Jeans- vs. Cordhose

Hallo zusammen,

beim Stöbern im Forum ist mir aufgefallen, dass hier das Tragen von Jeanshosen weitestgehend verpönt ist, während Cordhosen regelmäßig getragen werden.

Kann jemand erklären, warum hier solche Unterschiede gemacht werden? Ich würde beide Stoffarten historisch eher dem Bereich Arbeitsbekleidung/Arbeiterklasse zuordnen und kann daher die unterschiedliche Wertschätzung nicht ganz nachvollziehen.

Danke
 
Ich behaupte mal, dass es im Bereich der Jeanshosen einfach deutlich mehr Modesünden gibt als im Bereich der Kordhosen. Mit der Herkunft aus der Arbeiterschicht hat das vermutlich gar nichts zu tun.

Darüberhinaus ist Jeans einfach die Kleidung die fast alle tragen. Und da sehe ich leider immer noch zu oft wirklich unschöne Exemplare. Ich selbst versuche mir gerade das Jeans tragen abzugewöhnen. Einfach weil ich Jeans inzwischen sehr langweilig finde.
 
Dass diese Art von Hosen von "allen" getragen wird und dadurch als langweilig empfunden werden könnte, trifft aber auch auf Chinos zu.

Die Bewertung von Jeans, diese nur zur Gartenarbeitzum Kfz-Schrauben etc. zu tragen, ist hier häufiger zu lesen. Ich glaube daher schon, dass ein Teil der Abneigung tatsächlich von ihrem Ursprung im Arbeitskleidungsbereich herrührt.
 
Finde schon, dass man Jeans deutlich häufiger als Chinos im Straßenbild sieht. Kommt dann vielleicht noch dazu, dass Chinos farblich häufiger variieren (trifft auch auf Cordhosen zu) und deshalb - für mich - nicht so langweilig wirken. Mir gefällt die Optik von Jeans allerdings allgemein nicht so sehr, trage sie auch nur seeehr selten mal zum Tweedsakko.

Finde allerdings so ziemlich alle Hosenarten bequemer als Jeans, Cordhose mit eingeschlossen. Könnte vielleicht auch eine Rolle spielen.
 
Ich kann nur für mich sprechen und ich sehe Chinos im normalen Straßenbild deutlich seltener als Jeans.

Auch habe ich keinerlei Berührungsängste zur "Arbeiterklasse", im Gegenteil fühle ich mich der entsprechenden Tradition sogar verbunden. Trotzdem finde ich Jeans inzwischen zu langweilig und auch zu unbequem. Trotzdem würde ich noch welche anziehen. Gerade wenn ich mit dem Hund und Gummistiefeln unterwegs bin, passen Jeans immer noch am besten zum Outfit.

Zu klassischer Herrenkleidung gibt es aber einfach ansehnlichere und spannendere Hosen, finde ich.
 
Herren"mode" ist so voller Sünden, da könnte man auch gleich auf Schuhe und Anzüge verzichten.

Persönlich trage ich lieber Jeans als Cordhosen und glaube nicht, dass Jeans mit Arbeitern assoziiert werden. Brogues sind ja auch nicht gerade eine Erfindung der englischen Upper-Class.

Ich glaube, das liegt eher daran, dass Jeans als typische Freizeithose gelten. Hier im Forum trägt wahrscheinlich auch kaum jemand zu Hause Jogginghosen (hoffe ich zumindest...)
 
Finde allerdings so ziemlich alle Hosenarten bequemer als Jeans, Cordhose mit eingeschlossen. Könnte vielleicht auch eine Rolle spielen.
Bei mir ist das der entscheidende Punkt. Es überrascht ja auch nicht wirklich, wenn man aus der Historie versteht, dass Denim nie ein Kleidungsstoff werden sollte, sondern als Segeltuch genutzt wurde. Dass sich Seeleute daraus Hosen machten, war nicht der qualitativen Eignung, sondern der Armut geschuldet.
 
Bei mir ist das der entscheidende Punkt. Es überrascht ja auch nicht wirklich, wenn man aus der Historie versteht, dass Denim nie ein Kleidungsstoff werden sollte, sondern als Segeltuch genutzt wurde. Dass sich Seeleute daraus Hosen machten, war nicht der qualitativen Eignung, sondern der Armut geschuldet.
Als Großhändler vertrieb er „Duck Pants“ aus Segeltuch, die irgendwann wegen fehlender Rentabilität aus dem Sortiment genommen wurden und die fälschlicherweise für einen Vorgänger der Jeans gehalten wird. Jedoch handelte es sich nur um ein anderes Produkt im Sortiment des Levi Strauss.[1] Die Idee, die Nähte von Hosen mit Nieten zu verstärken, hatte der Schneider Jacob Davis. Da er nicht das Geld hatte, um ein Patent anzumelden, wandte er sich an Levi Strauss.

1872 wurden zum ersten Mal die Ecken der Hosentaschen mit Nieten verstärkt. Patentiert wurde die Hose am 20. Mai 1873.[2] Inhaber des Patents waren Strauss und Davis gemeinsam. Später wurde das braune Segeltuch durch den mit Indigo gefärbten blauen Baumwollstoff Denim abgelöst und die Jeans mit orangefarbenen Nähten und Nieten zur Verstärkung verziert. Schon früh wurde von der ursprünglichen Leinen- auf die stabilere Köperbindung gewechselt, was als Standard für die meisten Denimstoffe zum Einsatz kommt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Jeans

Serge bezeichnet in der ursprünglichen, französischen Bedeutung ein Gewebe, das in der sogenannten Köperbindung gewebt wird. Im deutschen Sprachraum wird der Begriff meist nur für spezielle derartige Gewebe verwendet, häufig ein feines, hochwertiges Wollgewebe. Serge wird dabei oft in zusammengesetzten Gewebebezeichnungen verwendet, beispielsweise bei Wollserge und Kammgarnserge in Verbindung mit dem eingesetzten Material oder bei Futterserge unter Spezifizierung der Verwendung.[1]

Entsprechend der französischen Verwendung des Begriffs ist „Serge de Nîmes“ ein sehr robuster Stoff in Köperbindung, der in Nîmes hergestellt wurde. Dieser wurde unter der verkürzten Bezeichnung Denim als Jeansstoff verwendet und weltbekannt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Serge_(Textil)
 
Zuletzt bearbeitet:

Den Serge de Nîmes als Industriestoff gab es schon mindestens ein Jahrhundert vor Levi Strauss. Dass er auch noch mit anderen billigen Industriestoffen experimentiert hat, mag ja sein.

Den modischen Kick bekam die Jeans fairerweise nicht wegen ihrer stofflichen Eigenschaften oder irgendwelcher ursprünglicher Nutzung. Es wurde in den 50ern in den USA (und danach in allen populärkulturell beeinflussten Ländern) cool, das als Antikleidung zu tragen, um sich von der durchregulierten Mittelklassewelt der Eltern zu distanzieren. Und diese Coolness hat sich in den Köpfen bis heute gehalten, wobei sich ab einem bestimmten Zeitpunkt natürlich der Drang, etwas zu tragen, aus dem alltäglichen Anblick bei anderen ergibt. Das galt ja auch mal flächendeckender als heute für den Anzug oder noch mehr für den Herrenhut.
 
Wo etwas ursprünglich herkam, ist gewiss nicht der entscheidende Punkt, wenn man bedenkt, dass das Sakko auch vom Bauernkittel abstammt.

Die Jeans wurde damals gezielt in die Alltagsbekleidung eingeführt, um schlecht auszusehen, was bei der Cordhose nicht der Fall war.

Ich persönlich trage seit einigen Jahren überhaupt keine Jeans, da ich sie als unbequem empfinde und auch in der Zeit, in der ich Kleidung aktiv wahrgenommen habe (etwa 5 Jahre), noch kein einziges Bild gesehen habe, auf dem ich sie als stimmig empfunden hätte. Selbst wenn die Kombination insgesamt nicht völlig grässlich wirkt, habe ich immer den Eindruck, dass eine andere Hose sie deutlich besser machen würde.
 
Oben