Das zerfasert jetzt wieder in eine Metadiskussion, die an der Lebensrealität von 95% der Bevölkerung vorbeigeht. Die tragen Jeans und/oder - noch schlimmer - Cargohosen, Streetwear oder Derivate der Turnhose, sprich: casual.
Bequemlichkeit ist wichtig. Man möchte nicht unangenehm auffallen, aber dennoch aus der Masse hervorstechen, die Quadratur des Kreises in der Weltzentrale des Egalitarismus.
Eine Jeans ist verschmutzungsresistent, verzeiht Gewichtszunahme, man kann sie umkrempeln und spart das Geld fürs Kürzen, die Dinger sind billig und selbst wenn sie kaputt sind, kann man sie tragen, ohne sozial auffällig zu werden. Ausserdem muss man sich nicht umziehen, Jeans geht auch bei Hochzeit, Beerdigung, Job, Schützenfest und Partymachen. Das Schweizer Taschenmesser unter den Hosen - ähnlich wie der Turnschuh.
Findige "Brands" haben es zudem geschafft, aus einer Arbeiterhose ein Lifestyle Produkt zu machen, mit lustigen Logos, Stickereien, Waschungen oder Beschuss mit Schrot. Kostet ein Heidengeld, erhebt den Träger aber über die Masse der "Normaljeans" Besitzer. Der Markt ist riesig, deswegen bietet jeder, vom Luxuslabel bis zum Discounter, Jeans an. Ende der Geschichte.
Das dabei so Dinge wie Passform, Herstellung, Qualität keinen interessieren, muss nicht verwundern, das ist bei Anzügen, Schuhen und Jacken nicht anders.
Auch die Historie, die Jeans durchaus haben, interessiert doch keinen mehr. Das die "Nietenhose" in den 50ern mal ein Statement der Jugend gegen das Establishment war, so what. Das war die Flanellhose in den 30er/40er Jahren auch, genauso wie der Sattelschuh oder die Lederjacke.
Die Cordhose ist letzten Endes nichts anderes, hat aber das muffige Image der "Alte Leute" Hose und leidet immer noch unter der inflationären Verbreitung in den 70er Jahren. Meiden sollte man Cordhosen in modernen Schnitten mit niedrigem Bund aus zu dünnem Cord. Eine "authentische" Cordhose sieht abgetragen genauso gut oder schlecht aus wie eine entsprechende Jeans, die allerdings enger und niedriger geschnitten sein sollte.
Meiner Meinung nach hat beides seine Berechtigung, wenn ich auch nur eine Jeans besitze. Eine Levis 501, also den Klassiker. Mich mit den zahlreichen Fertigungen aus Japan, auf alten Webstühlen gemacht und qualitativ wohl grandios, zu beschäftigen, dafür fehlt mir Lust und Zeit.
Ich trage auch lieber Chinos und Cordhosen, weil sie besser zu mir und meinem Stil passen, muss aber zugeben, ich habe die Cordhose auch erst in den letzten Jahren wieder entdeckt, nachdem ich mich 20 Jahre geweigert habe, eine zu tragen. So hat offenbar alles seine Zeit.