Die Mär von den Maßschuhen - wie machen die das?

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Nicht offen für weitere Antworten.
Es wurde doch aber nicht nur von mir vehement auf die mir gegenüber geäußerten Bedenken von Schuhmachern hinsichtlich der Beantwortung solcher Fragen im Internet ohne moderierenden Eingriff hingewiesen, Gast. Sie sollten schon auch die Meinung anderer gelten lassen, auch wenn sie sich nicht mit Ihrer deckt.

Folgendes Beispiel:
Schuhmacher Xner aus Yien macht das, was er von seinem Vater und dessen Vater als "guten Maßschuh" beigebracht bekommen hat seit jeher in der eigenen Werkstatt mit Materialien, deren Güte und Herkunft seit Generationen geklärt sind. Da er nicht bei Null begann, als er den Betrieb vom Vater übernahm, hielt er die vorangegangene Preispolitik aufrecht. Dies und die Erkenntnis, daß man als Maßanbieter der alten Schule niemals in die finanzielle Situation seiner Kunden kommen wird, ermöglicht Herrn Xner, auch in einer Stadt mit vermeintlich hohen Lebenshaltungskosten wie Yien, gute Schuhe zu einem guten Preis anzubieten. Und daß seine Schuhe gut sind, das weiß nicht nur der Herr Xner. Auch seine Kunden sind teilweise seit Generationen Kunden bei ihm (und seinem Vater und Großvater gewesen). Er repariert noch heute Schuhe, die zwei Generationen zuvor gekauft wurden, selbstverständlich auf dem Originalleisten und mit denselben Materialien wie schon immer. Nun kommt Herrn Xner, angeregt durch einen neuen, sehr interessierten (soetwas kommt nicht allzuhäufig vor) Kunden --nennen wir ihn Zebastian--, eine Idee: Warum nicht Werbung im Internet machen? Natürlich hat er eigentlich genug Kundschaft, um gut von deren Aufträgen leben zu können, aber schaden kann's ja nicht. Der neue Kunde bietet auch gleich an, einmal in einigen "Spezialforen", die er frequentiert und denen er sein Wissen verdankt, ein wenig Wind zu machen und einige Photos seiner Schuhe zu zeigen. Herrn Xner ist das neu, aber recht.
Einige Monate später: Herr Xner hat sich die Diskussion um seine Schuhe angesehen und ist, gelinde gesagt, erstaunt: Er habe wohl noch nie gesehen, wie wirklich gute Schuhmacher dem Fuß des gequälten Zebastian, der ja, man sehe es bereits auf den Photos vom Fuß und vom fertigen Schuh, die Fehlstellung soundso mit einem gesenkten Doppeldrehhalluxblödsinnis, in überdeutlicher Ausprägung habe, gutes tun könnten: Da müsse man doch mit einer viel geschwungeneren Gelenkspartie arbeiten, das sehe man doch bei den einschlägigen und wohl JEDEM bekannten großen Namen aus England. Zudem sei der Xner'sche Schuh ja generell, das ist einigen Forenmitgliedern aus Erzählungen anderer Forenmitglieder längst bekannt, viel zu kurz, die Vorderpartie sehe generell irgendwie unelegant und viel zu rund aus, und überhaupt seien Derbies --So nennt man wohl ÜBERALL solche Schuhformen, wie kann man das bloß nicht wissen?-- ja nicht so das Gelbe vom Ei, weil eigentlich überall als unelegant und viel zu sportlich empfunden. Kurzum: Zum Xner könne wohl höchstens gehen, wenn man mal ein Gürtelloch gestanzt haben wolle, aber das könne man ja schon am Preis von 690,- --Maßleisten kann er ja sowieso keinen angefertigt haben, er verlangt ja auch nichts dafür-- sehen.
Ende vom Lied: Bei Xner kostet ein Maßschuh für Neukunden ab sofort 200,- mehr, dann kann man nämlich ordentliche Qualität erwarten. Zebastian war allerdings nie wieder bei dem Schuhmacher, von dem er sein Leben lang zu profitieren hoffte.

Oder, ganz anders formuliert: Was nützt es einem Schuhmacher, einem Laien --das sind hier wohl so gut wie alle-- gegenüber unnötig präzise zu erklären, was seine Schuh "gut" macht? Will man denn vor einer medizinischen Behandlung auch unbedingt en detail und vor allem fachsprachlich erfahren, was genau passiert? Das Problem ist doch: Das Internet fördert allzuoft ein völlig irriges Sichfüreinenfachmannhalten.
 
Selbstreferentieller Schmarrn...

Herrschaften,
könnten wir den Ausflug ins Fantasialand mit 100.000 Dollar-Schuhen und dem Genre des Storytelling wieder zugunsten der konkreten Fragestellungen und der thematischen Genauigkeit bald beenden ? :(

Danke vielmals.
 
Ich kenne keine Maßschuhe für 500.- €, 600.- € oder 700.- €
und sollte es sie tatsächlich geben, dann würde ich sie gerne einmal sehen
und wissen unter welchen Bedingungen sie gemacht werden.

so ***********, ich hab ja schon pferde vor der apotheke kotzen gesehen, jedoch werd ich mir jetzt von ihnen nicht das kraut ausschütten lassen.

bitte sehr, die schuhe wurden zudem von einem forumsmitglied in augenschein genommen und für gut gefunden. der mann kratzt mittlerweile an seinem dreissigsten paar und hat zudem eine sehenswerte vita was werkstätten in europa anbelangt.

mit persönlichem leisten und probeschuh, goyserer naht, laufsohle hozgenagelt, keine rendenbach sohle.

Maftei2-1.jpg


Maftei2toewelt-1.jpg


Maftei2welt.jpg


nilbarsch,

Maftei1-1.jpg


zum drüberstreuen:

Kovacs2-1.jpg


...and the band begins to play.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
....Rendenbachsohle

...stimmt, die gibt´s auch hier beim hauseigenen Karstadtschuster für 39,- auf den Schuh....Absatz noch gratis dazu...
 
Zuletzt bearbeitet:
Es wurde doch aber nicht nur von mir vehement auf die mir gegenüber geäußerten Bedenken von Schuhmachern hinsichtlich der Beantwortung solcher Fragen im Internet ohne moderierenden Eingriff hingewiesen, Gast. Sie sollten schon auch die Meinung anderer gelten lassen, auch wenn sie sich nicht mit Ihrer deckt.

Folgendes Beispiel:
Schuhmacher Xner aus Yien macht das, was er von seinem Vater und dessen Vater als "guten Maßschuh" beigebracht bekommen hat seit jeher in der eigenen Werkstatt mit Materialien, deren Güte und Herkunft seit Generationen geklärt sind. Da er nicht bei Null begann, als er den Betrieb vom Vater übernahm, hielt er die vorangegangene Preispolitik aufrecht. Dies und die Erkenntnis, daß man als Maßanbieter der alten Schule niemals in die finanzielle Situation seiner Kunden kommen wird, ermöglicht Herrn Xner, auch in einer Stadt mit vermeintlich hohen Lebenshaltungskosten wie Yien, gute Schuhe zu einem guten Preis anzubieten. Und daß seine Schuhe gut sind, das weiß nicht nur der Herr Xner. Auch seine Kunden sind teilweise seit Generationen Kunden bei ihm (und seinem Vater und Großvater gewesen). Er repariert noch heute Schuhe, die zwei Generationen zuvor gekauft wurden, selbstverständlich auf dem Originalleisten und mit denselben Materialien wie schon immer. Nun kommt Herrn Xner, angeregt durch einen neuen, sehr interessierten (soetwas kommt nicht allzuhäufig vor) Kunden --nennen wir ihn Zebastian--, eine Idee: Warum nicht Werbung im Internet machen? Natürlich hat er eigentlich genug Kundschaft, um gut von deren Aufträgen leben zu können, aber schaden kann's ja nicht. Der neue Kunde bietet auch gleich an, einmal in einigen "Spezialforen", die er frequentiert und denen er sein Wissen verdankt, ein wenig Wind zu machen und einige Photos seiner Schuhe zu zeigen. Herrn Xner ist das neu, aber recht.
Einige Monate später: Herr Xner hat sich die Diskussion um seine Schuhe angesehen und ist, gelinde gesagt, erstaunt: Er habe wohl noch nie gesehen, wie wirklich gute Schuhmacher dem Fuß des gequälten Zebastian, der ja, man sehe es bereits auf den Photos vom Fuß und vom fertigen Schuh, die Fehlstellung soundso mit einem gesenkten Doppeldrehhalluxblödsinnis, in überdeutlicher Ausprägung habe, gutes tun könnten: Da müsse man doch mit einer viel geschwungeneren Gelenkspartie arbeiten, das sehe man doch bei den einschlägigen und wohl JEDEM bekannten großen Namen aus England. Zudem sei der Xner'sche Schuh ja generell, das ist einigen Forenmitgliedern aus Erzählungen anderer Forenmitglieder längst bekannt, viel zu kurz, die Vorderpartie sehe generell irgendwie unelegant und viel zu rund aus, und überhaupt seien Derbies --So nennt man wohl ÜBERALL solche Schuhformen, wie kann man das bloß nicht wissen?-- ja nicht so das Gelbe vom Ei, weil eigentlich überall als unelegant und viel zu sportlich empfunden. Kurzum: Zum Xner könne wohl höchstens gehen, wenn man mal ein Gürtelloch gestanzt haben wolle, aber das könne man ja schon am Preis von 690,- --Maßleisten kann er ja sowieso keinen angefertigt haben, er verlangt ja auch nichts dafür-- sehen.
Ende vom Lied: Bei Xner kostet ein Maßschuh für Neukunden ab sofort 200,- mehr, dann kann man nämlich ordentliche Qualität erwarten. Zebastian war allerdings nie wieder bei dem Schuhmacher, von dem er sein Leben lang zu profitieren hoffte.

Oder, ganz anders formuliert: Was nützt es einem Schuhmacher, einem Laien --das sind hier wohl so gut wie alle-- gegenüber unnötig präzise zu erklären, was seine Schuh "gut" macht? Will man denn vor einer medizinischen Behandlung auch unbedingt en detail und vor allem fachsprachlich erfahren, was genau passiert? Das Problem ist doch: Das Internet fördert allzuoft ein völlig irriges Sichfüreinenfachmannhalten.

Bonsoir Florian,

sehr gutes Beispiel! Kompliment.
... und ich könnte da noch einiges hinzufügen, aber ich lass es lieber.

salut Grimod
 
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