Zudem sollte man klären, was in dieser Hinsicht denn ein Original ausmacht. Da die allermeisten Bauhaus-Möbel bewußt für die industrielle Fertigung entworfen wurden, darf man nach dieser Lesart wohl nur Modelle und Skizzen als Originale anerkennen.
Jetzt kommen wir aber in die Haarspalterei!
Statt "Orginal" sagen wir mal "zeitgenössisch". Es stimmt schon, einige Modelle sind in Serie Ende der 20er, Anfang 30er Jahre produziert worden: Thonet produzierte z.B. die Mart Stam 'Freischwinger' und (ich glaube) auch die Corbousier Chaise longue. Die Verkaufszahlen werden wohl minimal gewesen sein und dann wurden die Modelle natürlich nach der Machtergreifung aus dem Katalog genommen. Ich glaube, es kann nicht viele Deutsche gegeben haben die so tapfer waren durch das 'Tausendjährige Reich' hindurch, solchen 'kultur-bolschiwistischen' Produkten einen guten Platz in ihrem Wohnzimmer zu geben. Entweder wurden die Möbel in Keller oder Speicher verbannt (um dann den Bomben zum Opfer zu fallen), oder sie kamen auf den Müll.
Andere wichtige Designs der Zeit wurden meines Wissens nach nie in Serie angefertigt: den 'Barcelona' von Mies gab's nur für die Ausstellung in Barcelona und der 'Brno' wurde nur für das Haus Tugendhat in Brünn angefertigt. Der Riedvelt "Rood-Blauwe" Stuhl wurde wohl in einer kleine Serie angeferigt (teilweise unbemalt). Ich glaube kaum, daß es eine große Anzahl von zeitgenössisch produzierten Möbeln gibt die sich noch im Privatbesitz befinden. Wie bei einem Buch, die erste Auflage ist wichtig. Wenn es sie noch gibt, dann sind sie ein Vermögen wert:
Die Kopie (des Riedvelt Stuhls), die der Haager Avantgarde-Dichter Til Brugman 1923, für das von Vilmos Huszár bemalte Musikzimmer, bestellte, ist weiß gebeizt. Diese Kopie erziehlte im Mai 2007 bei einer Auktion von Christie's in Amsterdam € 264.000.
Von Anfang der 60er Jahren an, legten die italienischen Firmen Cassina und Gavina (Gavina wurde 1968 von Knoll übernommen) diese klassischen Designs wieder auf. Obwohl diese Firmen die Rechte gekauft und somit Zugang zu den Orginal-Zeichnungen hatten, muß man sie doch strikt als Reproduktion bezeichnen. In jedem Fall hat das Möbelstuck keine ungebrochene Produktions-Geschichte. (Anders bei den Eames, Saarinen, Bertoia, Noguchi Modellen aus den 50er Jahren, diese sind bis zum heutigen Tag immer noch in einer ununterbrochenen Produktion).