Anzug - Darf es auch ein Mischgewebe sein?

Das halte ich allerdings - mit Verlaub - für mehr als gewagt. Für 500 € - 1.000 € gibt es beispielsweise bei Soer, aber auch bei P&C gut verarbeitete vollständige Naturfasern, die mit zugeklebten Plastikanzügen sicherlich nicht vergleichbar sind.

Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel, weshalb ich ja auch schrieb "viele" und nicht "alle".
 
Ich bin mir nicht so sicher, ob Naturfasern besser für die Umwelt sind... Im Hinblick auf den Wasserbedarf und Dünger bei Baumwolle z.B. (wie ist das denn bei Wolle?) ist Polyester (das unter Umständen recycled werden kann) wohl keinesfalls schlimmer.

Schafe müssen nur selten gedüngt werden:D. Und (aufgefangenes) Regenwasser reicht aus. Außerdem betreiben Schafe Landschaftspflege. Es entsteht durch "Schafverbiß" (selektives Fressen) langfristig eine Heidelandschaft mit hoher Artenvielfalt.
Allerdings gilt das nur für die kaum mehr angebotene Wolle heimischer Schafarten.
Die ist allerdings der Kundschaft von heute zu schwer und zu grob. Schade eigentlich. Wer einmal etwas aus Wolle vom Rhönschaf oder Fuchsschaf besaß, wird sie zu schätzen wissen.
Selbst das wunderbare Tweed (vom Cheviot- / Crossbredschaf) führt mittlerweile ein Schattendasein.

Statt dessen ...
Wolle von überzüchteten Merinoschafderivaten überall.
Lange Transportwege (aus Australien und Neuseeland) und intensive Haltung sind schlecht für die Umwelt. Die Wolle, die aus den kränklich dünnen Fasern produziert wird, kann dann so dünn gewebt werden, daß ein Anzug nach ca. 20 Tagen tragen erste dünne Stellen hat.
Damit die Tragezeit von solchen Anzügen auf ein Jahr ausgeweitet werden kann, wird dann Plastik zugegeben.

Ich habe mir erlaubt, noch drei Bildern anzuhängen.
1: Normales Schaf: Fuchsschaf
2: Überzüchtetes Schaf
3: Folgen der Polyesterproduktion
 

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Touché

Ich mag Ihren Humor! Auch wenn es einen dann auch mal selber trifft.
 
Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel, weshalb ich ja auch schrieb "viele" und nicht "alle".

Dass ein höherwertiger Stoff resp. Anzug mehr kostet als günstiger produzierte Kleidung aus Mischgewebe ist eigentlich keine Ausnahme von der Regel.

Der inkludierte Preisaufschlag für Marke, Miete und Reklame ist dann ein anderes Thema.

Deswegen sollte man die Verarbeitungsqualität und das Material differenziert betrachten -
bei den genannten Anzügen von S. Oliver, Anson´s und P&C denke ich an graue "glatte" Massenware, gerne als "Business-Anzüge" bezeichnet.

Flanell, Tweed und hochwertige "Mischgewebe" mit bspw. Seide- oder Kaschmiranteil kommen auch gut ohne Poly/Viskose-Fasern aus.
;)
 
Schafe müssen nur selten gedüngt werden:D. Und (aufgefangenes) Regenwasser reicht aus. Außerdem betreiben Schafe Landschaftspflege. Es entsteht durch "Schafverbiß" (selektives Fressen) langfristig eine Heidelandschaft mit hoher Artenvielfalt.
Allerdings gilt das nur für die kaum mehr angebotene Wolle heimischer Schafarten.

[...]

Damit die Tragezeit von solchen Anzügen auf ein Jahr ausgeweitet werden kann, wird dann Plastik zugegeben.

Ich habe mir erlaubt, noch drei Bildern anzuhängen.
1: Normales Schaf: Fuchsschaf
2: Überzüchtetes Schaf
3: Folgen der Polyesterproduktion


Ok, zugegeben ich habe an Baumwolle nicht an Schafwolle gedacht, mea culpa.
Bei dieser werden nämlich viele chemische Mittel verwendet. Ich muss auch ehrlich zugeben, dass ich mich mit Schafswolle nicht sehr auskenne, der Bereich in den ich Einsicht habe besteht hauptsächlich aus Baumwolle und Kunstfasern. (hauptsächlich Unterwäsche, Shirts, Badewäsche etc, also meist sehr dünne Stoffe) Und hier ist (bei den Stoffproduktion in die ich Einsicht habe, also eine SEHR hochwertige) Kunstfaser alles andere als ein Garn um schlechte Stoffe etwas haltbarere zu machen. Kunstfasern können sich extrem positiv auf Trageeigenschaften wie Tragekomfort, Haltbarkeitseigenschaften wie zb Waschhaltbarkeit, und allgemeine Stoffeigenschaften wie Trockendauer, Pillinganfälligkeit, Rollverhalten etc auswirken.

Natürlich vorausgesetzt die richtigen Materialien (qualität) werden im richtigen Verhältnis auf den richtigen Maschinen verarbeitet und richtig ausgerüstet!
Dann kann ein Kunstfaseranteil einen (sehr) guten Stoff auch noch verbessern.

Wie gesagt, das sind meine Erfahrungen aus aus einem anderen Bereich, aber wieso sollte das hier so viel anders sein?

Anti68er, dein letzes bild ist doch sehr polemisierend, findest du nicht, insbesondere da die meisten wohl Viskose auch als Kunstfaser bezeichnen würden, und diese nicht auf Erdöl basiert?

Ich denke im Allgemeinen ist hier leider der "nur Natur ist gut, alles was nicht Natur ist ist schlecht" Glaube vorherschend, was auf billige Kunstfasern wohl zutrifft, nicht jedoch auf hochwertige.

mfg
Daniel
 
Erdöl enstand durch die Umwandlung organischer Stoffe und somit könnten daraus gefertigte Fasern ja eigentlich auch als natürlich bezeichnet werden :).
 
... Außerdem betreiben Schafe Landschaftspflege. Es entsteht durch "Schafverbiß" (selektives Fressen) langfristig eine Heidelandschaft mit hoher Artenvielfalt.... Selbst das wunderbare Tweed (vom Cheviot- / Crossbredschaf) führt mittlerweile ein Schattendasein.

Lieber Anti68er,

Sie werden kaum einen glühenderen Tweed-Anhänger finden als mich. Dennoch ist Ihre Darstellung "gute" Schafzucht und damit "gute" Wolle vs "böses" Erdöl und damit "böse" Kunstfasern doch ein wenig einseitig und vor allem in einer historischen Betrachtung nicht so ganz kritiklos hinzunehmen.

Um beim Tweed zu bleiben und die eher unerfreuliche Seite der "naturnahen" Schafzucht zu beleuchten, darf ich Ihnen ans Herz legen, sich einmal über die sog. Sutherland Clearances im fürhen 19ten Jahrhundert zu belesen?

Herzliche Gürße aus dem heute ganz un-schottisch getragenen Donegal-Jackett,

dE
 
Prinzipiell ist gegen einen Anzug mit einem Anteil von Kunstfasern nichts einzuwenden. Es kommt ganz darauf an, welche persönlichen Anforderungen man stellt!
Grundsätzlich ist es so, dass die Kunstfasern den Anzug "haltbarer" machen. Trägt man den Anzug im klimatisierten Büro (Sakko wird eh meistens abgelegt), so wird der Anzug nicht so lange halten, wie ein sogenannter "Steh-Anzug". ;) Die ersten "blanken" Stellen treten meistens am Gesäß, am Ärmelsaum und schließlich im Ellenbogenbereich auf.


Einen Anzug der zu 100% aus Polyester besteht, würde ich allerdings auch nicht kaufen....zumindest nicht beim aktuellen Stand der Entwicklung.

Oft werden Kunstfasern auch verwendet um dem Anzug eine bestimmte Optik zu verleihen, welche man mit Naturfasern niemals so erziehlen könnte!
 
Es mag ganz ja schön sein, dass dieses Forum in seinen Interessengruppen recht breit aufgestellt ist, aber so tief müssen wir doch nun bitte wirklich nicht sinken, oder?

Was kommt als nächstes? Schuhe aus Kunstleder sind eh so super, weil die glänzen von alleine?
 
mal ganz davon abgesehen, dass Schuhe aus Kunstleder nicht von alleine glänzen....was spricht ernsthaft dagegen?

Das "so tief müssen wir doch nun bitte wirklich nicht sinken" verstehe ich nicht so wirklich!

Jede Faser hat Vor- und Nachteile. Mischgewebe existieren um die Vorteile von Kunst und Naturfasern zu verbinden. Meine Anzüge bestehen zwar alle zu 100% aus Schurwolle, aber ein Anzug mit einem geringen Kunstfaseranteil ist nicht zwangsläufig schlecht!
 
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