Benehmen im Grand-Hotel

Karl- Heinz, Du hast mein volles Mitgefühl. Aber wenn es Dich tröstet, ich fühle mich auch wohler dabei, mein Auto selber zu parken, mein Gepäck selber zu nehmen und die Treppe zu nehmen. Mit meinem kleinen Übernacht Trolley brauche ich diesen Service einfach nicht und die Treppe ist willkommene Bewegung nach stundenlanger Autofahrt.
Bisher hat mich deswegen niemand schief angesehen. Gutes Personal ist unauffällig freundlich und stellt sich auf jeden Gast ein.
 
Nur keine Angst oder Unsicherheit...
Meine Erfahrung war, dass es in den teuersten Hotels am entspanntesten zugeht.
Sowohl das Hotel weiß, was es zu bieten hat, als auch die Gäste (in dem Fall Du), also braucht man sich nicht sonderlich verstellen.
Weil das verstellen, oder probieren es jedem recht zu machen fällt erst recht auf und jeder denkt "schau mal, der ist auch das erste mal in einem besseren Hotel".
Immer freundlich bleiben und dann ist die Frage, ob Du deinen Schlüssel dem Wagenmeister, dem Concierge oder dem Liftboy gibst sowas von egal...

Das gesamze Personal ist schliesslich einzig und allein zu dem Zweck da, Dir deinen Aufenthalt dort so angenehm wie möglich zu machen.
 
Das Taschenbergpalais ist ein definitiv schönes Haus,
und auch (nach meiner Erfahrung) entspannt und kompetent bei Rückfragen an der Rezeption, dem Housekeeping, den Restaurants usw. Einfach fragen, ansonsten halte ich es mit DgL.

Ein Essen im Restaurant Lesage in der Gläsernen Manufaktur Dresden sollte, wenn möglich, unbedingt eingeplant werden!
 
Ich habe während des Studiums in einem Luxushotel "alten Schlages" gejobbt und war natürlich auch als Gast schon oft in solchen Häusern. Ich könnte ein dickes Buch über das (Daneben)-Benehmen von Gästen jeglicher Provenienz, Prominenz und vermuteter Vermögensverhältnisse verfassen - aber im Grunde merkt man sich nur die dicksten Klopper, weil einem der Gast abseits der geschäftlichen Interaktion herzlich egal ist und man in der Regel mehr zu tun hat, als sich über die Fragen von Karlheinz aus Zimmer 346 lustig zu machen.

Ein gutes Hotel ist wie eine Edelprostituierte: Der Gast lässt (zu) viel Geld da, äußert seine Wünsche - diese werden mehr oder weniger gut erfüllt (oder halt nicht). Der Gast bekommt für einen limitierten Zeitraum die Illusion ungeteilter Aufmerksamkeit und das Gefühl, er sei etwas ganz Besonderes. Die professionelle Distanz und die routinierte Kühle werden aber nie ganz abgelegt. Erwartungen gibt es keine - sämtliche Nettigkeiten, Trinkgelder etc. sind schön - aber keinesfalls "normal" und vom Erwartungshorizont des Personals umfasst. Man ist schon froh, wenn der Gast in Sachen Höflichkeit, Hygiene und Umgangsformen mitteleuropäische Mindeststandards erfüllt. Das hat, wie gesagt, auch nichts mit der vermuteten Bildung, familiärer Herkunft oder Prominenz des Betreffenden zu tun. Ich hab schon Pferde kotzen sehen - und habilitierte Chefärzte auch.

Wenn Sie schon einmal das vollgekotete Zimmer eines aufstrebenden C-Promi inspiziert hätten, an der Hotelbar den rotnasigen Wutanfall eines erdnuss-spuckenden alkoholisierten Politikers erlebt oder die Kokain- und Nuttenbestellung eines nicht unbekannten Wirtschaftslenkers abschlägig bescheiden mussten, wüssten Sie, dass einen Fragen und vermeintliche Unsicherheiten wie Ihre überhaupt nicht schocken können.

Allerdings würde ich an Ihrer Stelle -und das meine ich überhaupt nicht despektierlich- lieber eine "familiengeführte Klitsche" oder ein Ibis als Domizil wählen, wenn der Gedanke an ein 5-Sterne-Haus nur Beklemmungen oder Fragen auslöst. Das ist günstiger und man fühlt sich wohler.
 
... 1. Sollte ich mein Auto dem Wagenmeister mitgeben? ...
Mein Wagen hat mal einen ganzen Tag vor dem Eingang eines 5-Sternehotels in exponierter Lage gestanden, weil der Wagenmeister Ihn nicht weggefahren hat. War schon sehr überrascht, als ich Abends zurück kam und mein Auto immer noch nicht geparkt war. Morgens stand er aber dann in der Tiefgarage.

... Könnt Ihr mir ein paar Tipps geben? ...
Aufpassen, dass Du nicht irgendwelchen Prominenten oder wichtigen Leuten, die Du nicht erkennst, die man aber kennen sollte, vor oder auf die Füsse trittst.

Viel Spass wünsche ich Dir. Es kann eigentlich nichts schiefgehen.

LG
Günter
 
Lieber Karlheinz,

auch Ihre letzte spezifische Frage läßt sich mit den von meinen Vorrednern - vor allem im hervorragenden Beitrag von Beethoven - bereits dargestellten allgemeinen Verhaltensregeln deutlich besser beantworten als mit einem "Auf jeden Fall 2, 50 Euro für ein Tür-Aufhalten, 3 Euro für ein Tasche-Tragen" etc.

Je besser das Hotel tatsächlich ist, was sich übrigens nicht unbedingt an der Zahl der Sterne ablesen läßt, die nach bestimmten, recht rigiden Regeln hinsichtlich Ausstattung und grundsätzlichem Service-Angebot vergeben werden, umso mehr wird man dort bemüht sein, eben Ihren persönlichen Vorlieben entgegenzukommen, und nicht ein "Standardverhalten" erwarten oder gar einfordern. Wenn man Sie dort kennt, wird spätestens beim dritten Barbesuch der Barkeeper wissen, daß Sie nun eben Ihren Whisky (sic!) Sour mit Scotch und nicht mit Bourbon trinken - das sollte Ihre Wahl sein, was auch immer die Barkarte als Standards anbietet.

Wenn es Ihnen also besonderes Vergnügen bereitet, eigenhändig Ihren 30 Jahre alten zerbeulten Käfer im Leerlauf die drei Etagen aus der Tiefgarage ans Tageslicht zu schieben, sollte ein guter Wagenmeister darauf mit einem "Sehr gerne. Herr X wird Sie in die Tiefgarage begleiten. Darf ich Ihnen diese Arbeitshandschuhe anbieten?" reagieren, nicht mit einem herablassenden Grinsen.

Wie bei fast allen Themen, die im Forum diskutiert werden, gilt auch hier: "Relax!" ist der beste Weg!

dE

PS: Ihre Formulierung "familiengeführte 5-Sterne-Klitsche" hat etwas leicht bizarres an sich, oder? Die meisten der heutigen Traditionshäuser ersten Ranges sind ja genau so, nämlich familiengeführt, entstanden, und im Zweifelsfall sind auch heute noch die Häuser, die nicht den grpoßen Ketten angehören, nicht nur exklusiver sondern auch stilvoller als die InterContinentals und Westins dieser Welt.
 
... Allerdings würde ich an Ihrer Stelle ... lieber eine "familiengeführte Klitsche" oder ein Ibis als Domizil wählen, wenn der Gedanke an ein 5-Sterne-Haus nur Beklemmungen oder Fragen auslöst. Das ist günstiger und man fühlt sich wohler.

Keinesfalls. Da muss er durch und hinterher sollte er sich wie neugebohren fühlen.

LG
Günter
 
Keinesfalls. Da muss er durch und hinterher sollte er sich wie neugebohren fühlen.

LG
Günter

im Übrigen sprach ich von einer familiengeführten 5*-Klitsche... nur zur Klarstellung (wobei das "Klitsche" eigentlich nicht despektierlich klingen sollte. Ich hatte der Formulierung keine derartige Bedeutung beigemessen. Ich meinte eher das klassiche beste Haus am Platze, das eben des Öfteren noch in Familienhänden ist und auch ein familiäres Flair verbreitet).
 
Mal ein Beispiel:

Ich checke aus und weiss natürlich nicht, wo mein Wagen geparkt wurde (Ihr merkt, der Wagenmeister ist mir besonders in Erinnerung geblieben ).
Frage ich das Personal beim Auschecken, freundlich danach, wer mir wann wo mein Fahrzeug wohin stellt (den Schlüssel habe aber ja ich) oder drücke ich dem Wagenmeister den Schlüssel in die Hand oder hätte ich ihn lieber gleich an der Rezeption gelassen?

Sorry, aber genau das ist der Unterschied zwischen natürlichem und "angelerntem" Verhalten. Es ist doch völlig gleichgültig, wen Du nach Deinem Wagen fragst. 5-Sternehotels sind doch keine Edelschuppen, in denen jedes "regelwidrige" Verhalten des Gastes mit einem herablassendem Naserümpfen beantwortet wird. Viele Gäste sind dort zum ersten Mal in ihrem Leben oder auf einer zu teuer gebuchten Geschäftsreise. Die sind genau so unsicher wie Du. Ein Mann von Welt geht einfach den Weg, der ihm am einfachsten erscheint. Also fragst Du ganz simpel an der Rezeption, wo man Dein Auto hingestellt hat. Dazu noch ein paar nette Worte ("Sie können mir auch gerne ein besseres Auto als mein eigenes bringen, von denen es ja sicherlich einige in Ihrer Tiefgarage gibt!"), und schon hat man seinen Wagen vor der Tür. Oder halt was Besseres. Unsicherheit, die Angst vor Fehlverhalten und ein Benehmen gemäß komplexem Regelkorridor ist unattraktiv und wirkt lächerlich auf andere.

Und nochwas: Nur Möchtegern-Luxushotels werden Dich auf Fehler aufmerksam machen. Echte Luxushotels werden ganz selbstverständlich und unauffällig den Faux-Pas korrigieren und Dir z.B. den Mantel an die Garderobe hängen, den Du ganz lässig im Taschenbergpalais über den Goldstuhl geworfen hast.

Wenn man Dir allerdings ein Sakko an den Tisch bringt, solltest Du über Deinen Dresscode nachdenken! :)
 
Mal ein Beispiel:

Ich checke aus und weiss natürlich nicht, wo mein Wagen geparkt wurde (Ihr merkt, der Wagenmeister ist mir besonders in Erinnerung geblieben ;) ).
Frage ich das Personal beim Auschecken, freundlich danach, wer mir wann wo mein Fahrzeug wohin stellt (den Schlüssel habe aber ja ich) oder drücke ich dem Wagenmeister den Schlüssel in die Hand oder hätte ich ihn lieber gleich an der Rezeption gelassen?

nicht zu viele gedanken machen :)
du stellst die karre hin, gibst den schlüssel ab und wenn du auscheckst, rufst du durch die hotellobby "schlüssel her". nein ehrlich, beim auschecken wird dein fahrzeug bereits zum eingang gefahren. falls nicht einfach bei der reception auf das auto verweisen.

ich hab mal einen abgeranzten golf 3 von nem kollegen vor nem kempinski parkiert (der war so durch, dass man den wagen zum anlassen, anstossen musste) - die hatten grosse freude beim auschecken, als ich sie über die spezielle anlasstechnik instruieren musste:p
 
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