Einstecktücher in der Politik


Das ist ein romantisierender Fehlschluß. Es ist Wesen der Eliten, sich selbst als Vorbild wahrzunehmen bzw. v.a. sich anderen zum Vorbild aufzugeben. Damals wie heute. Der Adel war nie Vorbild für die Masse, im Gegenteil, der Adel war weitgehend verhasst. Anderes glaubt heute eigentlich nur noch das Adelspostille lesende Großmütterchen. Sogar der Adel selbst ist in weiten Teilen ja schon darüber hinweg. Genauswo wenig die Kirche, wenn überhaupt respektiert/gefürchtet, aber sicher kein verehrtes Vorbild. Und das Bürgertum, ja mei, in Deutschland? Mal abgesehen davon, dass es nicht mal 68 einen echten Bruch in den kulturellen (und wirtschaftlichen und politischen und...) Eliten gab, zum Thema:

Kabinett Hitler I hatte deutlich mehr Adel und deutlich weniger ESTs als Kabinett Adenauer I, wenn man dem Internet glauben kann. Der Kaiser ist raus, da zu wenig Bilder und v.a., weil da anscheinend auch eher Uniformen angesagt waren. Was sagt uns das?

Keine Ahnung, aber Politiker als Beruf und Daseinsberechtigung gab es bis vor nicht mal 100 Jahren und weniger überhaupt nicht. Also was soll man da vergleichen. Ebensowenig war es jemals anders, als dass die große Masse der Männer kein Einstecktuch trägt. Aus den unterschiedlichsten Gründen, die mehr oder weniger rational sein können.
 
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Bei der Krawatte pflichte ich Dir (leider) bei. Dem Einstecktuch hingegen traue ich eine Renaissance zu. Gerade weil es die Krawatte nicht mehr gibt, ist es neben dem Hemd das Einstecktuch, welches Farbe und Abwechslung in eine ansonsten doch eher fade Erscheinung bringt. Dies setzt natürlich voraus, dass weiterhin ein Sakko getragen wird


Das Einstecktuch wird sozusagen zur Krawatte von morgen. Also, Krawatten in die Brusttasche stopfen oder aufschneiden und in ein EST verwandeln
 

Da ich im politischen Bereich tätig bin, habe ich - nein, nicht aus Anlass dieses Threads - durchaus hin und wieder mit dem ein oder anderen Kollegen über das Thema gesprochen: Heraus kamen meist Antworten mit Bezug zu dem im zweiten Absatz genannten Aspekt des Dandytums, allerdings weniger in Kombination mit dem Punkt des Müßiggangs - stattdessen oft mit der dezent geäußerten Sorge darum, man könne nach "too much" oder gar "schwul" aussehen. Insbesondere der Aspekt, sich durch wohlüberlegte Kleiderwahl möglicherweise innerhalb der peer-group in den Verdacht der Homosexualität zu bringen, scheint mir einer der Grundängste des modernen (heterosexuellen) Mannes zu sein (Küchentischpsychologie galore...).
 
Die Tücher mit der farbigen Kante, die er trägt, gibt es in Deutschland doch nur von Shibumi, oder? Irgendwo in Geschäften habe ich sie hier jedenfalls noch nie gesehen.

Edit:
Nachdem ich seinen Instagram Feed etwas länger durchgeschaut habe, gehe ich a) davon aus, dass er definitiv recht viel aus den üblichen Stilmagazin/Styleforumquellen bezieht und b) muss man leider schon sagen, dass er zumindest optisch stilvoller ist als der Großteil in den gängigen Foren oder bei Tumblr, wobei mir das etwas zu sehr nach Schönling/#menswear aussieht.
 
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