Bekenntnisse

Ist Dir eine Frist gesetzt? Es ist doch gerade ein schönes Erlebnis, vor einem Kleiderschrank zu stehen und seine Kleidung für den anstehenden oder nächsten Tag herauszusuchen. Auch bei begrenzter Lebenszeit kann es doch nicht so viel Aufwand sein, sich seiner Mitwelt in schöner Kledage zu präsentieren.

Mir fehlt einfach der Nerv dazu. Das soll beileibe nicht heißen, schlunzig oder gar unsauber durch die Gegend zu laufen. Wenn ich aufstehe, ist binnen 5 Minuten der Rechner an. Duschen, Frühstück, ab in bequeme Freizeitkleidung. Einkaufen mache ich dann genau so. Mich ziehts auch nicht mehr so sehr in die Innenstädte, um dort zu Flanieren. Eh immer das Gleiche und Präsentation habe ich nicht nötig. Wir haben im Dorf ein 1A Eiscafe, genügend gute Restaurants in Reichweite. Düsseldorf hieße schon min 30 Minuten fahren. Köln geht mir nur auf den Senkel und ist noch weiter weg.

Wie gesagt, das Roermonder Outlet (gerade mal 20 Minuten Fahrzeit) nehme ich nur noch eventuell mit, wenn ich an den Asseltse Plassen angle. Bei Konzertbesuchen ist eher Pop/Rock angesagt, also kein Anzug. Dito bei Kabarett oder Comedy. Für regelmäßige Fahrten an die Nordsee bevorzuge ich ebenfalls Freizeitkleidung und werde mich vor Ort garantiert nicht in Abendgarderobe stürzen. Und nein, ich sitze dann im 4* Hotel mit gutem Restaurant aber mit Sicherheit nicht im litfassmäßigen Camp David Hemd, wie andere. Höchstens mal Sakko, wenn ich gerade Lust drauf habe.

Bei Kunden (Mittelstand aufwärts) hübsch bequem halten. Immerhin tauche ich dort mit schwerer Laptoptasche auf. Selbst bei Bank Symposien (hier fotografiere ich teilweise hobbymäßig zwischendurch für eine befreundete Verlegerin) landet der schwere Fotorucksack weich auf Goretex oder Barbour. Anzug und Wollmantel/Trench nur, wenn die Kamera nicht dabei ist.
 
Ich kann das gut nachvollziehen, allerdings schadet es nicht, sich bewusst zu machen, dass es eben genau das ist, was Freizeitmode (oft, aber nicht immer) kommuniziert: Ich habe keine Lust, mir Mühe zu geben.

In meinem Kundenkreis weniger. Die wissen, dass sie Leistung bekommen. Hier trifft schon fast das Gegenteil zu. Ein typischer Verkäufer in seinem Boss Anzug (idealerweise noch mit einer Schlagwortwelle) wird eher schräg angesehen "mh, ist das schon wieder so eine Shownummer?", "Gehts vielleicht mal was normaler?", "Berateralarm, Deckung"
 
In meinem Kundenkreis weniger. Die wissen, dass sie Leistung bekommen. Hier trifft schon fast das Gegenteil zu. Ein typischer Verkäufer in seinem Boss Anzug (idealerweise noch mit einer Schlagwortwelle) wird eher schräg angesehen "mh, ist das schon wieder so eine Shownummer?", "Gehts vielleicht mal was normaler?", "Berateralarm, Deckung"

Ja, definitiv. Ich bezog mich allerdings auch eher auf das Feinmachen in der Freizeit :)
 
Bekenntnis: Ich trage, was ich trage, siehe WTIH. Und das tue ich nicht, weil es das Umfeld erwartet (beruflich und privat), oder um das Umfeld zu beeindrucken. Ich trage es, weil ich weniger für mich als Verschwendung von Lebenszeit empfinde, weil ich mit dieser Form von Kleidung jede Minute des Alltags mehr genießen kann und weil ich den Ausdruck von Eleganz in Kleidung für einen allgemeinen Kulturgewinn für alle halte, an dem jeder Einzelne ganz basisdemokratisch teilnehmen kann. Ich mache mich nie "fein", weil ich diese Form von Kleidung immer trage, wenn ich das Haus verlasse. Es kostet mich auch keine Zeit, weil ich in meinem Kleiderschrank genau weiß, was ich wie kombiniere. Das hält mich weder davon ab, dass ich Leistung erbringe, noch würde irgendwer in meinem Umfeld denken, dass speziell nachlässig angezogene Menschen Leistungsträger wären. ;)

In der Kleidung werde ich zunehmend freizeitorientierter. Aaaallerdings leicht exzentrisch. Jeans/Cord und Barbour, Chino und Goretex oder Jeans, Hemd, Trench und eiskalt Turnschuhe dazu.

Fürs regelmäßige Aufbrezeln ist mir die Zeit zu schade geworden. Geschweige, dass ich meinen Allerwertesten noch freiwillig in die nächste Großstadt zum Shopping schwinge. Höchstens im Vorbeifahren vom Angelrevier mal ins Outlet.
Mich würden hier Vorher-Nachher-Fotos interessieren.
 
In meinem Kundenkreis weniger. Die wissen, dass sie Leistung bekommen. Hier trifft schon fast das Gegenteil zu. Ein typischer Verkäufer in seinem Boss Anzug (idealerweise noch mit einer Schlagwortwelle) wird eher schräg angesehen "mh, ist das schon wieder so eine Shownummer?", "Gehts vielleicht mal was normaler?", "Berateralarm, Deckung"

Deine Meinung in allen Ehren. Es steht dir selbstverständlich völlig frei, dich so anzuziehen wie du willst. Allerdings frage ich mich, wenn dein Interesse an klassischer Kleidung (wie sie in diesem Portal von der breiten Masse eingeordnet wird) wirklich so gering ist, mit welchem Ziel du in diesem Forum aktiv wirst. Schließlich können die meisten hier, so erlaube ich mir zu unterstellen, wenig zu den von dir präferierten Kombinationen beitragen. Hier könnten breiter aufgestellte Diskussionsportale unter Umständen einen besseren Austausch ermöglichen.

Dieser Beitrag ist wirklich nicht böse gemeint, ich möchte es gerne verstehen, wenn du es näher ausführst.
 
Bekenntnis: Ich trage, was ich trage, siehe WTIH. Und das tue ich nicht, weil es das Umfeld erwartet (beruflich und privat), oder um das Umfeld zu beeindrucken. Ich trage es, weil ich weniger für mich als Verschwendung von Lebenszeit empfinde, weil ich mit dieser Form von Kleidung jede Minute des Alltags mehr genießen kann und weil ich den Ausdruck von Eleganz in Kleidung für einen allgemeinen Kulturgewinn für alle halte, an dem jeder Einzelne ganz basisdemokratisch teilnehmen kann. Ich mache mich nie "fein", weil ich diese Form von Kleidung immer trage, wenn ich das Haus verlasse. Es kostet mich auch keine Zeit, weil ich in meinem Kleiderschrank genau weiß, was ich wie kombiniere. Das hält mich weder davon ab, dass ich Leistung erbringe, noch würde irgendwer in meinem Umfeld denken, dass speziell nachlässig angezogene Menschen Leistungsträger wären.
Mich würden hier Vorher-Nachher-Fotos interessieren.

Fotos gibts nicht. Ich hatte hier nur mal die verschiedenen Jacken auf Kleiderbügeln eingestellt, weil ich die für einen eventuellen Versicherungsfall fotografiert haben wollte. Und das werde ich auch so halten. Den Alltag genieße ich durchaus, wenn Du persönlich das von der Kleidung ableitest, seis Dir gegönnt. Für mich ist letzte Eleganz aber nicht mehr so wichtig - es muss halt stimmen.

Ob jemand gerade in meiner Branche Leistungsträger ist, lässt sich an Kleidung nun wahrlich nicht mehr festmachen. Man sticht schon heraus, wenn ich mit "englischer Landmode" oder gutbürgerlich mit Bügelfalte herumlaufe. Kann sein, dass da Dein Umfeld anders denkt, was aber für mich uninteressant ist.

Und ja, ich habe auch Loro Piana im Kleiderschrank. Allerdings so gut wie nicht verwendet. Ja, hab auch rahmengenäht. Aber ich bevorzuge Reebok (die passen perfekt, superleicht und der deutlich breitere Schnitt gegenüber Adidas, Asics, etc. scheint 100% zu stimmen). Hat mich Nachlässigkeit nichts zu tun, sondern ist eine bewusste Entscheidung.
 
Deine Meinung in allen Ehren. Es steht dir selbstverständlich völlig frei, dich so anzuziehen wie du willst. Allerdings frage ich mich, wenn dein Interesse an klassischer Kleidung (wie sie in diesem Portal von der breiten Masse eingeordnet wird) wirklich so gering ist, mit welchem Ziel du in diesem Forum aktiv wirst. Schließlich können die meisten hier, so erlaube ich mir zu unterstellen, wenig zu den von dir präferierten Kombinationen beitragen. Hier könnten breiter aufgestellte Diskussionsportale unter Umständen einen besseren Austausch ermöglichen.

Dieser Beitrag ist wirklich nicht böse gemeint, ich möchte es gerne verstehen, wenn du es näher ausführst.

Ist klar, klassisch habe ich auch. Die Präferenz im Alltag geht jetzt klar in Richtung Smart Casual. Da wiederum gerne hochwertig. No joke, ich hatte Lust auf eine Barbour Border und habe _lange_ im britischen ebay gesucht, bis ich ein quasi neues 2-Wappen Exemplar erbeuten konnte.

Klassisch und aufwändiger nur noch bei Lust und Laune - dann aber richtig. Das geht bis hin zum leichten Spleen, mir "alte" - aber fabrikneue NOS Sänger Karpfenruten mit 1,5 lbs Testkurve im Internet zu besorgen und mit einer NOS Wolljacke der Schweizer Armee am See zu hocken, die kürzlich noch durch einen ebenso klassischen Mantel ergänzt wurde. Macht Spaß, altbacken, relaxt, klassisch, unaufgeregt. Gleichermaßen wirst Du mich auf der Pier in Westkapelle nur mit Goretex, Neoprenhandschuhen und ultramodernen Kohlefaserruten finden, weils dort richtig zur Sache geht.

Natürlich habe ich reichlich Sakkos, Anzüge und geschätzte 150 Krawatten bis hin zu sehr hochwertig. In der Praxis tuts oft Pullover (gerne März) oder Pullunder und Barbour drüber.
 
Fotos gibts nicht.
Das hatte ich ehrlich gesagt auch nicht erwartet, auch wenn Du die in früheren Zeiten auch mal angekündigt hattest, wir hatten ja schon ähnlich gelagerte Unterhaltungen in der Vergangenheit. Mein Eindruck aus vielen Deiner Beiträge war eher, dass Du schon immer hauptsächlich in Normcore-Kleidung unterwegs warst. Das ist natürlich an sich völlig in Ordnung, aber ich verstehe dann weder diese "Wandlung" noch die Begründung dafür. ;)
 
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