Der Witz bei der Sache ist, dass der Begriff "schick" als Bezeichnung für eine Sache bereits schon anzeigt, dass sie eben im Großen und Ganzen nicht gewünscht ist. Rein logisch würde das nämlich erfordern, dass es auch nicht-schicke Sachen gibt, was ja nicht sein darf, denn dann gäbe es ja schon Unterschiede zwischen Menschen.
Gerade bei dem hier im Forum vertretenen Bekleidungsstil kommt hinzu, dass eindeutige Niveaunterschiede nach außen hin feststellbar sind (etwa bei der Passform oder Qualität der Verarbeitung) und das ist mit modernem westlichem Denken nicht vereinbar, das auf der Annahme basiert, dass es sowas wie Hierarchien nicht geben darf und entsprechend auch keine persönlichen Merkmale, die für den Betrachter auf solche Hierarchien und damit verbundene Weltanschauungen hindeuten könnten.
In diesem Zusammenhang finde ich es auch immer ganz amüsant, wenn Nutzer seitenlang schreiben, dass sie ja auf jeden Fall auch gegen Klassendenken seien, auf keinen Fall politisch konservativ eingestellt, nur weil sie in ihrer Freizeit Anzüge tragen usw.
Aber die Bedeutung einer Sache ergibt sich immer aus dem (gerade zeitlichen) Kontext und so mag das zwar in der Theorie stimmen, ist aber ähnlich überzeugend wie wenn jemand, der nur Merchandise von Black-Metal-Bands trägt, sagt, dass er eigentlich Black-Metal verachte und diese Sachen nur zufällig trage, weil er sie eben ganz schön fand.
Diese Art der Kleidung (und eine ästhetische Philosophie generell) sind von einer bestimmten Denkweise realistisch niemals zu trennen. Die logische Voraussetzung für den Kauf teurer Kleidung ist ja beispielsweise, dass man das Recht dazu hat, große Summen für Luxus auszugeben, anstatt das Geld an soziale Projekte zu spenden, damit endlich die schreckliche Ungleichverteilung des Vermögens aufgehoben werden kann.
Natürlich halten alle hier es mit Berechtigung für selbstverständlich, dass das eine angemessene Verhaltensweise ist, aber vereinbar mit "modernen" Werten ist das eben nicht. Genauso wenig wie irgendeinen ästhetischen Anspruch zu haben, denn das wäre ja "repressiv" gegenüber denen, die ihn nicht haben.
Entsprechend wird jeder, der eben "modern" ist, niemals in Kleidung auftreten wollen, die als konservativ gilt, sonder diese sogar im Gegenteil als Angriff auf sein Weltbild empfinden. Deshalb ist diese Art von Kleidung bei der Masse selbstverständlich "out".
Wenn man dennoch selbst dazu greifen will, sollte man aber immer bedenken, dass man dauerhaft einen performativen Selbstwiderspruch begeht, wenn man sich permanent die Mühe macht, einerseits im Maßanzug im Freizeitkontext zu erscheinen und andererseits dann ständig zu betonen, dass man ja doch auf jeden Fall "tolerant" und egalitär eingestelt sei. Analog zum Metalshirtträger eben.
![Smile :) :)](data:image/gif;base64,R0lGODlhAQABAIAAAAAAAP///yH5BAEAAAAALAAAAAABAAEAAAIBRAA7)