ZDF-Doku "Gnadenlos billig", u.a. über Zalando

dass der Konsument für die Ware x lieber EUR 20 als EUR 30 ausgibt ist normal und kann ihm nicht wirklich vorgeworfen werden ... wenn die Ersparnis von EUR 10 aber auf Kosten der Allgemeinheit geht, ist dies ein Skandal ....

Wenn er sich dann im Umkehrschluss darüber beschwert wie sein Händler die 10 Euro einspart, und trotzdem nichts an seinem Verhalten ändert ist ihm das sehr wohl vorzuhalten. Der Konsument fördert nämlich damit, dass die 10 Kosten auf dem Rücken der Arbeitnehmer und der Allgemeinheit eingespart werden.
 
Wenn er sich dann im Umkehrschluss darüber beschwert wie sein Händler die 10 Euro einspart, und trotzdem nichts an seinem Verhalten ändert ist ihm das sehr wohl vorzuhalten. Der Konsument fördert nämlich damit, dass die 10 Kosten auf dem Rücken der Arbeitnehmer und der Allgemeinheit eingespart werden.

allerdings wird der bewusste Käufer (sofern er/sie Steuern zahlt) doppelt zur Kasse gebeten: einerseits zahlt er die EUR 10 Subventionen, andererseits einen EUR 10 höheren Preis (auch wenn dieser Preis der eigentlich "korrekte", weil unsubventionierte ist) ....

Im Übrigen hast Du natürlich schon recht ... die Misere entstand aus der Kombination einer
- quantitiv ausgerichteten Grundhaltung der Konsumenten (natürlich gezielt gefördert durch Werbung); und
- Fehlanreizen durch staatliche Eingriffe, welche ursprünglich einmal vielleicht sogar gut gedacht waren, aber selten zu Ende gedacht

was die "shopping for less"-Haltung der Konsumenten angeht: ich habe gemerkt, dass ich beim online-Shopping viel mehr einkaufe, als ich dies bei Käufen vor Ort täte .... ich bin zwischen 1999 - 2005 7x umgezogen und danach kaufte ich eine Zeitlang sehr bewusst ein, resp. nur den "Notbedarf" ("will ich das Zeug dereinst wieder einpacken"?), dafür irgendwie eher hochpreisiger ... seit 7 Jahren wieder am gleichen Ort, scheint mein Gedächtnis einen weiteren möglichen Umzug wieder verdrängt zu haben und die Wohnung füllt sich wieder ...
 
Hätte ich Freunde oder auch nur Bekannte, die sich eines derart kritikwürdigen Verhaltens wie hier angesprochen - "polnische Putzfrau" etc. - schuldig gemacht hätten, dann wäre denen meine scharfe und permanente Kritik gewiß.
Ich bin nicht gerade dafür bekannt, zu solchen Dingen zu schweigen, und Diplomatie ist meine starke Seite nicht.

Ich finde es dennoch erstaunlich, daß die hier geäußerte Kritik an durchaus kritikwürdigen Zuständen bzw. Arbeitsbedingungen vereinzelt mit Hinweisen darauf beantwortet (gerechtfertigt?) wird, daß es anderswo NOCH schlechter sei ...
Ich finde es dem Thema insgesamt auch nicht zuträgllich, die hier an den Methoden einer Firma geäußerte Kriitik damit zu beantworten, daß man vom Kritiker umgehend den Nachweis eigenen sozialen (und möglichst überdurchschnittlichen) Engagements abverlangt ... und ihm bei Fehlen desselben gleichsam jedes Recht abzusprechen versucht, weiterhin Kritik zu üben.
;)

So jedenfalls mein Eindruck.
Sollte mich dieser Eindruck trügen, bitte ich aufrichtig um Entschuldigung dafür, da wohl etwas mißverstanden zu haben.
:)

Bertie


1.) Ich habe #26 so verstanden, als wolltest du egoistisches Verhalten in erster Linie bei einer Gruppe anprangerern, die du nie direkt konfrontieren musst oder die du ohnehin nicht magst, das ist einfach. Im Freundes- und Bekanntenkreis ist das meiner Erfahrung nach (ich beziehe mich da auf meine Eltern) eben sehr viel schwerer und wird deswegen unterlassen.

2.) Ich rede keineswegs von einer polnischen Putzfrau, die ordentlich zu bezahlen kostet bei dem geringen Arbeitsaufkommen ja nichts. Ich rede von so etwas:
http://www.welt.de/wirtschaft/article11576966/Ohne-die-Illegalen-funktioniert-Pflege-kaum-noch.html
http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/altenpflege-die-polin-ganz-legal-11025391.html
http://www.privatecare24.de/site/page/preis-24h-pflege/
http://www.pflege24senioren.de/
http://www.faz.net/aktuell/rhein-ma...-in-der-pflege-billig-und-bequem-1464659.html
http://www.pflegewiki.de/wiki/Besch...erinnen#Kosten_bei_legaler_Besch.C3.A4ftigung
http://www.sueddeutsche.de/muenchen...usende-pflegehilfen-arbeiten-illegal-1.532785

der Welt-Artikel entspricht meiner Erfahrung nach durchaus in groben Zügen der Realität.

So eine Frau kann man für ca. 1000€ bekommen, oder man bezahlt wenigstens Samwer-Löhne und sie kostet über 3000€. Die langjährige nette Nachbarin meiner Eltern hat (trotz erheblichen Vermögens in Form des Hauses) lieber mal 1000€ bezahlt und meine Eltern (von denen ich oft Sätze höre wie du sie in #26 geäußert hast) haben sie nie konfrontiert. Es ist halt leichter über die bösen Samwer-Yuppie-Brüder vom Starnberger See zu lästern als die liebe Omi von nebenan samt ihrer Kinder mal direkt anzugehen oder gar anzuzeigen.


3.) So schlimm man das auch finden mag und auch auf die Gefahr hin, dass ich mit wiederhole: solche Arbeitsverhältnisse sind normal (geworden). Ich weiß ohnehin nicht, was einen da schockieren sollte. Die Löhne sind niedrig (aber Tarif!), die Klos auch nicht toll, ok, aber ansonsten erinnert mich das an meinen Alten Job bei bei einem großen Logistiker. Permanenter Druck, Kontrolle, keine Möglichkeit mal zu sitzen, Hitze im Sommer, Kälte im Winter, bei uns waren die Löhne höher, dafür waren aber auch die Pakete viel schwerer. Ausgebeutet habe ich mich nie gefühlt.
 
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