Fortführender Versuch: Was höre ich heute SammelThread

This one goes to Prog Bertel :):

Nachdem ich vom letzten Album Bilateral der noch recht jungen norwegischen Progger Leprous schon sehr angetan war, habe ich mir gestern die neue Scheibe Coal gekauft und es nicht bereut. Die teils ins Skurrile reichende Verspieltheit von Bilateral wurde zugunsten düsterer, atmosphärischerer Klänge etwas zurückgeschraubt (vielleicht auf den Einfluss von Ihsahn zurückzuführen, dem sie als Live- und Studioband gedient haben), genügend originelle Einfälle finden sich dennoch allenthalben. Und auch die gelegentlichen, von mir durchaus geschätzten Ausflüge ins Pathospoppige sind erhalten geblieben, so etwa beim Song The Cloak, in dem der Sänger – liegt's an der norwegischen Herkunft? – ein wenig klingt wie der kleine Bruder von Morten Harket: http://www.youtube.com/watch?v=_9o2nVY8FZ0&list=PLRsRnp82iaJGfs8ZpmflSRqvR02v1MJT9
 
Besten Dank Herr Abkanzler :)

Leprous (welch unschöner Name, suggeriert ja eher finstren Death Metal...) war mir bislang unbekannt. Ich hab mir beide Alben eben angehört:

"Bilateral" hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck, die Stimme des Sängers wie auch die dünne uninspirierte Produktion ohne Druck und Schub in Sound und Detail lassen für mich vieles vermissen. Das epische, beispielhafte "Forced Entry" hat zwar wie vieles andere dort noch deutliche Schwächen im Songwriting mit Längen und für mich nicht nachvollziehbaren Wendungen, aber durchaus interessante Details, entwickelt sich im letzten Drittel erstaunlicherweise sogar zum ziemlich deutlichen Korn-Clone und das gar nicht mal schlecht - ein wilder Ritt, roh aber mit Potential, ebenso das sehr interessante druckvoll-dringliche "Waste of Air". Seicht-epigonales wie "Restless" oder "Cryptogenic Desires" dagegen überzeugt mich überhaupt nicht, auch die anderen sehr bemühten und erkennbar angestrengten Versuche um Originalität und Wiedererkennbarkeit tragen meines Erachtens größtenteils noch nicht.

Bereits mit den ersten wuchtigen Schlägen macht "Coal" da schon unmissverständlich klar dass es aus ganz anderem Holz geschnitzt ist - weeeesentlich weiter entwickelt, reifer, druckvoller, fetter, breiter, pathetischer, stimmiger, runder. Sehr abwechslungsreich, sehr ausgefeilt und diesmal wirklich eigenständig und sehr intelligent sowohl konzipiert als auch umgesetzt, Respekt, das ist eine Entwicklung! Und ich finde: durchaus, während Tracks wie "Chronic" durchaus Stadien-Potential haben sind sie wunderbar eigensinnig wie Dieselloks die so leicht nichts aufhält (auch dank der tief gestimmten fetten vollen Gitarren und dem wuchtigen Rhythmus) auf ihrem jeweils ganz eigenen Gleis unterwegs, sehr gut. Tolles, großartiges Album soweit ich das nach dem ersten Hören bereits sagen kann, definitiv a great leap forward von seinen Vorgängern - das werd ich jetzt unbedingt einige Male hören wollen :) Herzlichen Dank für den tollen Hinweis!
 
Besten Dank Herr Abkanzler :)

Immer gerne! :) Danke auch für Deine ausführliche Rezension, war wie auch sonst immer eine Freude zu lesen. In der Tat ist Bilateral alles in allem noch sehr, ähm, jugendlich ungestüm und nicht unbedingt sehr kohärent. Aber man erkennt schon das Potential und die kreative Energie dieser gerade Anfang 20-jährigen Jünglinge, die nur noch nicht so genau wissen, wohin das alles gehen soll. Das macht für mich bei allen unzweifelhaften musikalischen Schwächen des Albums dessen Charme aus, zu dem irgendwie auch die etwas, sagen wir, rumpelige Produktion gehört.

Aber der Sprung zu Coal ist wirklich beachtlich, alles sehr viel reifer und musikalisch geschlossener. Mal schauen, ob sie diese Entwicklung fortsetzen können.
 
Roy Buchanan - Live from Austin
Grandioses Gitarrenspiel nahe am Wahnsinn. ;-)

Alte Schallplatte meines Vaters. Original aus den 70er ohne "Loudnesswar".
 
In der Tat, das ist wüst und rau und interessant (besonders "Hey Joe") - die Telecaster muss besonders stabil gebaut sein, was die hier alles aushält ;)

Für Interessierte: Die "Live from Austin, TX" (für die das Gesagte gilt) ist übrigens auf Spotify verfügbar ("Live in Japan" leider nicht).
 
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Aus irgend einer dunklen verschlungenen Gehirnwindung hat mich vorhin ein Melodieschnipsel angesprungen den ich schnell als zu "Break & Enter" zugehörig identifiziert habe (was für eine geile Live-Version! Einmal tanzen können wie Keith :) ) - seitdem läuft Prodigys klasissches '94er "Music for the Tilted Generation" - gar nicht unpassend für einen Freitagabend ;)
 
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