Bekenntnisse

100 % Zustimmung.

Bei Vintage-Uhren sollte man allerdings bedenken, dass es immer aufwendiger und teurer wird, die Dinger am laufen zu halten. Herr Raducano hat gestern Abend dazu ein interessantes Video gemacht, dass aufzeigt, wie abartig teuer Revisionen von Uhren werden, wenn sie auf Grund des Alters und fehlender Ersatzteile eine Standart-Revision (ca. 1.000 - 2.000 €) nicht mehr möglich ist, sondern die guten Stücke in die Restaurationsabteilung (ab 10.000 € aufwärts zzgl. individual anzufertigender Ersatzteile zu exorbitanten Preisen) müssen. Ich denke über diese Kosten regelt sich auch die Nachfrage nach den Vintage-Uhren.

https://www.youtube.com/watch?v=M96QLRSfggE

p.s.: Beim Auto ist es ähnlich und ich bin erschrocken darüber, dass es schon nach 10 - 15 Jahre Ersatzteile nicht mehr verfügbar sind. So kann man einen ca. 10.000 € kostenden Original-Kompressor für den E55, G55, S55, SL 55 - 476 PS AMG Motor nicht einfach wo anders kaufen, wenn der Hersteller Ihn nicht mehr liefert.
Danke für diesen informativen Beitrag, der meine Einstellung weiter zementiert.
Für Autos interessiere ich mich übrigens ebenfalls minimal und versage gänzlich bei dem Versuch, für SUVs im Besitz von Menschen, welche nie im Leben den erlegten Sechzehnender aus einem finsteren Tann abzutransportieren oder sich sonstigen Aktivitäten, die eine Kombination von Geländegängigkeit und Ladefläche erheischen, zu widmen haben, sowie PS-Protzereien auch nur einen Hauch von Verständnis aufzubringen.
 
Die Figur des Staatsanwalts Hwang Si-mok in der sehr guten koreanischen Serie "Stranger" ist kleidungsmäßig faszierend. Er trägt in so um die 25 Folgen (2 Staffeln) nur graue oder blaue Anzüge, nur weiße oder blaue Hemden und nur Krawatten uni dunkelgrau oder dunkelblau. Es wirkt auch nix davon sartorial, richtig teuer o. ä.

Einmal, auf dem Gipfel der Frivolität, ist sein Hemd grauweiß gestreift. Das korrespondiert mit seinem sehr sachlichen, nüchternen Charakter, wie btw. alle Figuren der Serie auf beinahe sensationelle Weise so gekleidet sind, wie sie als Menschen sind. Wer es also bunter, fantasievoller, luxuriöser mag, findet da auch passende Menschen und Kleidung.

Trotz, oder wegen, dieser eigentlich monotonen Angewohnheiten finde ich das interessant, weil es zeigt, mit wenig man gut angezogen sein kann. Oder vielleicht auch nur, nicht schlecht angezogen ist? Muss ich noch drüber nachdenken.
Da kommen wir schnell auf die Frage, was ist "gut angezogen"?

Ich finde, man kann auch casual "gut angezogen" sein. Für mich ist das immer ein Zusammenspiel aus Kontext (Ort, Zeit), Fit (je nachdem was man repräsentieren möchte) und mit Abstrichen Qualität.
 
100 % Zustimmung.

Bei Vintage-Uhren sollte man allerdings bedenken, dass es immer aufwendiger und teurer wird, die Dinger am laufen zu halten. Herr Raducano hat gestern Abend dazu ein interessantes Video gemacht, dass aufzeigt, wie abartig teuer Revisionen von Uhren werden, wenn sie auf Grund des Alters und fehlender Ersatzteile eine Standart-Revision (ca. 1.000 - 2.000 €) nicht mehr möglich ist, sondern die guten Stücke in die Restaurationsabteilung (ab 10.000 € aufwärts zzgl. individual anzufertigender Ersatzteile zu exorbitanten Preisen) müssen. Ich denke über diese Kosten regelt sich auch die Nachfrage nach den Vintage-Uhren.

https://www.youtube.com/watch?v=M96QLRSfggE

p.s.: Beim Auto ist es ähnlich und ich bin erschrocken darüber, dass es schon nach 10 - 15 Jahre Ersatzteile nicht mehr verfügbar sind. So kann man einen ca. 10.000 € kostenden Original-Kompressor für den E55, G55, S55, SL 55 - 476 PS AMG Motor nicht einfach wo anders kaufen, wenn der Hersteller Ihn nicht mehr liefert.
Nun ja, also generell ist es natürlich über die Zeit aufwendiger, Vintageuhren zu warten, aber andererseits ist der Verschleiß von gut gewarteten Uhren auch sehr gering. Und dann sollte man auch nicht glauben, dass absurde Revisionspreise der Marken irgendeinen Bezug zum Aufwand haben, das ist einfach Abzocke. Teilweise haben die heutigen Marken überhaupt keine Verbindung mehr zu den Firmen, die damals die Uhren hergestellt haben, bis auf den Namen (z.B. Breitling, TAG Heuer, Eterna), da kann man jede freie qualifizierte Quelle alternativ nehmen.

Sensationspreisnennungen von Influencern sollte man da auch nicht zu ernst nehmen, so was muss da ja kommen, sonst schaut da keiner in die Videos. Ich werde jetzt keine Preise nennen, weil ich nicht weiß, ob ich von meinem Uhrmacher aufgrund unserer langen Verbundenheit Freundschaftspreise bekomme, aber alle meine Revisionen von Vintage- und aktuellen Uhren lagen deutlich unter 1000€. Und für den Fall der Fälle hat er als Restaurationsuhrmacher auch eine spezielle CAD/CAM-Präzisionsfräse für die Herstellung von Uhrenteilen, der Fall trat nur bei mir noch nie auf. Es gab auch über viele Jahrzehnte einen freien Markt für Uhrenteile, sogenannte Fourniturenhändler. Davon gibt es heute für Vintageuhrenbedarf auch noch einige selbst in Deutschland (z.B. Römer, Flume). Für aktuelle Uhren ist das zunehmend eingeschränkt und für freie Uhrmacher an kostspielige Zertifizierungen gebunden, das führt zu der skurrilen Situation, dass auf dem freien Markt Teile für Altuhren ggfs. real verfügbarer sind als für aktuelle. ;)

Bei der Preisgestaltung der Hersteller ist ein Vergleich mit Autos gar keine schlechte Idee. Wenn eine Uhrenrevision mehr kostet als eine große Inspektion beim Auto, läuft da aufwandsbezogen einiges schief.

Die Wahrnehmung, was als Vintage-Uhr oder Oldtimer anzusehen ist, ist individuell.

Mein Konzi sprach kürzlich bei einer 1995er Submariner Tritium bereits von Vintage.

Übrigens wären das Tritium-Zifferblatt sowie die Alu-Lünette wären bei der Revision normalerweise nach Herstellervorgabe rausgeflogen und durch Superluminova und Keramik ersetzt worden. Kann man dann noch von Vintage sprechen, wenn so prägende Teile durch Neuteile ersetzt wurden?
Nein. Aber Rolex hat auch mit voller Absicht keine Strategie zur langfristigen Pflege seiner Uhrenhistorie, die Leute sollen neue Uhren kaufen.

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Danke für diesen informativen Beitrag, der meine Einstellung weiter zementiert.
Für Autos interessiere ich mich übrigens ebenfalls minimal und versage gänzlich bei dem Versuch, für SUVs im Besitz von Menschen, welche nie im Leben den erlegten Sechzehnender aus einem finsteren Tann abzutransportieren oder sich sonstigen Aktivitäten, die eine Kombination von Geländegängigkeit und Ladefläche erheischen, zu widmen haben, sowie PS-Protzereien auch nur einen Hauch von Verständnis aufzubringen.
Naja, das Thema SUV mal ausgenommen, Du hast ja mangels Führerschein auch noch nie selbst ein Auto gefahren und kennst das Erlebnis gar nicht. Wenn man unglücklicherweise schon immer blind war, ist die Begeisterung für das Blau auf einem Chagall-Bild halt nicht nachvollziehbar.
 
... Sensationspreisnennungen von Influencern sollte man da auch nicht zu ernst nehmen, so was muss da ja kommen, sonst schaut da keiner in die Videos ...
Es waren m.E. keine Sensationspreise, sondern tatsächliche Rechnungspreise, die User in einem Uhrenforum uneigennützig preisgegeben haben.

... ob ich von meinem Uhrmacher aufgrund unserer langen Verbundenheit Freundschaftspreise bekomme, aber alle meine Revisionen von Vintage- und aktuellen Uhren lagen deutlich unter 1000€ ...
Wie alt ist Ihr Uhrmacher? Hat er einen Nachfolger?

Sorry, von den freien Uhrmachern gibt es immer weniger, da keine Nachfolger.
Auch reicht allein ein freier Uhrmacher nicht. Es muss zudem auch ein guter Uhrmacher sein mit Zugang zu Herstellerersatzteilen und Herstellerwerkzeugen. Leider habe ich nur schlechte Erfahrungen mit freien Uhrmachern, die mir Uhren durch nicht Original-Ersatzteile versaut haben. Sicherlich hängt das auch damit zusammen, in welcher Preisklasse man Uhren bevorzugt. Standart-Werke von ETA & Co. kann jeder gute Uhrmacher reparieren. Bei Manufakturkalbiern, die inzwischen zunehmen, wird es aber schwierig.

Den Uhrmacher, von dem Sie sprechen, gibt es in der Praxis nicht mehr bzw. ist für den durchschnittlichen Uhrenliebhaber überhaupt nicht zugänglich.

... Bei der Preisgestaltung der Hersteller ist ein Vergleich mit Autos gar keine schlechte Idee. ...
Richtig.
Ich bringe meine Autos aus gutem Grund zur Vertragswerkstatt, genau so wie ich meine Uhr zum zuständigen Vertrags-Konzi bringe.

Dem Preisbashing schließe ich mich nicht an. Das ist peinlich und dumm. Jeder Hersteller und Konzi darf seine Preise so gestalten/kalkulieren, wie er will oder wie er es vom Werk vorgegeben bekommt. Ich bin froh, dass die Revision überhaupt noch angeboten wird, sei es vom Vertrags-Konzi oder vom Werk. Da muss auch Geld bei hängen bleiben und wenn ich mir das nicht leisten kann, kaufe ich mit eine gute Casio für 19,50 €, meckere aber nicht über den Preis einer selten gewordenen Dienstleistung, für die sich kaum noch Menschen finden, die diese erbringen möchten.
 
Wenn man unglücklicherweise schon immer blind war, ist die Begeisterung für das Blau auf einem Chagall-Bild halt nicht nachvollziehbar.
So realitätsfern, daß mir nicht bewußt wäre, daß es eine Vielzahl an Situationen gibt, in denen die Nutzung eines Automobils imperativ ist, und gleichzeitig die Nutzung des öffentlichen Personennah- und -fernverkehrs wohl noch auf längere Zeit allzu oft zu einem beträchtlichen Ärgernis geraten wird, bin ich durchaus nicht. Die Anzahl solcher Situationen empfinde ich aber als deutlich zu hoch, und wozu jemand ein Fahrzeug mit einer Höchstgeschwindigkeit jenseits der 200 km/h benötigt, vermag ich nicht wirklich einzusehen.
 
... wozu jemand ein Fahrzeug mit einer Höchstgeschwindigkeit jenseits der 200 km/h benötigt, vermag ich nicht wirklich einzusehen.

Um zu zeigen, dass er es sich leisten kann.
Vermutlich auch, weil das Auto dem Käufer gefällt oder Spaß macht.

Genauso wie Armbanduhren mit ca. 4.000 - 6.000 m Tauchtiefe.
Gefallen auch einigen, nicht wenigen Uhrenliebhabern.

Das ist halt so, dass die Welt immer schräger wird.
 
und wozu jemand ein Fahrzeug mit einer Höchstgeschwindigkeit jenseits der 200 km/h benötigt, vermag ich nicht wirklich einzusehen.

Ich würde behaupten, dass die wenigsten Dinge auf der Welt benötigt werden, die über eine bescheidene Bleibe und hin und wieder mal eine Mahlzeit hinausgehen.

Weils halt Spaß bringt sich feines Fleisch im Restaurant reinzudrücken, Omega, Rolex und Co. zu tragen und Porsche, Benz und Konsorten zu fahren, machen Leute das. Ist eigentlich auch ganz einleuchtend und keine Raketenwissenschaft.

Der 25kg Marschgepäckrucksack von Hrothgar Stibbon erschließt sich mir auch absolut nicht, aber jedem Tierchen sein Pläsierchen.
 
Die Wahrnehmung, was als Vintage-Uhr oder Oldtimer anzusehen ist, ist individuell.

Mein Konzi sprach kürzlich bei einer 1995er Submariner Tritium bereits von Vintage.

Übrigens wären das Tritium-Zifferblatt sowie die Alu-Lünette wären bei der Revision normalerweise nach Herstellervorgabe rausgeflogen und durch Superluminova und Keramik ersetzt worden. Kann man dann noch von Vintage sprechen, wenn so prägende Teile durch Neuteile ersetzt wurden?
 
Die Wahrnehmung, was als Vintage-Uhr oder Oldtimer anzusehen ist, ist individuell.

Mein Konzi sprach kürzlich bei einer 1995er Submariner Tritium bereits von Vintage.

Übrigens wären das Tritium-Zifferblatt sowie die Alu-Lünette wären bei der Revision normalerweise nach Herstellervorgabe rausgeflogen und durch Superluminova und Keramik ersetzt worden. Kann man dann noch von Vintage sprechen, wenn so prägende Teile durch Neuteile ersetzt wurden?

Vintage = mindestens 30 Jahre, das ist ziemlicher Standard unter Uhrenfreunden. Bei der 95er Sub würde man eher von neo-vintage sprechen.

Tritium belegte Zeiger und Zifferblätter werden von Rolex getauscht. Wenn man das vermeiden möchte geht man zu Bucherer, Wempe oder anderen Rolex-zertifizierten Konzis mit eigenem Uhrmacher. Dort werden die Teile auf Wunsch beibehalten.

Eine Lünette mit Alu-Inlay kann bereits technisch nicht gegen eine Keramik-Lünette getauscht werden, weil sie nicht auf das Gehäuse passen würde. Zudem würde Rolex so etwas auch deshalb NIEMALS machen, weil die Keramik-Lünette zu einer ganz anderen Referenz gehört. Die Alu-Inlays gibt es immer noch als Ersatzteile, allerdings erkennt man u.a. am Schriftbild der Zahlen, ob es sich um Ursprungs- oder tauschteile handelt.
 
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