Gentlemen zur Brüllballsaison

stilloser

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Was ist eigentlich das unter Stilinhabern sozial akzeptierte Verhalten in einer Zeit, in der das Gros der Gesellschaft jeden Anstand zu verlieren scheint, weil irgendwo irgendwer gegen einen Ball tritt?
 
Was ist eigentlich das unter Stilinhabern sozial akzeptierte Verhalten in einer Zeit, in der das Gros der Gesellschaft jeden Anstand zu verlieren scheint, weil irgendwo irgendwer gegen einen Ball tritt?

Balkon, Rosé, Belletristik. Ich bin selbst immer wieder verblüfft, welches Maß an Ignoranz man erreichen kann, wenn man nur will. Irgendwer wollte mir mal eine Konversation über einen Van derVaart (?) aufzwingen und ich hatte nicht ansatzweise eine Ahnung, um wen es sich handelte. Tennis? Eishockey? Die Leute sind aus den Schuhen gekippt, über so viel Unwissenheit und darüber war ich doch ein wenig stolz.
 
Lies was Passendes: Handkes die Angst des Tormanns beim Elfmeter, Kapuscinskis Der Fussballkrieg, K. Zeyringer, Fussball, eine Kulturgeschichte...
 
Als introvertierter Mensch ohne nennenswerte soziale Kontakte, Nicht-Fernseher und Nicht-Radiohörer kann man jeglichen Hype um irgendwelche Sportveranstaltungen sehr gut ignorieren.

Wenn mir nicht im LIDL-Prospekt die massive Anhäufung von schwarz-rot-goldenen Produkten aufgefallen wäre, hätte ich die ganze EM wohl gar nicht mitbekommen.

Nachdem die Veranstaltung nun auch bei mir angekommen ist, hoffe ich auf deutsche Beteiligung an den Endspielen um mal wieder die Diva auf der BAB stressfrei auf über 300 zu bringen.
 
Was ist eigentlich das unter Stilinhabern sozial akzeptierte Verhalten in einer Zeit, in der das Gros der Gesellschaft jeden Anstand zu verlieren scheint, weil irgendwo irgendwer gegen einen Ball tritt?
Es ist sicher richtig, dass ein ohnehin vorhandener Fundamentalmangel an höflichem Benehmen seinen Mitmenschen gegenüber von einer Gruppe sog. Fußballfans in solchen Zeiten offensiv nach außen getragen wird. Das hat eigentlich mit Fußball gar nichts zu tun, sondern ist bei diesen Leuten mehr durch eine hintergründige Frustation über die eigene soziale Einbettung getrieben.

Aber ich denke, davon abgesehen ist auch noch niemandem ein Zacken aus seiner Stilkrone gebrochen, wenn er sich für Fußball interessiert. Es ist ausgesprochen unterhaltsam (insbesondere als parteiisch interessiertes Gruppenerlebnis) und ein entspanntes, fast unverfängliches Universalkonversationsthema mit vielen Menschen, die man nur oberflächlich kennt.

(Selbst FC-Bayern-Fan seit 1974)
 
Gegen gelegentlichen Passivsportkonsum ist ja nichts einzuwenden, die Frage zielte eher auf den Umgang mit allzu aggressiven party people ab. Wenn der Konsens "höfliches, aber bestimmtes Ignorieren" ist, dann habe ich ja doch was richtig verstanden... :)
 
Aber ich denke, davon abgesehen ist auch noch niemandem ein Zacken aus seiner Stilkrone gebrochen, wenn er sich für Tweed interessiert. Es ist ausgesprochen unterhaltsam (insbesondere als parteiisch interessiertes Gruppenerlebnis) und ein entspanntes, fast unverfängliches Universalkonversationsthema mit vielen Menschen, die man nur oberflächlich kennt.

Habe den Satz mal richtig gestellt.
 
Warum sollte jemand, der sich für gute Kleidung interessiert, sich nicht auch für Fußball begeistern können?
Alles hat seine Zeit, schöne Schuhe haben ihre Zeit ebenso wie ansprechende Krawatten, ein exquisites Parfüm, ein perfekt zubereitetes Steak und eben ein rollender Ball, dem 22 Männer hinterherjagen und am Ende Deutschland gewinnt :)

Im Übrigen finde ich es immer wieder interessant, welche Transformation eine überwiegend wenig patriotische Gesellschaft alle zwei Jahre quasi über Nacht durchlaufen kann.

Von allzu großen, emotional aufgeladenen Ansammlungen kann man sich ja fern halten und stattdessen im Freundeskreis den Anlass nutzen, um wieder einmal zusammen zu kommen. Ich erinnere mich dieser Tage sehr gerne zurück an den deutschen Sieg gegen Brasilien vor zwei Jahren, den wir bei uns mit Freunden gemeinsam erleben durften. Ein unvergessliches Erlebnis.
 
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