Fortführender Versuch: Was höre ich heute SammelThread

Heute mal das aktuelle Album "Just like that..." einer mittlerweile 72-jährigen altersweisen Frau, die für jeden, der sich ernsthaft mit dem Americana-Genre, diesem Blues/Rock/Folk/Country/Soul/R&B-Mischmasch beschäftigt, eine Legende ist. Sie hat als Sängerin die Gnade eines weiten Oktavenumfangs ausgehend von einer Contralto-, also einer tiefen Altstimme und spielt dazu noch eine sehr kompetente Slide Guitar auf einer uralten Fender Stratocaster. Mehr Interpretin als Komponistin ihrer Songs hat sie mit beidem auch schon einen ganzen Schwung Grammys in ihrer mittlerweile über 50-jährigen Karriere gewonnen: Die Rede ist von Bonnie Raitt.

Ihr jüngstes Werk ist stark von der Pandemie geprägt, in der sie zwei enge Freunde, den Folksänger John Prine und den Reggae-Gigant Toots Hibbert an Covid-19 verlor.

Anspieltipps:
Made up minds
Just like that (ein stilles Plädoyer für die Organspende)
Blame it on me (hier Live-Version aus der Stephen Colbert Show)
Livin' for the ones who didn't make it (Live-Version aus der Ellen DeGeneres Show, ja, Oma kann auch mal ein bisschen rocken ;))
 
Gerade habe ich die neue CD Lang Lang gehört. Ich hatte immer schon Probleme, seine Art aufzutreten, mit meinen Vorstellungen eines Klassik – Interpreten zu vereinbaren. Mir erscheinen seine Interpretation technisch brillant und gleichzeitig seelenlos.

Das neue Album, in dem er Lieder aus Disney Zeichentrickfilmen interpretiert, trägt nun nicht dazu bei, diesen Eindruck zu verbessern. In irgendeinem Text zum Album habe ich gelesen, dass Lang Lang damit zeigen wollen würde, dass Disney Lieder gute Musik wären. Das stimmt sicherlich auf einer gewissen Ebene. Was die Stücke auszeichnet, ist dass sie ähnlich wie Pop catchy sind. Sie sprechen von Trost, Liebe oder Sehnsucht. Sie haben hübsche Melodien, und sind oft kindlich naiv. Das muss nicht grundsätzlich ein Nachteil sein Weil auch das seine Zeit und seinen Platz hat. Es fehlt Ihnen aber an selbst Ironie und das macht sie zu Kitsch. Leider legt Lang Lang einen größeren Wert auf Selbstdarstellung, denn auf das ausleuchten von hellen und dunklen Möglichkeiten in der Musik. Da kann er noch so gut „It’s a Small World“ improvisieren, es bleibt eine hübsche Melodie.

Ein Rezensent hat mal geschrieben, „Lang Lang wäre gerne Liberace“.

Meines Erachtens übertrifft Liberace Lang Lang um Längen. Ersterer hat sich jedenfalls selbst nicht brühernst genommen.

Lang Lang scheint vom ehemals vielversprechenden jungen Künstler endgültig zum Clown verkommen zu sein.

Kaufmännisch wird es sich schon rentieren…
 
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