Es waren m.E. keine Sensationspreise, sondern tatsächliche Rechnungspreise, die User in einem Uhrenforum uneigennützig preisgegeben haben.
Ich habe nie bezweifelt, dass es Menschen gibt, die beliebig überhöhte Preise für Waren und Dienstleistungen bezahlen, die sie nicht zum Leben brauchen, und das öffentlich kommunizieren. Damit wird ja auch eine Message gesendet, genau wie mit diesem Video.
Meine Bespoke-Kollektion ist sicherlich mittlerweile deutlich kostenintensiver gewesen als meine Uhren-Kollektion. Aber da steht auch eine klar nachvollziehbare Leistung dahinter, die sich in dieser Form nicht günstiger darstellen lässt. Das ist bei Uhrendienstleistungen ganz offensichtlich nicht der Fall. Ich gebe gerne viel Geld für schöne Dinge aus, aber ich lasse mich dabei ungern offensichtlich über den Tisch ziehen.
Wie alt ist Ihr Uhrmacher? Hat er einen Nachfolger?
In meinem Alter. Und vermutlich nein, für 1-Mann-Betriebe dieser speziellen Qualifikation kann ich mir das nicht vorstellen. Mir reicht es völlig, dass er sich um meine Uhren so kümmert, dass sie zu meinen Lebzeiten für mich funktionsfähig bleiben. Ich verstehe mich nicht als Kurator. Was nach meinem Ableben mit meinen Uhren geschieht, ist mir relativ egal. Der Welt vermutlich auch.
Sorry, von den freien Uhrmachern gibt es immer weniger, da keine Nachfolger.
Auch reicht allein ein freier Uhrmacher nicht. Es muss zudem auch ein guter Uhrmacher sein mit Zugang zu Herstellerersatzteilen und Herstellerwerkzeugen. Leider habe ich nur schlechte Erfahrungen mit freien Uhrmachern, die mir Uhren durch nicht Original-Ersatzteile versaut haben. Sicherlich hängt das auch damit zusammen, in welcher Preisklasse man Uhren bevorzugt. Standart-Werke von ETA & Co. kann jeder gute Uhrmacher reparieren. Bei Manufakturkalbiern, die inzwischen zunehmen, wird es aber schwierig.
Die allermeisten meiner Uhren haben ein Manufakturkaliber, Vintage und modern. Die Verwendung von fertigen Standardwerken von entsprechenden Uhrwerkproduzenten wie AS oder ETA war in der Vor-Quarz-Ära nur einfacheren Uhren vorbehalten. In Verbindung mit einem freien Zugang zu herstellerspezifischen Ersatzteilen haben Uhrmacher für die üblichen Drei-Zeiger-Uhren und einfachen Komplikationen wie Chronographen die ganze Palette von Reparaturdienstleistungen abgedeckt, unabhängig vom Hersteller oder herstellerspezifischen Werken. Ein einfaches Uhrwerk mit Ankerhemmung ist unabhängig vom Hersteller immer gleich aufgebaut, im Grunde ist es ja nur ein simpler Federmotor. Ein Änderungsschneider kann ja auch nicht nur Boss-Anzüge ändern.
Dass das Qualitätsniveau unter freien Uhrmachern (wie auch unter Änderungsschneidern) stark schwankt, würde ich auch unterschreiben. Es schwankt aber auch stark unter angestellten Revisionsuhrmachern in Konzernbetrieben.
Den Uhrmacher, von dem Sie sprechen, gibt es in der Praxis nicht mehr bzw. ist für den durchschnittlichen Uhrenliebhaber überhaupt nicht zugänglich.
Das stimmt für alle, die nicht schon lange Stammkunden solcher Uhrmacher sind. Inwieweit das keine durchschnittlichen Uhrenliebhaber sind, kann ich nicht beurteilen.
Richtig.
Ich bringe meine Autos aus gutem Grund zur Vertragswerkstatt, genau so wie ich meine Uhr zum zuständigen Vertrags-Konzi bringe.
Das wird ihm sehr gefallen.
Es gibt bei der Wartung wesentliche Unterschiede zwischen Uhren und Autos: Autos sind um zahlreiche Größenordnungen komplexer. Reparaturen an ihnen haben sicherheitsrelevante Aspekte. Selbst wenn es gar nicht um diese geht, wäre ein Ausfall eines Autos im laufenden Betrieb ungleich unangenehmer für den Besitzer. Als Uhrenliebhaber hat an meist nur ein Auto, aber eine Vielzahl von Uhren. Der Ausfall einer Uhr gefährdet nicht die persönliche Alltagslogistik.
Übrigens ist mein Uhrmacher für Omega tatsächlich auch offizielle Vertragswerkstatt, auch wenn ich zu anderen Marken aus meiner Ansammlung beim Revisionsergebnis keinen Qualitätsunterschied bemerke. Auch seine eigene Lange 1 revidiert er selbst.
Dem Preisbashing schließe ich mich nicht an. Das ist peinlich und dumm. Jeder Hersteller und Konzi darf seine Preise so gestalten/kalkulieren, wie er will oder wie er es vom Werk vorgegeben bekommt. Ich bin froh, dass die Revision überhaupt noch angeboten wird, sei es vom Vertrags-Konzi oder vom Werk.
Nachdem ich eine kleine Träne der Dankbarkeit für die Hersteller verdrückt habe
, mal ein Gedanke dazu: Mechanische Uhren sind ein wartungsintensives Produkt, von dem man nicht zuletzt aufgrund der Preisgestaltung und ihrer Historie eine mindestens jahrzehntelange Lebensdauer erwartet. Wieviele von ihnen, denkst Du, würden Uhrenhersteller verkaufen, wenn sie keinen Wartungsservice anbieten würden?
Neu ist daran nur, dass sie aus dieser Notwendigkeit eines After-Sales-Service einen nennenswerten Aktivposten auf der Einnahmeseite machen.