Der Artikel Sammelthread

Leute, es ist (Laufsteg-)Mode... niemand erwartet, dass Günter Müller das am Montag ins Büro anzieht.
Abseits von klassischen Schneidersachen ist es dennoch interessant für den Massenmarkt, wo die Reise hingeht. Einfach mal drüber nachdenken bevor wieder der Blutdruck steigt.
Und für die immer noch in Rage schwelgende Boomer-gang lasse ich mal etwas leichte Kost hier: https://youtu.be/us52N76XA28
Ich glaube, der Massenmarkt geht tatsächlich nirgendwo mehr hin. Die Prada-Teufel-Szene war vielleicht in den 90ern und den Nullerjahren noch irgendwie relevant, aber seitdem hat sich die Mode aufgelöst. Die Zyklen haben sich so beschleunigt, dass gepushte Modetrends jeden inhaltlichen Einfluss auf die Konsumenten verloren haben, weil die Kakophonie aus viel zu vielen Social-Media-Sendern und der unüberschaubaren Anzahl der parallel durchs Dorf getriebenen Trendsäue pro Zeiteinheit jedes klare Bild verwischt. Die Konzerne drücken nur noch immer schneller Kram in den Markt und werfen weg, was sich nicht verkauft, damit sie noch mehr Kram in den Markt drücken können. Alles ist nebeneinander gleichzeitig möglich, weil es keinerlei gestalterische Bezugspunkte mehr gibt. Der einzige verbliebene Fixpunkt ist die Marke und deren Darstellung. Und die randvollen Kleiderschränke der Konsumenten.

Ich bin dabei gar nicht sicher, ob diese geschlossene Blase aus Modejournalisten und "Modeschaffenden" das überhaupt gemerkt hat. Erstere schreiben jedenfalls weiter unverdrossen über letztere, als hätte sich nichts geändert, weil man sie sonst ja gar nicht mehr brauchen würde, wenn es gar nichts mehr Relevantes für die Welt da draußen zu berichten gäbe. ;)

Auf der einen Seite kann das natürlich ein Gewinn für mündige Konsumenten sein, auf der anderen Seite ist es ein kultureller Gestaltungsverlust, weil auch die frühere Lust an der Mode in der Breite der Bevölkerung in Beliebigkeit verloren geht. Es bleiben dann nur noch die utilitaristischen Trends einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung ins Private, Zweckorientierte, Undekorierte, die die reale Welt außerhalb der GQs und Vogues mit jedem Schritt ein Stückchen grauer machen.
 
In jungen Jahren hatte ich in München einen Termin am späten Nachmittag als der Herr sich in einem Nebenzimmer seines feinen Zwirns entledigte und mit einem Pullover von Jean-Charles de Castelbajac zurück kam und sich für seinen Freizeitlook entschuldigte.
Iceberg war damals en vogue und sein Pulli war einfach top!
Selbst konnte ich mir ab und zu ein Teil von Gianfranco Ferré oder Gaultier oder ... leisten;
mir stand halt eben nicht alles, was mir an sich gefiel.

Wenn ich mir so manchen Kommentar über die aktuellen Kollektionen durchlese, eigentlich bei den meisten,
dann bin ich doch sehr verwundert und amüsiert über derart sachkundige Kritiken.
D'accord, dass die GQ nicht an ihren Vorgänger Männer Vogue heranreicht,
aber etwas Toleranz gegenüber Leuten mit anderen Modeperspektiven und Geschmack
wäre vielleicht angebracht.
Statt Roetzel & Allan Flusser einfach mal einen Blick in Young Italian Gentlemen + Gentleman's Style werfen,
um selbst vielleicht etwas variabler zu werden beim eigenen Look.
 
Am Ende des Tages ist das doch eh alles „Dopamine Dressing“:

Diesen Begriff kannte ich bisher noch nicht, habe ihn aber durch den (meinen) hinsichtlich Boulevard-Themen sehr zuverlässigen E-Mail Dienstleister GMX kennengelernt -
einen Artikel verlinke ich nicht, müsstet Ihr also bei Vogue, InStyle, gofeminin oder dem Schwarzwälder Boten selber recherchieren...:)
 
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