Kleidungsstücke beim Schneider anpassen lassen, ja oder nein?

Wollte letztens eine aeltere Anzugjacke an den Aermeln kuerzen lassen. Ist eine Jacke von der Stange und wenn ich die Arme herunterhaengen lasse, schaut das Hemd gerade so nicht unter der Mannschette hervor. Der italiensche Schneider und die Chefin des Unternehmens - Reinigung und Aenderungen - haben sich geweigert das zu machen. Sie meinten beide, es waere genau recht.

Jetzt wuerde ich mich auf der einen Seite schon auf die Berufserfahrung dieser Experten verlassen, zumal sie mit diesem Rat ja einen potentiellen Auftrag abgewiesen haben - dennoch die Frage ans Forum: Wie halten Sie es mit der Laenge der Aermel? Ich bin aus Beobachtung meiner Umgebung nicht abschliessend schlau geworden, ob das Hemd in der Praxis bei jeder Haltung sichtbar sein soll um gut auszusehen oder nicht. Der Aermel von Jacke und Hemd bewegt sich anders, wenn man den Arm bewegt und angewinkelt passt die Laenge von beiden auch bestens. Sprich Hemd zum Daumenansatz, Jacke zum Handansatz.
 
Ich würde den Schneider wechseln! Er kann ja gerne seine Meinung zum Thema abgeben, aber wenn ich darauf bestehe, dass meine Änderung durchgeführt werden soll, dann sollte er das auch tun...
 
1. Wollte letztens eine aeltere Anzugjacke an den Aermeln kuerzen lassen. Der italiensche Schneider und die Chefin des Unternehmens - Reinigung und Aenderungen - haben sich geweigert das zu machen. Sie meinten beide, es waere genau recht.

2. Wie halten Sie es mit der Laenge der Aermel?

1. zweite meinung vor ort einholen.

2. auf der kürzeren seite...
 
Ich würde den Schneider nicht wechseln...ausser für diese Kürzung. Ist doch gut, wenn jemand seine eigene Meinung noch vehement vertritt.
Mein Schuster weigert sich z.B. auch standhaft, Metallspitzen anzubringen - trotzdem halte ich ihm bei allem anderen die Treue.
 
Die eigene Meinung standhaft zu vertreten ist ja wünschenswert, aber das letzte Wort sollte immer noch der Kunde haben. Und wenn ich ein kurzärmeliges Sakko möchte, dann soll er eben kurze Ärmel machen...:D
 
taillierung

ich habe ähnliche erfahrungen mit meinem schneider gemacht.

auf meine bitte ein neues sakko in der taille enger zu machen, schaute er mich mit großen augen an und meinte, daß dies nicht möglich sei ohne den schnitt des sakkos total zu verunstalten.

da ich an den schultern relativ breit im vergleich zu meiner taille bin, würde ich es gerne sehen einige meiner sakkos durchaus etwas enger im taillenbereich zu tragen - nur stelle ich mir die frage, wie ich das bewerkstelligen soll.
bitte ich meinen schneider um einen versuch oder gehe ich mit meinem wunsch ganz einfach zu einer anderen adresse?

bis dato hatte ich angenommen die nachträgliche taillierung einer sportjacke sei 'daily business' für einen herrenschneider.
ist dem so?

mit freundlichen grüßen,
Holger Fabian
 
meiner persönlichen meinung nach haben die schneider, schuster, handwerker... gelegentlich recht.

konservativ geschätzt zu 80%, könnte auch mehr sein.

da muss man locker bleiben.

fakt ist, dass jeder sein spezialgebiet hat und das muss man halt ausloten und sich gegebenenfalls auf ein zweites bein stellen.
 
Man könnte es auch mit Handwerkerehre beschreiben,
die einfach nicht alles zuläßt, was sich der unbedarfte Auftraggeber wünscht,
und vermag er sich dabei noch so zu echauffieren.

Falls ich darauf bestehe, wuerde er es sicherlich schon machen. Meine Frage hat, anders als die meisten Antworten hier, nicht so sehr darauf abgezielt ob es ratsam ist den Schneider zu wechseln, sondern wo das gesunde Mass fuer die Armel liegt? Es soll halt gut aussehen und wenn der Schneider befuerchtet, der Anzug wuerde dann zu klein wirken, nehme ich das durchaus ernst? Naja, ist ein aelteres Sacco, das kann man schon mal testhalber kuerzen lassen?
 
...sondern wo das gesunde Mass fuer die Armel liegt?

Naja, ist ein aelteres Sacco, das kann man schon mal testhalber kuerzen lassen?

in den vergangenen zwei wochen hat es um die ärmellänge erbitterte diskussionen gegeben. der spielraum bewegt sich mE in einem bereich von fünf centimetern. ist wie beim zielspringen. da sollte man zuhause sein.

der rest ist geschmackssache und wohlfühlfaktor.

wenn es dir keine ruhe lässt, mach den test...
 
Hallo Bertie, soweit ich weiß, ist "Kurzgröße" auch eher ein Euphemismus. Diese Größen sind eigentlich für untersetzte, d.h. fette, Menschen gemacht. Athletisch gebaute Menschen sollten bei diesen "Fettgrößen" also meist das Problem haben, dass sie ihnen zwar an der Schulter passen, aber am Bauch noch ein Kleinkind mit in das Sakko passt.

"Fettgröße" halte ich für einen recht unpassenden Begriff und das in vielerlei Hinsicht...abgesehen davon sind die 20er Größen auch keine "Bauchgrößen", also Männer (und dafür liebe ich die Briten) "with a prominent middle". Dafür gibt es die relativ selten anzutreffenden Größen wie z.B. 51, 53 ... 61.

Ist eine Jacke von der Stange und wenn ich die Arme herunterhaengen lasse, schaut das Hemd gerade so nicht unter der Mannschette hervor. Der italiensche Schneider und die Chefin des Unternehmens - Reinigung und Aenderungen - haben sich geweigert das zu machen. Sie meinten beide, es waere genau recht.

Wenn Hemdmanschette und Sakkosaum auf gleicher Höhe abschließen, besteht auch nicht zwingend Handlungsbedarf, da liegen die beiden gar nicht so verkehrt.

Wie halten Sie es mit der Laenge der Aermel? Ich bin aus Beobachtung meiner Umgebung nicht abschliessend schlau geworden, ob das Hemd in der Praxis bei jeder Haltung sichtbar sein soll um gut auszusehen oder nicht. Der Aermel von Jacke und Hemd bewegt sich anders, wenn man den Arm bewegt und angewinkelt passt die Laenge von beiden auch bestens.

Ich hau jetzt einfach mal richtig auf den Schlamm: Ich kann mich der gängigen Meinung hier nicht ganz anschließen, dass die Ärmellänge eine persönliche oder geschmackliche Entscheidung ist. Jeden Tag (mehrfach) erkläre ich Kunden, warum Ärmel überhaupt gekürzt werden sollten. Diejenigen, die es schon mal haben machen lassen denken aber immer, es habe damit zu tun, dass die Manschette herausschauen soll. Ich erkläre dann jedesmal, dass dies nur ein Nebeneffekt ist, wenn man die Ärmel auf die richtige Länge trimmt; also eher eine Eitelkeit. Genau damit, also kosmetischen Gründen, überzeugt man nämlich z.B. ältere Herren nicht.

Das Argument
Die Notwendigkeit für das Kürzen der Ärmel ergibt sich daraus, dass wenn man sich nicht 10-20mal am Tag die Hände wäscht, Schmutz und Feuchtigkeit in den Saum gelangen und man irgendwann einen schmutzigen, möglicherweise sogar ausgefransten Saum vorfindet. Warum merkt der deutsche Mann dies aber meist gar nicht? Genau, weil er zur Arbeit oft nur Standardqualitäten und diese auch noch vorzugsweise in schwarz (oder generell dunklen Farben) trägt. Alles was unter leichten Sommerqualitäten firmiert, Wolle/Seide oder Wolle/Mohair Gemische in hellen Grautönen bis hin zu Beige oder gar Weiß verzeihen Ärmel, die zu lang gelassen wurden, nicht so gut.

Die Länge
Aus persönlicher Erfahrung - und das bedeutet wöchentlich 10-20 zu kürzende Sakkoärmel an Kunden für mich - halte ich an folgenden Richtlinien fest: Idealerweise sollte die gemessene Distanz zwischen Sakkosaum und Daumenspitze 10,5-11cm sein. Vorraussetzung: schlaff/locker hängende Arme und vernünftig geschnittene Fingernägel (ich sag´s nur, sicher ist sicher :D). Da der Sakkosaum rundherum nicht gerade verläuft, sondern zur Innenseite ja leicht ansteigt, ist hier auch die eigentlich wichtige Stelle. Vor Beginn des Handwurzelknochens gibt es diese kleine Linie bzw. Falte und hier sollte der Saum des Sakkos, wenn man an der Innenseite schaut, spätestens zu Ende sein.

Ausnahmen
Bei sehr großen Kunden sind häufig auch die Extremitäten unverhältnismäßig groß. Das bedeutet, die alleinige Messung Saum/Daumenspitze kann irreführend sein. Zudem sehen auch nur leicht zu knappe Ärmellängen bei Männern ab 1,90 m sehr unvorteilhaft aus, wenn sie dazu auch noch recht große Hände haben z.B. (also lieber 5mm mehr in der Länge). Für Männer meiner Größe (1,80 m) dagegen empfiehlt sich Gegenteiliges. Die Ärmellänge sollte "on point" sein (oder leicht kürzer).

Verschiedene Stoffe reagieren unterschiedlich auf Belastung, das ist jedem klar. Das heisst demnach auch, dass z.B. ein Baumwollsakko vorsichtiger und mit etwas mehr Reserve gekürzt werden sollte, als reine Schurwollqualitäten. Durch das Beugen der Arme können (je nach Ärmelvolumen) im Laufe der Tragezeit die Ärmel teilweise bis zu 1cm in der Länge verlieren (Bei Baumwolle oder Leinen).

"Ich dachte, das muss so sein?"
Die Bewertung der Ärmellänge sollte immer in entspannter, gerade stehender Position und mit locker hängenden Armen vorgenommen werden. Ich persönlich trage auch nie ein Hemd beim Abstecken der Ärmel, da die Manschette einen ganz schön irritieren kann. Denn wie weit diese herausschaut, hat nicht nur mit der Ärmellänge des Sakkos zu tun, sondern auch mit Volumen der Manschette und insbesondere mit deren Gestaltung (Sportmanschette/Umschlagmanschette). Viele Männer "machen den Superman" wie meine Kollegen und ich gern schmunzelnd feststellen. D.h. sie stehen mit nach vorne gestreckten Armen vorm Spiegel und wenn dann die Hemdmanschette leicht zu sehen ist, befinden sie die Ärmellänge für richtig. Bitte abgewöhnen...

Warum laufen aber so viele Herren mit nicht geänderten Ärmeln durch Deutschlands Straßen? Mein Verdacht ist folgender: Meist entstehende Mehrkosten, der zusätzliche Zeitaufwand (der verhindert, dass die Ware gleich mitgenommen werden kann) und die Unsicherheit ob der Übermacht an falschen Ärmellängen im eigenen Umfeld verhindern, dass die Herren sich für die gute Seite der Macht entscheiden :)
Ach ja, und nicht zu vergessen natürlich: Hat jemand auch nur einmal schlechte Erfahrung mit Änderungsschneidern gemacht, ist das schlimmer als wenn kleine Mädchen mit 10 Jahren vom Pferd fallen; so zumindest mein Eindruck.

Fazit
Die "richtige" Ärmellänge hat einen praktischen Hintergrund. Wer darüber diskutiert, wie weit die Manschette aus dem Ärmel schaut, hat entweder exakt gleich sitzende Maßhemden oder zumindest Hemden mit gleichem Manschettenvolumen und identischer Ärmellänge. Wenn dies nicht so ist, kann man den Streit über diese Eitelkeit auch bleiben lassen. Kleidungsstücke sollten immer für sich genommen gut sitzen, oder macht jemand die Hosenlänge abhängig von einem bestimmten Paar Schuhe? (Ja, ich auch manchmal...schränkt aber die Nutzungsmöglichkeiten teilweise stark ein;)). Damit nicht wieder unklar bleibt, welche "Linie" als Orientierung gemeint ist, findet sich weiter unten noch ein Foto auf dem ich die Linie mit einem Faden markiert habe.

Mit Widerspruch Ergänzungen nicht zurückhalten, jedes Argument, dass mich überzeugt, macht mich glücklich ha ha...

Einen schönen Restsonntag, Camara
 

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