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Man kommt am Trinkgeld in der Gastronomie ja nicht vorbei, aber ich stehe dem Konzept Trinkgeld generell sehr negativ gegenüber. Für mich ist das ein Relikt aus feudalen Zeiten, das eine fundamentale Machtdifferenz zwischen Trinkgeldnehmer und Trinkgeldspender manifestiert, die dann verhindert, das man vollständig auf Augenhöhe agieren kann, wie es ja eigentlich in einer offenen liberalen Gesellschaft sein sollte.

Die unausgesprochene Regel, dem Chef kein Trinkgeld zu geben, ist diesbezüglich ja auch sehr vielsagend. Der ist dann eben auf Augenhöhe, die dienstbaren Lohnsklaven sind es aber für den Servicenehmer nicht.

Gesellschaftlich / moralisch sicherlich ein valider. Ich glaube ich der Gastronomie freut sich trotzdem jeder über ein Trinkgeld, da kaum jemand und wenn nur geringfügig über Mindestlohn bezahlt wird. Natürlich wäre es schöner, wenn die Mitarbeiter so bezahlt würden, dass sie nicht auf das Trinkgeld angewiesen wären...
 
Man kommt am Trinkgeld in der Gastronomie ja nicht vorbei, aber ich stehe dem Konzept Trinkgeld generell sehr negativ gegenüber. Für mich ist das ein Relikt aus feudalen Zeiten, das eine fundamentale Machtdifferenz zwischen Trinkgeldnehmer und Trinkgeldspender manifestiert, die dann verhindert, das man vollständig auf Augenhöhe agieren kann, wie es ja eigentlich in einer offenen liberalen Gesellschaft sein sollte.

Die unausgesprochene Regel, dem Chef kein Trinkgeld zu geben, ist diesbezüglich ja auch sehr vielsagend. Der ist dann eben auf Augenhöhe, die dienstbaren Lohnsklaven sind es aber für den Servicenehmer nicht.
Gerade in der Gastronomie ist das Trinkgeld notwendig. Allein mit dem Stundenlohn kommt der Mitarbeiter nicht groß weiter.
Natürlich könnte man einfach die Preise weiter anheben und hoffen, dass a) der zusätzliche Umsatz nicht (komplett) an den Chef geht und b) die Kunden preisUNelastisch sind. Dann könnte man nämlich die Stundenlöhne erhöhen.
 
Gerade in der Gastronomie ist das Trinkgeld notwendig. Allein mit dem Stundenlohn kommt der Mitarbeiter nicht groß weiter.
Das ist unlogisch und nicht zwangsläufig infolge böser Ausbeuter so, sondern nur weil wir alle das so wollen. In allen anderen Berufen funktioniert das doch auch, warum also in der Gastronomie nicht? Ganz einfach: Weil in unserer Kultur kein Mensch für die dienstbare, freundliche Betreuung durch andere Menschen Geld bezahlen möchte. Die Leute, die darauf angewiesen sind, stehen in unserer Meritokratie ganz unten und müssen deswegen dem guten Ton entsprechend mit gnädigen Almosen bezahlt werden. Really? ;)

Da ist einfach ein gesellschaftliches Umdenken bei jedem von uns notwendig. Ähnliches (obwohl dort Trinkgeld interessanterweise keine Rolle spielt) gilt für Pflegeberufe. Vielleicht ergibt sich dazu noch eine Chance in der kommenden Robotisierung von kleinen Handreichungen. Dann wird uns auffallen, dass die Funktion im Café sich nicht darauf beschränkt, einen Kaffee zu bestellen und zu bekommen, sondern sich dort in einem viel weitergehenden Kontext als Gast für einen Moment wohlzufühlen. Das wird auch ein humanoider Roboter der ersten Generationen nicht hinbekommen.

@stilolfski, @havanna: Gilt auch als Antwort für Eure Beiträge.
 
Das ist unlogisch und nicht zwangsläufig infolge böser Ausbeuter so, sondern nur weil wir alle das so wollen. In allen anderen Berufen funktioniert das doch auch, warum also in der Gastronomie nicht? Ganz einfach: Weil in unserer Kultur kein Mensch für die dienstbare, freundliche Betreuung durch andere Menschen Geld bezahlen möchte. Die Leute, die darauf angewiesen sind, stehen in unserer Meritokratie ganz unten und müssen deswegen dem guten Ton entsprechend mit gnädigen Almosen bezahlt werden. Really? ;)

Da ist einfach ein gesellschaftliches Umdenken bei jedem von uns notwendig. Ähnliches (obwohl dort Trinkgeld interessanterweise keine Rolle spielt) gilt für Pflegeberufe. Vielleicht ergibt sich dazu noch eine Chance in der kommenden Robotisierung von kleinen Handreichungen. Dann wird uns auffallen, dass die Funktion im Café sich nicht darauf beschränkt, einen Kaffee zu bestellen und zu bekommen, sondern sich dort in einem viel weitergehenden Kontext als Gast für einen Moment wohlzufühlen. Das wird auch ein humanoider Roboter der ersten Generationen nicht hinbekommen.

@stilolfski, @havanna: Gilt auch als Antwort für Eure Beiträge.
Also ich stimme Dir in vielen Punkten zu. Geiz ist geil, nach mir die Sintflut, die Anderen machen das doch auch...das sind "Prinzipien", mit denen zu viele Menschen durch das Leben gehen.
Warum es wo anders klappt? U.a., weil die Gewerkschaften, wie etwa in der Metallindustrie, stark sind. Und die Gewinne der Unternehmen sind deutlich größer.

Nur bei einem Punkt stimme ich nicht zu: "Unlogisch" ist da das falsche Wort. Du meinst wohl eher, was die eigentliche Ursache ist. :)
 
Meine Frisörin bekommt von mir auch immer ein (recht üppiges) Trinkgeld, da sie heiß ist und zu dumm zum Kopfrechnen. So habe ich bei meinen ersten zwei Besuchen auf einen 50er immer unterschiedliche Beträge zurück erhalten. Gestern durfte sie dann den Schein im Ganzen behalten ; - )
 
Man kommt am Trinkgeld in der Gastronomie ja nicht vorbei, aber ich stehe dem Konzept Trinkgeld generell sehr negativ gegenüber. Für mich ist das ein Relikt aus feudalen Zeiten, das eine fundamentale Machtdifferenz zwischen Trinkgeldnehmer und Trinkgeldspender manifestiert, die dann verhindert, das man vollständig auf Augenhöhe agieren kann, wie es ja eigentlich in einer offenen liberalen Gesellschaft sein sollte.
Wenn das Gegenüber denn auf Augenhöhe agiert, ich habe die Erfahrung gemacht, dass nicht unbedingt wenige von oben herab auf mich als Dienstleister blickten.
 
Ganz einfach: Weil in unserer Kultur kein Mensch für die dienstbare, freundliche Betreuung durch andere Menschen Geld bezahlen möchte.

Das ist aus meiner Sicht ein wichtiger Punkt. Deutsche sind nicht bereit Dienstleistungen zu bezahlen. Wenn sie Geld ausgeben, wollen sie etwas zum anfassen dafür haben. Das läuft zum Beispiel in den USA ganz anders. Dort werden Dienstleistungen bereitwillig in Anspruch genommen und bezahlt. Sie sind ja auch etwas wert. Wenn man an einem Flughafen Leute sieht, die in offensichtlicher Panik und unter Gewaltanwendung ihr Gepäck gegen eifrige Dienstboten verteidigen, sind das sehr oft Deutsche. Ein Amerikaner käme kaum auf die Idee, seinen Koffer selbst zum Taxi zu schleppen.

Blöd ist in diesem Kontext nur, dass es in Deutschland Berufe gibt, bei denen das Trinkgeld bereits im Lohn eingepreist ist. Dazu zählen die weiter oben aufgeführten Kellner, Friseusen und Taxifahrer. Personen, die solche Berufe ausüben, gebe ich immer großzügig Trinkgeld.

Auf die Idee der Änderungsschneiderin, die ihre Preise und damit ihr Arbeitsentgelt selbst festsetzt oder dem Kfz-Mechaniker, dessen Arbeitsleistung mit 150 Euro pro Stunde abgerechnet wird, Trinkgeld zu geben, käme ich dagegen nie.
 
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