Andreas Gerards: Man fühlt sich jedenfalls danach wie Herkules nach dem Stall des Augias.
Also das kommt auf verschiedene Dinge an: Unser Körper adaptiert an die gesetzten Voraussetzungen. D.h., damit man nicht wieder in den bedrohlichen Zustand einer Erschöpfung wie nach dem Erdaushub kommt, wirft der Organismus verschiedene Prozesse an (und man schwört sich, das nächste Mal doch den Studenten/Nachbarsjunge paar Euro für die Arbeit zu zahlen), um sich für einen zukünftigen ähnlichen Stressor zu wappnen.
Schaufeln über eine ordentliche Zeit ist ein Mischmasch-Stressor: Auf jeden Fall Ausdauer, aber auch Kraft, bsd die Unterart Kraftausdauer. Es ist unbestritten, dass körperlich schwer arbeitende Menschen auch Kraft/Ausdauer haben. Nur: Weil oben schon das Thema "Sicherheit" angesprochen wurde: Krafttraining, richtig ausgeführt (und das ist keine Rakentenwissenschaft), ermöglicht erstmal eine viel sichere Steigerung von Kraft als Schaufeln, Mauerarbeiten, Fußball usw. Und, und das ist der zentrale Punkt: Mit Krafttraining kann man gezielt und progressiv den Reiz erhöhen, an den sich der Körper anpassen soll.
Beispiel: Eine völlig untrainierte Person wird auch mit Schaufeln, Gartenarbeit, ja sogar Einkaufen oder Spazieren Gehen ihre Kraft steigern. Nur adaptiert der Körper nicht weiter, wenn der Reiz (diese Tätigkeiten) die gleichen bleiben. Denn Adaption ist kostbar, weil sie Energie braucht. Energie, die evolutionär lieber, wie wir leider wissen, in Fettpolster gesteckt wird für den nächsten Winter. Also baut man nur ein kleines bisschen Kraft auf, gerade soviel, dass beim nächsten Mal (wenn das nächste Mal innerhalb einiger Tage liegt) die Erschöpfung nicht gar so groß wird. Und die zugewonnene Kraft oder Ausdauer verschwindet auch wieder, wenn bald kein weiterer Reiz kommt. Einmal im Monat Schaufeln, Kegeln, Bergsteigen gehen - jedes Mal wieder Muskelkater.
(Kraft)training kann nun durch kleinschrittige, individuell zugeschnittene Steigerungen den Reiz immer wieder erhöhen, sodass der Körper immer wieder nachzieht - er wird stärker und stärker. Die optisch unsportlichen Beispielherrschaften über 50 in dem link oben, denen Grimaud gefährlich hohe Gewichte attestierte, tun genau das. Sie steigern, an ihr jeweiliges Niveau angepasst, die Schwierigkeit/Gewicht/Reiz und ihr Körper adaptiert, er wird stärker. Die zu sehenden Gewichte sind absolut keine Extremleistungen (was auch überraschen würde hinsichtlich der abgebildeten Personen) - aber immerhin soviel, dass sie jemanden, der die Wunder des progressiven Krafttrainings noch nicht erlebt hat, veranlasst von Risiken und hohen Gewichten zu spekulieren.
Training machen alle irgendwie, die sich in den Muckibuden gelangweilt an Maschinen setzen und bisschen rumspielen oder sogar ins Schwitzen kommen. Oder jede Woche in Skigymnastik, Zumba oder sonstwas gehen und immer das gleiche Programm abspulen.
Effekte über einen kurzfristigen Anfängereffekt bei völlig Untrainierten hinaus gibts nur bei progressivem Training, das Schritt für Schritt die Schwierigkeit erhöht.
Mittlerweile gehen Sportwissenschaftler in Krafttrainingsstudien völlig ohne Alterslimit zu Werke; selbst (und gerade) 90-Jährige profitieren von fantastischen Kraftsteigerungen, die ihnen wieder ein selbständiges Leben ermöglichen. Menschen, die sich kaum bücken konnten, geschweige denn einen Koffer von 10kg tragen, heben 30kg ohne Einschränkungen.
Eine Eintrittskarte in die wundervolle Welt der fühl-, sicht- und messbaren Fortschritte. Fachleute sprechen von der wichtigsten Gesundheitsmaßnahme der Geriatrie in Industrieländern des 21. Jhdts.