Leider habe ich in diesem Strang und auch in anderen häufiger das Gefühl, dass Leute sehr wenig Gefühl für ihre Außenwirkung haben, wenn sie "unserem gemeinsamen Hobby" nachgehen. Man fällt einfach auf, ob positiv oder negativ liegt im Auge des Betrachters.
Ja, natürlich ist das so. Die Frage ist, wie man damit umgeht. Man ist ja nicht als Anzug oder Rolexträger im Blick der Gesprächspartner, sondern als Gesamtpaket inkl. Ausstrahlung und im Berufsleben ggfs. auch fachlicher Eigenheiten.
Auf der anderen Seite werden von uns auch Grenzen gezogen. Vielleicht ist für manche Leute eine normale Rolex schon so angeberisch, wie für uns die aus 24k Gold mit 24 Diamanten?
Eine Rolex ist doch im Grunde in all ihren Formen eine sehr einfache Uhr (die unbestritten auch für Insider ihre technischen und uhrenhistorischen Meriten hat, das soll keine Abwertung sein). Die Wirkung auf Laien kommt ja nicht dadurch, dass es eine besonders herausragende Uhr ist, sondern durch gekonnte Vermarktung als angebliches Abzeichen "Besserverdienender". Das Tragen der Uhr ist also nicht angeberisch, sondern die Wahrnehmung dessen bei denen, die sie nicht haben.
Ich würde beim Ansehen einer irgendwie gearteten Hochwertigkeit bei üblicher Kleidung oder Accessoires, wie wir sie tragen, nie irgendwelche Grenzen ziehen, die ich auf den Träger projiziere. Im Gegenteil freut es mich doch, wenn jemandem Qualität wichtig ist. Mir ist natürlich bewusst, dass es Menschen gibt, die damit (bzw. mit dem gefühlten Unterschied zwischen der Wahrnehmung des Gegenübers und ihrer Selbstsicht) nicht klar kommen, und ich würde jetzt auch nicht sagen, dass das im Berufsleben immer einfach ignoriert werden könnte. Aber voreilender Gehorsam, um nur niemandem auf die Füße zu treten, kann im Endeffekt ähnliche Nachteile bringen, weil man sich selber nicht mehr authentisch darstellt. Man sollte sich nur immer hinterfragen, ob man ein bestimmtes Outfit-Detail bewusst zur Abgrenzung gegenüber anderen trägt oder aus einem eigenen Qualitäts- und Genussempfinden heraus. Ersteres wird durch die damit unterbewusst verbundene Attitüde immer anecken, letzteres kann man meiner Meinung nach selbstbewusst und sympathisch rüber bringen, wenn man es richtig anstellt.
Wo fängt es an, dass man sich so weit vom Durchschnitt entfernt hat, dass es zu extravagant ist?
Ich behaupte mal, dass ein Anzug- und meinetwegen auch Uhrenträger nichts zur Schau stellt, was man - zumindest in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit - nicht jeden Tag in der Tagesschau sehen kann. Von daher muss man den "Durchschnitt" auch an diesem Maßstab festmachen, um zu bewerten, was daran extravagant ist. Wir bewegen uns mit allem, worüber wir hier reden nach wie vor in Bereichen gesamtgesellschaftlicher Normalität, wir tragen keine Togas und setzen uns keine Lorbeerkränze auf den Kopf.
Es ist im Kern alles eine Frage der Vergleichsbasis: Für den sprichwörtlichen Ballonseideträger an der Trinkhalle hat quasi jede Kleidung schon den Hauch von Extravaganz. Dass daneben jeder von uns dann aussieht wie der sprichwörtliche bunte Hund, würde ich jetzt nicht als störend empfinden.
Zumindest für mich kann ich auch feststellen, dass meine Uhren keiner wahrnimmt (was vielleicht daran liegt, dass Rolex dabei als Marke nicht vorkommt
, der Wiedererkennungseffekt für Laien also gering ist, obwohl da schon ein paar bekannte Markennamen auftauchen) und meine Kleidung insbesondere bei Erstkontakten als besonders im positiven Sinne rüberzukommen scheint. Ich gebe natürlich zu, dass das stark von der Gruppe abhängt, in der man sich bewegt, aber das tut es sowieso immer.