Gentlemen, choose your weapons: Grau oder blau?

Florian S. Kueblbeck

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In meinem aktuellen Artikel zur Reihe Die Basis plädiere ich energisch für die Farbe dunkelblau - zumindest wenn es um den ersten guten Anzug geht. In den Kommentaren läßt sich allerdings bereits eine Art Gegenbewegung feststellen, mit der ich zugegebenermaßen gerechnet habe und die mir insofern gelegen kommt: “Grau, grau, grau sind alle meine Kleider.”

Wie sehen Sie dieses Thema? Halten Sie grau als Anzugfarbe tatsächlich für vielseitiger als blau? Oder sind wir durch fragwürdige Beratung beim Herrenausstatter und modisches Diktat einfach zu sehr daran gewöhnt? Sollte ich mit meinem Vorstoß tatsächlich allein auf weiter Flur sein? Ihre Meinung interessiert mich brennend!

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Florian S. Kueblbeck schrieb:
Beitrag 22:28 - 4. March 2009 bearbeitet von Florian S. Kueblbeck
In meinem aktuellen Artikel zur Reihe Die Basis plädiere ich energisch für die Farbe dunkelblau - zumindest wenn es um den ersten guten Anzug geht. In den Kommentaren läßt sich allerdings bereits eine Art Gegenbewegung feststellen, mit der ich zugegebenermaßen gerechnet habe und die mir insofern gelegen kommt: “Grau, grau, grau sind alle meine Kleider.”

Wie sehen Sie dieses Thema? Halten Sie grau als Anzugfarbe tatsächlich für vielseitiger als blau? Oder sind wir durch fragwürdige Beratung beim Herrenausstatter und modisches Diktat einfach zu sehr daran gewöhnt? Sollte ich mit meinem Vorstoß tatsächlich allein auf weiter Flur sein? Ihre Meinung interessiert mich brennend!

Diese Frage ist warscheinlich so alt, das schon gar keiner mehr weiss, wann und von wem sie das erste mal gestellt wurde. Nichts gegen einen blauen Anzug, im Gegenteil, immer wieder wunderschön anzuschauen, in sämtlichen Blautönen, uni oder mit Streifen jeglicher Art. Aber die Farbe würde ich ganz klar für den zweiten / dritten Anzug wählen. Braun dann für den fünften oder sechsten Anzug.

Jedoch der vielseitigere, zumindest wenn man das Berufsleben nimmt, ist der graue. Es muss ja nicht unbedingt das hässlichste Mäuschengrau sein. In Deutschland ist man mit grau als Buisinessfarbe schlechthin, am besten angezogen. Unsere Kontakte / Befragungen mit diversen Unternehmen bestätigen dies immer wieder aufs neue.

Wenn der erste Anzug aber rein privat für eine Familienfeier etc. benötigt wird, sieht es wieder etwas anders aus. Mit modischen Diktat würde ich grau nicht gleichsetzen, denn das hat mit Mode nichts zu tun.

einen Gruss an alle Leser

Uwe M. Ackermann
DER GUTE STIL
http://www.dergutestil.de
 
Ich finde den blauen Anzug eigentlich in allen Belagen überlegen, mit einer Ausnahme: Ich finde blaue Anzüge und schwarze Schuhe/Gürtel einfach furchtbar. So furchtbar, dass ich es noch nie anhatte, nicht mal mehr zum testen. Tut mir leid, aber die beiden Farben passen für mich grundsätzlich nicht zueinander, egal ob es sich um unterschiedliche Materialien handelt, oder nicht. Erst der hochglanzpolierte braune Schuh oder der Rauhlederschuh in brauntönen bringt den blauen Anzug richtig zur Geltung. So, jetzt bin ich aber gespannt auf die Reaktionen….
 
Fakt bleibt allerdings, daß grau - zumindest als zweiteiliger Anzug - ausschließlich zwischen 9:00 und 17:00 getragen werden kann. Das macht ein ebensolches Kleidungsstück nicht gerade vielseitig.
Ist es überdies nicht etwas im Kreis argumentierend, sich zur Untermauerung Ihrer These auf die Meinung von Angestellten in Unternehmen zu berufen, die Sie eben wegen deren mangelnden Stilgefühls beraten?

Ihre Argumentation beschränkt sich ausschließlich auf die Berufsgarderobe, um die es in Deutschland ohnehin schrecklich schlecht bestellt ist. Anders formuliert: Der Mann, dem Sie zum grauen Einreiher als ersten und eventuell sogar einzigen Anzug raten, kann in seiner Freizeit nur nackt ausgehen.

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Florian S. Kueblbeck schrieb:
Fakt bleibt allerdings, daß grau - zumindest als zweiteiliger Anzug - ausschließlich zwischen 9:00 und 17:00 getragen werden kann. Das macht ein ebensolches Kleidungsstück nicht gerade vielseitig.
Ist es überdies nicht etwas im Kreis argumentierend, sich zur Untermauerung Ihrer These auf die Meinung von Angestellten in Unternehmen zu berufen, die Sie eben wegen deren mangelnden Stilgefühls beraten?

Ihre Argumentation beschränkt sich ausschließlich auf die Berufsgarderobe, um die es in Deutschland ohnehin schrecklich schlecht bestellt ist. Anders formuliert: Der Mann, dem Sie zum grauen Einreiher als ersten und eventuell sogar einzigen Anzug raten, kann in seiner Freizeit nur nackt ausgehen.

wer sagt das, das ein grauer Anzug n u r in dieser Zeit getragen werden darf? Das ist genauso wie die Regel der Schuhfarbe, nie braun nach 18 Uhr. Diese Regeln weichen immer mehr auf, und stimmen so pauschal schon lange nicht mehr. Hier muss man fein unterscheiden. Ein anthrazit farbener Anzug, vielleicht mit etwas Mohair wirkt auch am Abend sehr elegant. Grau ist nicht gleich grau, sowie Blau nicht gleich Blau ist.

Wir befragen eben nicht die Angestellten der Unternehmen, sondern die oberen Etagen, was denn in ihren Unternehmen”gewünscht wird” um einen Überblick zu bekommen.

Zudem tragen die allermeisten Beruflichen Anzugträger am Abend und / oder in der Freizeit eh keine Anzüge, somit müssen sie auch nicht nackt herumlaufen. Hier gibt es ja zum Glück schöne Jeans, Baumwollhosen, Pullover, Freizeit / Wachsjacken. Zudem würde ich einem Herrn niemals nur zu einem Anzug raten, denn eine Ruhepause sollte jedem Anzug und jedem Schuh gegönnt sein.

Herzlichst Ihr

Uwe M. Ackermann
DER GUTE STIL
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Ich schrieb nicht, daß ein grauer Anzug nur innerhalb der working hours getragen werden darf, sondern wann er getragen werden kann. Sie vernachlässigen stets den Grundgedanken meiner Reihe, nämlich Artikel auszusuchen, die man nicht in vier oder fünf verschiedenen Varianten besitzen muß - einen mittelgrauen Schurwollanzug fürs Busineß, einen dunkelgrauen mit Mohair für den Anlaß und so fort - um in Kleiderfragen gut beraten zu sein. Da Sie augenscheinlich längere Zeit in einem Modehaus tätig waren - soweit ich weiß als Verkäufer - ist dieses Verhalten allerdings der Mitarbeiterschulung zuzuschulden und daher nur logisch. Ihr Arbeitgeber wollte schließlich in der Hauptsache Umsatz machen.

Prinzipiell rate ich natürlich nicht nur zu einem einzigen Anzug, wohl aber zu einem. Mehrere identische oder zumindest sehr ähnliche Anzüge zu besitzen ist sicherlich keine Schande. Die Ruhepausen lassen sich so auch wunderbar bewerkstelligen - nur: Da Sie mir andernorts schon die Möglichkeit abstreiten, vom studentischen Budget sartorialie Experimente wie Regent- oder Borelli-Jacken zu finanzieren, werden Sie einem Berufseinsteiger auf der Suche nach eine geeigneten Garderobe wohl kaum vier bis fünf gute - idealerweise Maß- - Anzüge zugestehen.

-FSK
 
Mein erster Anzug war tatsächlich dunkelblau. Anlass war eine Feier und ganz intuitiv war mir die Farbe am sympathischsten und erzeugte damals umgehend den Gedanken in mir: Mit der Farbe liegst du richtig, weil sie so vielseitig kombinierbar ist.

Erst danach folgte dann ein grauer Anzug als Geschäftsgarderobe. Dieser ist aber deutlich schwieriger zu kombineren und eingeschrämkter in den Möglichkeiten. Wobei man fairer Weise sagen muss, dass manche Webereien Muster und Opiken schaffen, die einem das Herz übergehen lassen. Als ich vor ein paar Wochen bei Diehl und Diehl in Frankfurt war und die Stoffmuster von Sartoria Partenopea durchschaute war ich wirklich begeistert! (wo bei das Unternehmen nicht selber webt)

Was ich gänzlich versuche zur Vermeiden ist Schwarz. Den schwarzen Anzug hole ich tatsächlich nur zu entsprechenden Anlässen aus dem Schrank.
 
ludwig67 schrieb:
Ich finde den blauen Anzug eigentlich in allen Belagen überlegen, mit einer Ausnahme: Ich finde blaue Anzüge und schwarze Schuhe/Gürtel einfach furchtbar. So furchtbar, dass ich es noch nie anhatte, nicht mal mehr zum testen. Tut mir leid, aber die beiden Farben passen für mich grundsätzlich nicht zueinander, egal ob es sich um unterschiedliche Materialien handelt, oder nicht. Erst der hochglanzpolierte braune Schuh oder der Rauhlederschuh in brauntönen bringt den blauen Anzug richtig zur Geltung. So, jetzt bin ich aber gespannt auf die Reaktionen….

Jetzt kommt es tatsächlich auf den Blauton an über den wir sprechen. Bei Mittelblau und heller stimmte ich Ihnen sofort zu, da wirkt ein schwarzer Gürtel wie “gewollt und nicht gekonnt”. Geht`s allerdings in Richtung Dunkelblau und Nachtblau, dann finde ich sind schwarzer Gürtel und schwarzes Schuhwerk schon wieder tragbar - wenn nicht sogar ein Muss, denn je nach Farbton des Stoffs und der Schuhe können sich auch ein dunkelblauer Anzug und braue Schuhe unpassend zueinander aussehen.

Es kommt wie ich finde sehr auf den Farbton, sowie die Struktur des Stoffs und das Schuhmodell an. So pauschal würde ich Ihre These also nicht unterschreiben… :cool:
 
Lieber Herr Kueblbeck,

vielen Dank für ihren Beitrag. Irgendwie reden wir aneinander vorbei, aber gut. Ich würde Ihnen aber empfehlen, lesen Sie noch einmal genau auf meiner Webseite meine Tätigkeiten durch. Es stimmt ich habe viele Männer eingekleidet, deshalb kann ich mir auch schon aus der Erfahrung heraus, ein Urteil bilden.

Ihnen wünsche ich eine gute erfolgreiche Zeit, ein gutes gelingen in ihrem Studium.

Schliessen möchte ich, bevor ich mich hier sozusagen abmelde, mit einem meiner Lieblingszitate von Wolfgang Joop. Einmal hab ich es hier schon verwendet.

” Es ist schon komisch. Wenn man in Deutschland eine Großschlachterei aufmachen will, muss man einen Gesellenbrief vorweisen. Nur im Bordellwesen und in der Mode brauchst du keine wirkliche Ausbildung, so glauben viele. Da fühlt sich jeder kompetent”
 
Also, wenn ich da mal schlichtend eingreifen darf: Es wäre sicher ratsam, wenn wir uns zukünftig eher auf der sachlichen/inhaltlichen Ebene bewegen, da die Wogen sonst doch schnell sehr hoch schlagen. Hier im Forum möchte ich niemanden seine Meinung absprechen - gerade um diese zu äußern ist das Forum ja da - nur inhaltlich orientiert sollte Sie sein. Das kann dann schon mal etwas energischer ausfallen, da sollte man dann aber auch inhaltlich drauf reagieren und nicht versuchen den anderen bei der Ehre zu packen.
Veränderungen leben davon, dass man mutig voran geht und mit dem Stilmagazin wollen wir positive Veränderungen herbeiführen, deshalb freue ich mich, dass hier so engagiert diskutiert wird und wir gemeinsam noch viele spannende (inhaltliche) Diskussionen führen werden!

Viele Grüße

Andreas Gerads
 
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