Freiwillige Uniformität in der Männermode?

Oh welche Inbrunst wird bei der Auswahl und Pflege des Automobils, des Computers, des Mobiltelefons usw. an den Tag gelegt. Nur ein Mµ dieser Begeisterung angewandt auf die eigene Kleidung könnte uns manchen Anblick ersparen.

Ich habe das Gefühl, dass einige hier sich an der sartorialen Unbedarftheit ihrer Mitmenschen geradezu weiden. Schlechter Stil.
 
Ich denke, dass – wie bereits angesprochen – die Wurzel allen Übels darin liegt, dass die deutschen schlichtweg keinerlei Interesse daran haben. Da man sich überhaupt nicht dafür interessiert wie man denn rumläuft soll einem die Frau die Kleidung kaufen und morgens herrichten, die Verkäufer schauen ob es passt (was diese wie Sandro ja ausführte i.d.R. nicht können) und dann trägt man das und kümmert sich nicht mehr drum. Dazu kommt, dass es in DE eher negativ gesehen wird, wenn man aus der Reihe fällt. Auffallen tunlichst vermeiden.

Loriots „Anzugkauf“ trifft es doch eigentlich ganz gut...

Was ich aber auch sehr schade finde, dass das Angebot in den deutschen Geschäften so gering, langweilig und uniform ist. Hosen sind halt in verschiedenen grau und beige –Tönen vorhanden, Hemden blau und weiß, Anzüge grau, blau oder dunkel. Farbe wird irgendwie nicht gerne gesehen. Da lobe ich mir Italien, wo die Herrenabteilungen bunter sind als manche deutsche Damenabteilung, Hosen gibt es im gesamten Farbschema – gerade grün und rot ist ein üblicher Anblick.

Vielleicht ist deshalb in gewissen Kreises (Juristen und so;) Polo Ralph Lauren so beliebt, weil es hier auch deutlich grellere Farben gibt – und Dank des Logos darf niemand was dagegen sagen...
 
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"Wieso haste denn immer so Hochwasserhosen an?"
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Bevorzugt kommt diese Frage von den Leuten mit Ziehharmonika-Hosenbeinen.

In Maastricht hat mir der Chef von Shoes & Shirts mal gesagt, man trage die Hosen "shoe-friendly". Schließlich wolle man zeigen, was für schöne Schuhe man trägt.

Dies aufgreifend habe ich einem früheren Kollegen auf die oben zitierte Frage mal geantwortet, dass ich an seiner Stelle am besten Schlaghosen bis zum Boden tragen würde. Der kaufte seine Schuhe nämlich bevorzugt bei Mühlenz. Und auch dort nur im Sonderangebot.
 
Das ginge ja alles noch, wenn man nicht gleichzeitig mit einer gewissen Herablassung auf Typen wie uns gucken würde. Kostprobe aus meiner sartorial autistischen Nachbarschaft:

"Ey, haste n Vorstellungsgespräch?"
"Ey, gehst Du auf ne Hochzeit?"
"Musst Du so zur Arbeit gehen?"
"Also ehe ich xx € für nen Anzug ausgeben würde, fielen mir aber yx andere Sachen ein!"
"Wieso haste denn immer so Hochwasserhosen an?"
"Trägt man die Ärmel so?"

Zum Thema Frauen: Ich finde es absolut entwürdigend, wenn sich ein Mann die Sachen herauslegen lässt. Ok, bei manchen wird so wenigstens das Schlimmste verhindert. Frauen haben i.d.R. lediglich ein Gespür für Farben und für das "was man gerade so trägt" (Mode). Deswegen arbeiten sie ja auch gerne in den Herrenabteilungen gewisser Kaufhäuser. Passform? Fehlanzeige. Materialien, Herkunft, Machart? Fehlanzeige!

Lieber Ludwig,

richtig witzig wird es erst, wenn man ankündigt, sich einen Regenschirm von Maglia / Brigg / Talarico für 150,- - 200,- zulegen zu wollen... Oder einen schönen Füller... wieso? der Kulli vom OBI ist doch gut!

Da gibt es noch hunderte Beispiele, aber ich höre jetzt auf, ehe ich, was ich eh bin, als stillos gelte, weil ich mich hier unter gleichgesinnten moralischen Beistand gegen die Stil Legastheniker in meinem Umfeld hole:)

Liebe Grüße

Sandro
 
Ich habe das Gefühl, dass einige hier sich an der sartorialen Unbedarftheit ihrer Mitmenschen geradezu weiden. Schlechter Stil.
Unbedarftheit ist so lange nicht schlecht, wie man sich nicht selbst daran weidet. "Interesse" lautet das Stichwort.

Wenn es einer nicht besser weiß, OK.
Wenn jemand mir aber weismachen möchte, dass sein schwarzer MTM-Anzug (mit Ziehharmonika-Hose, Hängehintern und sackartigem Sitz des Jackets) aus dem Kaufhaus "Maßschneiderei" sei und mir empfiehlt, mir doch auch mal so etwas tolles machen zu lassen, dann hört es auf.
 
Ich habe das Gefühl, dass einige hier sich an der sartorialen Unbedarftheit ihrer Mitmenschen geradezu weiden. Schlechter Stil.
Daran weiden? Nein, da trügt das Gefühl, wozu es auch ein nettes Loriot Zitat gibt... :rolleyes: Ich kann den Stolz auf die eigene Unmündigkeit nicht verstehen, ebenso wenig den nicht vorhandenen Wunsch, sein persönliches Auftreten selbst zu entscheiden, welches ja durchaus tages- und stimmungsabhängig ist. Ein komplettes Desinteresse am eigenen Bild muss jeder selbst verantworten, aber bei gleichzeitigem Mokieren über die Rasenlängen anderer erscheint es mir zweifelhaft.

Viele Grüße
 
Auch wenn man sich hier naturgemäß eher im Herrenclub austauscht, sollten diese Beobachtungen hinsichtlich der Bequem-/Funktionskleidung auch die Damenwelt nicht ausschließen -
soviel Partnerlook resp. UniSex-Aussehen fand sich selten im öffentlichen Raum.

Eine grundlegende Frage ist auch, mit welcher Motivation und Intensität man sich mit diesen Phänomenen beschäftigen sollte - bzw. welche Haltungen/Einstellungen zu Mainstream und Durchschnitt (-Äußerlichkeiten) bestehen ?

Themawechsel:
Ich finde, dass sich mit etwas Differenzierung oder pragmatischer Spekulation auch die funktionsbekleideten Menschenmengen sortieren lassen sollten - Aus-Tür ist nicht gleich Aus-Tür :
Bei Fjällräven denke ich skandinavienerprobte (Links-)Liberale, bei North-Face überwiegend an akademische Klientel, bei Wolfskin an den Rest und bei den nichtaufgezählten Marken sollte immer auch die Beurteilung der Haartracht die Einordnung in NaturburschInnen/reifere Landjugend ermöglichen.

In diesem Sinne freundlichstgrüßend bin ich Ihr erhabener
bertone


Edit :
"Mutti" (übrigens der gruseligste Kosename der Welt für die Ehegattin...)
Da kann der Stammel-Stoiber noch über...:rolleyes:
 
...
In diesem Sinne freundlichstgrüßend bin ich Ihr erhabener
bertone
Hört, hört!

Gschamigster Diener

P.S.: Für Partnerlook habe ich ja sogar noch gewisses Verständnis, allerdings nur im Sportbereich. Denn wenn ein Paar dem selben Hobby nachgeht und es gemeinsam ausübt, dann kauft es sich in den meisten Fällen auch die erforderliche Ausrüstung gleichzeitig. Gleiches Hobby, gleicher (oder im wesentlichen übereinstimmender) Geschmack, gleiche Anforderungen ans Equipment: Zack, schon steht man mit zwei identischen Fahrrädern da, eines als Herren- das andere als Damenmodell. :eek:
Sieht doof aus (bei Kleidung natürlich noch doofer), kann aber passieren.

Mir natürlich nicht, ich würde schon "aus Frack" etwas anderes kaufen. :D

Und Draußenkleidung darf ruhig funktionell sein, hat dann aber in der Stadt nichts verloren. In der Fußgängerzone braucht es weder Softshell noch Rucksack oder Trekkingstiefel resp.- -sandalen.

In diesem Sinne stets gottbefohlen der Ihrige

Carsten
 
Der Deutsche hat es halt gerne praktisch.
70% der Neuwagen sind schwarz, Lloyd-Schuhe gelten als qualitativ gut, genau wie Boss-Anzüge. Das nennt man Marktwirtschaft. Der Kunde entscheidet, manchmal eben mit fragwürdigem Ergebnis und mit nur partiellem Wissen.

:D

:D:D:D HE! Ich liebe schwarze oder dunkelblaue Autos!!! :D:D:D Als Norddeutscher mit hanseatischen Wurzeln ein absolutes Muss! ;) Im Ernst, ich stimme Dir in allen Punkten zu - leider sind dunkle Autos ja Standard. Aber da ich mir nichts aufzwängen lasse (von der breiten Masse) bleibe ich auch hier meiner Lieblingsfarbe bei Autos treu (obwohl ich ungewollt im Trend mitschwimme - aber zumindest weiß das ich individuell entschieden habe).
 
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