(ich bin übrigens 40 und nicht 20 - steht in meinem Anfangsposting),
Ich hatte gestern Nacht eilig nach Deinem Alter gesucht und nur den Hinweis "Gleichwohl mache ich mir Gedanken ob mich ein Anzug nicht älter und spiessiger wirken lässt; mit 40 will man ja auch nicht unbedingt älter erscheinen als man ist" gefunden. Daraus hätte ich schließen sollen, dass Du 40 bist, das stimmt. Sorry.
Aus Deinen bisherigen Beiträgen erlaube ich mir den Schluss, dass Du (noch) keine Lebenspartnerin hast, denn mit Partnerin würdest Du nicht ein Forum nach einem möglichen Stilwandel befragen.
Als Mann um 40 ohne Partnerin einen Garderobenwechsel in Richtung "gepflegt, elegant, seriös" vollziehen zu wollen, ist ein valides Anliegen und es wird Dir sicherlich in vielerlei Hinsicht gut tun. Den Hinweis "man möchte nicht älter aussehen als man ist" lasse ich unkommentiert - ich stimme dieser Ansicht überhaupt nicht zu, aber das musst Du selbst wissen.
Dass eines der Motive dieses Wechsels vorrangig oder nebenbei auch eine höhere Attraktivität auf dem Parkett der Partnersuche ist, ist nicht verwerflich und bei vielem so, was Männer tun. Deine Beobachtung ("...dass obwohl overdressed und deplatziert für die Location angezogen, der Anzug seine psyschosoziale Wirkung nicht verfehlte") geht in die richtige Richtung.
Während ich dieses (Neben-)Motiv also nicht unangemessen finde, sind die von Dir als Hauptmotiv beschriebenen Punkte eher kontraproduktiv:
Ich verspreche mir vom "Anzug in der Freizeit" ja Dinge die mit Kombinationen zumindest eher mit Aufwand zu erreichen sind:
1. Vereinfachung meiner Garderobe.
2. Stimmigeres Bild ohne langes Überlegen
3. Stilvolleres und seriöseres Auftreten
Mit Aufwand? Nein. Nur Nachdenken und Geschmack sind erforderlich. Durch "Einfachheit" und "wenig Nachdenken" bei Anzügen und Hemden (insb. in Verbindung mit Krawattenlosigkeit) hingegen wird der Schuss nach hinten losgehen. Die Garderobe wird dadurch nicht besser, eher langweilig. Der Traum modefeindlicher Männer, auch bei Farbenblindheit und Zeitnot durch einen kurzen Griff in den Kleiderschrank immer gut auszusehen, ist ein Verkaufsargument einiger (erfolgreicher) Modelabels, hält der kritischen Geschmacksprüfung in der Praxis aber nicht Stand. Es gibt kein Kleidungsstück, in dem der Herr immer gut aussieht. Ohne Nachdenken wird es nicht funktionieren. Mit 40 suchst Du ja auch keine 17jährige mehr (?), die sich von ein paar großen, kitschigen Armani- und Gucci-Labels beeindrucken lässt. Die Dame bemerkt es positiv, wenn der Herr über seine Garderobe
nachdenkt und sie
gewählt zusammenstellt. Die Mein-Anzug-passt-immer-Haltung findet da nicht viel Zustimmung, auch wenn der Clooney-Style einigen Männern auf den ersten Blick "seriös" erscheint (und wenn er Clooney aufgrund seines Geldes verziehen wird).
Dein Dreipunkteprogramm "Einfach, gedankenlos und stilvoll" wirst Du am ehesten mit einer Kollektion aus min. 5 hochwertigen, klassisch zeitlosen und exzellent gepflegten Schuhpaaren (in Verbindung mit passenden Gürteln und eventuell weiteren Lederaccessoires) erreichen, denn dadurch ist in der Tat ohne großen Aufwand die Begradigung fast jeder Garderobe in Richtung "einfach, stimmig, seriös" möglich. Du kannst dies auch bei anderen Menschen auf dem Boulevard leicht beobachten: Die Lederwaren und ihr Zustand sind das dominierende Merkmal. Stoffe sind weit komplexer.
Kombinationen sind nach näherem Überlegen, genau das wovon ich ja eigentlich weg möchte.
Sie sind das, wo Du langfristig hingehen kannst, wenn Du mit einer einfachen Garderobe für fast alles gerüstet sein willst. Die Eigenschaften "kleiner Kleiderschrank" und "sieht immer gut aus" sind erreichbar mit gut gewählten Kombinationen in Verbindung mit Geschmack und Nachdenken. Anzüge können dies auch schaffen, aber dafür brachst Du eine Vielzahl im Hinblick auf Stoffe, Farben und Schnitte, und dann wiederum erfordert die Auswahl ebenfalls geistige Leistung. Bereits der Wechsel Sommer/Winter erfordert eine gewisse Bandbreite im Schrank.
Soviel zur Kleidung. Nun noch mein gut gemeinter Kommentar zum Diskussionsstil, der wie der Kleidungsstil ein Teil des Gesamtpakets "gesellschaftliches Verhalten" ist:
(...) und vor allem die Diskussion nicht auf destruktive Weise dadurch behindert, dass man Beiträge verfasst, die sich auf die Provokation anderer Gesprächsteilnehmer beschränken und keinen sachbezogenen und konstruktiven Beitrag zur Diskussion darstellen.
Mit 40 bist Du alt und erfahren genug, um als User in einem öffentlichen Internetforum nicht auf jeden Seitenhieb einzugehen, den andere User Dir in Deinen liebevoll formulierten Thread reinschreiben. Wenn man sich an allem reibt, was wie ein Baum aussieht, ist man am Ende wund und blutig, der Wald steht aber immer noch. Neue User in Internetforen bekommen in den ersten Beiträgen einige explizite und implizite Hausregeln aufgedrückt, das ist normal und wird immer so sein. Das nimmt man hin, alles andere ist kindisches Verhalten. Du wirst diesen Ablauf nicht nur im Internet, sondern auch in Begegnungen des realen Lebens wiederfinden.