Deal!

Das war meines Erachtens, verbunden mit der lokalen Verfügbarkeit ein Alleinstellungsmerkmal von Suitsupply. Wenn ich aus dieser Gleichung nun das Element der exklusiven Stoffe entferne, fällt ein wesentliches Kaufargument weg, vor allem für die Gruppe der kaufkräftigen jungdynamischen Beratergilde und Jungmanager ;-), die dann woandershin weiterziehen, wo Ihnen diese Exklusivität weiterhin geboten wird.


Problem: SuSu tritt in den Wettbewerb mit beliebigen Anbietern ein. Das funktioniert nur, wenn die eigene Marke eine ausgeprägte Stärke hat, wie zum Beispiel bei PRL oder TH wo der Kunde das Poloshirt kauft, weil das Logo drauf ist, auch wenn es in China, Bagladesh, Vietnam oder wo auch sonst auf der Welt gefertigt wird. Ist halt von Ralle. Es ist meines Erachtens fraglich, ob sich SuSu eine solche MArkenstärke erarbeitet hat.



Man muss bedenken, dass die Marktsituation die letzten Jahre in dieser Branche ziemlich hart waren und viele Hersteller, in der klassischen Herrenmode entweder insolvent gingen oder am Rande einer Insolvenz stehen. Inflationsbereinigt finde ich SuitSupply noch immer interessant. Aber sie haben auch viel gute Konkurrenz bekommen, davon profitieren letztlich wir als Konsumenten.

Ich kann nachvollziehen, warum Unternehmen so handeln. Es ist der vermeintlich einfachere Weg Qualität zu reduzieren und so Kosten zu sparen. Und anfangs funktionert es auch, bis das Pendel umschlägt, dann ist alles zu spät. Man schaue sich nur die Diskussionen zu SuSu in diesem Forum an: Von" ich kenn da einen Wahnsinnsshop mit genialen Produkten und exklusiven italienischen und englischen Stoffen zu Top Preisen, da kannst Du Kuhn und all die anderen echt vergessen" bis zur aktuellen Einschätzung und Enttäuschung zur Entwicklung der Produkte.

Und was auch fehlt ist die Weiterführung des Innovativen. Man ruht sich auf seinem Konzept aus. Nicht überraschend, nur eben kein Garant für langfristigen Erfolg. Ein Großteil de SuSu Kundschaft ist technologieaffin. Ich hätte erwartet, dass von SuSu innovative Konzepte kommen wie zB eine KI gestützte Onlinevermessung mit direktem Bestellprozess oder eine Live-Übertragung wie "mein" MTM Anzug gefertigt wird.. Das würde Kosten senken und gleichzeitig die Identifikation mit der Marke steigern. Passierte aber nicht. Also senke ich Produktqualität - gähn ...
 
Irgendwo muss doch auch mal Schluss sein. Wer soll das bezahlen? Die Berufseinsteiger, die den Anzug für ein Vorstellungsgespräch brauchen, sicherlich nicht. Da ist der Geldbeutel auch endlich.

Das stimmt, aber dem Berufseinsteiger, der den Anzzug für ein Vorstellungsgespräch braucht, ist glaub ich auch der exklusive italienische Stoff und, sofern die Körperproportionen einigermaßen im Standard liegen, auch MTM ziemlch egal. Das kommt dann mit den späteren Einzahlungen auf dem Konto. Ausnahmen bestätigen die Regel ;-)

Kleine Anekdote: Für mein wichtigstes Vorstellungsgespräch hatte ich zwei Anzüge. Dummerweise wurde ich zu einem dritten Gespräch beim Vorstand eingeladen. Da ich nicht den gleichen Anzug nochmal tragen wollte, musste kurzfristig ein neuer her. Der kam von der Stange und hat selbst beim Gespräch miz dem Vorstand ausgereicht ;-)

PS: Die anderen beiden stammten von einem Anzughersteller in Großostheim, der damals schon MTM angeboten hat. Man ist ins Stofflager gegangen und hat sich einen Stoff ausgesucht, die Maße wurden von den beiden Inhabern genommen und 3-4 Wocchen später war der Anzug fertig. Eine Anprobe, kleine Änderungen und er saß :)
 
Großostheim also Dressler? Was mich da stört, ist dass es da keinen zentralen Webshop wie bei SuSu oder AM gibt, sondern dass man sich alles bei Hirmer, Lodenfrey usw. zusammensuchen muss. Will demnächst mal nach Großostheim, 3-Knopf-Sakkos gibt es leider keine.
 
Unterliegen nur börennotierte Unternehmen einem Gewinnstreben? ich würde dem widersprechen.
Natürlich nicht, aber wenn sie börsennotiert sind und ihren Wert nicht zunichtemachen möchten oder die Sharholder nicht irgendwie anders halten können (Rabatte, Status, Ausschüttungen etc.) dann müssten sie. So aber haben sie als Unternehmen quasi selbst die Wahl, weil kein Druck durch Anteilseigner besteht.

Ohne es natürlich sicher zu wissen, gehe ich davon aus, dass sie seit Corona Gewinn Rückgänge verzeichnen und vermutlich bisher nicht wieder an das vorherige Niveau zurück gekommen sind. Dafür spricht einiges (kein offizielles Online Outlet mehr, Abwicklung Abverkauf über Outletplattform, reduziertes Angebot an Waren, Rückgang an teureren Stoffen, Rückgang an Optionen bei MTM etc.). Man versucht offensichtlich operative Kosten und Aufwände zu senken und ebenso weiterhin das untere Preissegment zu bedienen.

Davon abgesehen, Berg&Berg hat bei den Lieferanten auch von Italien auf Portugal gewechselt. Cavour zum Teil auch von Italien nach China.
Hersteller wie bspw. Trickers, die nicht versuchen irgendwie ihre Fertigung anzupassen und dadurch Preise erhöhen mussten, bewegen sich am Rande des Ruins.

Das ist natürlich sehr schade, ich liebe Qualität, Geschichte und Tradition. Aber es ist nun mal so, dass der Markt durch das generelle Konsumentenverhalten und Krisen belastete Kaufkraft mittlerweile leider zur Nische geworden ist und auch die Kunden in der Nische nicht permanent neue Schuhe benötigen, vor allem weil sie gut gemacht sind und durch ihre Klientel meist gut gepflegt und eher repariert werden. Die meisten erkennen traurigerweise weder Qualität und keinen Mehrwert zwischen einem Loyd und einem Trickers Schuh, oder der Mehrwert ist ihnen schlicht, den Aufpreis nicht Wert.

Das ist eine Option, die andere ist die Preise angemessen zu erhöhen. In beiden Szenarien wird es Bestandskunden geben, die das nicht untertsützen.
Der wesentliche Punkt ist aber ein anderer: Wofür steht die Marke und was nehmen Kunden als wertvoll an der Marke wahr? Meines Erachtens war in der Vergangenheit der Deal: "Du bekommst einen ordentlich verarbeiteten, modernen Anzug mit exklusiven Stoffen, den wir Dir als MTM auch auf Wunsch an Deinen Körper anpassen. Um das so kosteneffizient wie möglich hinzubekommen, schneidern wir Deinen Anzug in China" Deal ? Deal!

Das war meines Erachtens, verbunden mit der lokalen Verfügbarkeit ein Alleinstellungsmerkmal von Suitsupply. Wenn ich aus dieser Gleichung nun das Element der exklusiven Stoffe entferne, fällt ein wesentliches Kaufargument weg, vor allem für die Gruppe der kaufkräftigen jungdynamischen Beratergilde und Jungmanager ;-), die dann woandershin weiterziehen, wo Ihnen diese Exklusivität weiterhin geboten wird.
Naja, Sie haben ja weiterhin hochwertige Stoffe, nur sind diese eben im Preis gestiegen, das bildet aber einfach den Markt ab. SuitSupply wird wohl kaum hochwertige Stoffe genau zum Einstandspreis oder mit Verlust anbieten.
Die Lage ist ja folgende - Zum Großteil sind namhafte Stoffe von der Insel weggefallen, eben weil die sehr teuer sind. Italienische Stoffe haben sie weiterhin, und da auch um das günstigere Segment abzudecken, eher ausgefallenes, Saisonale Restposten etc. Dazu kommen nun zusätzlich Stoffe von wenig oder nicht bekannten Webereien, die ebenfalls günstiger sind. SuitSupply wird seine Verkaufszahlen und Absatzstatistiken kennen und vermutlich gemerkt haben, dass die Kunden die zu ihnen kommen keine teuren high-end Tuche oder teure britische Stoffe nachfragen. Oder eben, dass diese dann direkt zu einem britischen Anbieter gehen.
Oberhalb von SuSu ist die Konkurrenz am Markt einfach größer.

Ich kann nachvollziehen, warum Unternehmen so handeln. Es ist der vermeintlich einfachere Weg Qualität zu reduzieren und so Kosten zu sparen. Und anfangs funktionert es auch, bis das Pendel umschlägt, dann ist alles zu spät. Man schaue sich nur die Diskussionen zu SuSu in diesem Forum an: Von" ich kenn da einen Wahnsinnsshop mit genialen Produkten und exklusiven italienischen und englischen Stoffen zu Top Preisen, da kannst Du Kuhn und all die anderen echt vergessen" bis zur aktuellen Einschätzung und Enttäuschung zur Entwicklung der Produkte.
Ist das so? Ich ärgere mich eigentlich vor allem über die eingeschränkteren MTM Optionen und das verkleinerte Produktportfolio.
Es gibt noch immer mehrheitlich Namhafte Weber im Angebot.
Aber ist die Qualität der weniger bekannten Stoffe (Longda, Weba, Luthai etc.) merklich schlechter? Hast du dazu bereits Erfahrungen? Bisher habe ich dazu nämlich noch nichts gehört. Nur weil eine Weberei nicht seit Jahrhunderten existiert, oder eben aus Italien, England, Irland...usw. stammt muss der Stoff ja nicht direkt zwangsläufig schlechter sein.
Der Fortschritt der Branche bestand ja zum Teil darin bspw. immer feiner gesponnenes Garn zu verweben. Das ist zwar beeindruckend, und er resultierende Stoff ist sehr weich etc. Aber es hat auch einige Nachteile.
Ich meide bspw. Stoffe über S130, weil die mir meist viel zu dünn und zu verschleißanfällig sind und zusätzlich wesentlich teurer. Für mich ist es also trotz des Fortschritts der technischen Möglichkeiten eher ein Nachteil und kein Mehrwert.

Wenn SuSu so weiterhin das billigere Segment abdecken kann, so be it. Wenn der Stoff nichts taugt, wird er sicherlich über kurz oder lang wieder aus dem Angebot ausscheiden.

Wir sind halt eine Nischenkäuferschicht. Wir betreiben quasi Liebhaberei in der ziemlich umkämpften Textilbranche. Aber wir sind für die mesten Hersteller (leider) nicht der Maßstab als Zielgruppe. Auch wenn es vermutlich qualitativ besser, nachhaltiger etc. wäre.

Ich würde sagen, warten wir mal ab :)

Ich stimme dir grundsätzlich zu, aber mein Kernpunkt war, dass man es sich mit simpler Kritik am Kapitalismus zu einfach macht. Die Problematik ist einfach wesentlich komplexer.
 
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