Es geht immer um die Wirkung. Sowohl nach außen als auch nach innen.
Meinst du, es kommt positiv an, als kleiner Fisch im großen Teich im Maßanzug mit Rolex anzukommen, wenn die nächsten drei Ebenen Jeans + Pulli tragen und Hosenträger mit Gürteln kombinieren?
Schaut doch Mal an einen deutschen Flughafen, wie der durchschnittliche Geschäftsreisende aussieht..
Meinen in den USA sitzenden Chef, den ich seit Mai 2020 neu habe, habe ich - dank Corona derzeit ausschließlich per Teams-Videokonferenz - noch nie anders als mit Basecap und T-Shirt gesehen. Sein ebenfalls amerikanischer Chef ist eher legerer. Und ich trage, was ich trage, das wissen auch alle und haben das in Videokonferenzen im Büro auch schon live gesehen.
Wie andere am Flughafen aussehen, ist mir erst mal egal, ich bin ich. Was man braucht, ist ein stimmiges Narrativ in der Selbstvermarktung. Meins ist, dass ich generell den schönen Dingen des Lebens aufgeschlossen bin, Wein, nette Urlaubslokationen und eben professionelle Kleidung, mit Sinn für die Details, auch über Kleidung hinaus. Mich vergisst niemand, der mich mal im persönlichen Kontakt gesehen hat, auch wenn zwanzig andere dabei mit im Raum waren. Natürlich muss der Eindruck positiv sein, sonst wird‘s auf Dauer schwierig, egal, was man anzieht.
Am Ende interessiert sich kein Chef für Deine Kleidung, sondern wie gut Du lieferst und wie prägnant Du kommunizierst, in der Linie und im Kontakt mit Dritten. Und die lieben Kollegen dürfen im Zweifel auch denken, was sie wollen.
Und ich empfehle nach wie vor das Buch von weiter oben. Der Mann ist kein “Clotheshorse“, deswegen auch weniger radikal als ich, aber geht auf solche Situationen des Kleidungsgefälles auch ein. Der würde nie am Wochenende im Donegal-Tweed-Anzug einkaufen gehen, aber er hat eben auch viele rote Linien, die er nicht unterschreitet. Und er arbeitet für die kreative Modeindustrie, wo „Schlipsträger“ an sich sehr unbeliebt sind.