Es ist einfach so, dass man für 300 EUR keinen guten Anzug im stationären Handel bekommen kann. Das geht einfach nicht. Der Rohertragsfaktor liegt in der Textilbranche bei Markenwaren im Fachhandel zwischen 4,5 und 6 (und weit darüber für besonders begehrte Marken; und bei Eigenmarken entsprechend darunter). D.h. ein Anzug, der 300 EUR im Verkauf kostet, kostet in der Herstellung 1/4 bis 1/6, also zwischen 50 und 75 EUR.
Wenn ich mir nur den Stoff ansehe, so braucht man für einen Anzug etwa 3,5m Stoff. Wenn ich nun Stoffe von renommierten Webern in deren mittlerer Preisklasse ansehe, kosten die (mich als Endverbraucher ab Weberei) ab 70 EUR pro Meter. Das macht allein für den Stoff 235 EUR. Wenn nun eine große Firma kommt und viele hundert Meter kauft, zahlt die natürlich weit weniger, aber man muss mit Sicherheit eine andere Qualität bei der Weberei in Auftrag geben, um den o.g. Fertigungpreis zu erreichen.
Da aber trotzdem über den Stoff schon ein Gutteil des Fertigungspreises aufgebraucht ist, muss dann optmiert gefertigt werden. D.h. günstige Einlagen (kein Rosshaar, kein Leinen), die verklebt und nicht vernäht werden (von handvernäht will ich jetzt nicht anfangen), billige Knöpfe (Plastik statt Horn, Steinnuss oder Perlmutt), und nicht zuletzt Produktion in Niedriglohnländern, da selbst in optimierter Produktion das Nähen eines Anzugs ein wenig Zeit braucht und somit Kosten produziert.
Zum regulären Preis ist SuitSupply meiner Meinung nach qualitativ nicht zu schlagen. Dort bekommt Du etwas über Deinem Preis eine Qualität (made in China), die im stationären Handel nicht unter dem doppelten (und da ist es auch sehr eng) zu bekommen ist: ein pikiertes Revers z.B. und ordentliche Stoffe.
Für vollvernähte Einlagen (full canvas) musst DU aber auch dort 600-700 EUR bezahlen. Im stationären Handel bis Du dann aber deutlich über 1000 EUR.
Langer Rede kurzer Sinn: Für 300 EUR gibt es nichts dolles, aber die Eigenmarke des Herrenausstatters hätte wahrscheinlich bessere Qualität geboten als Cinque.