Wir haben keine Chance ...

Der Artikel ist wirklich Schwachsinn.

Ich würde schon sagen, dass Italiener insgesamt eher besser angezogen sind. Wenn wir mal eine Normalverteilung von schlecht bis gut angezogen nach Ländern betrachten, ist die Gaußsche Glocke in Italien sicher etwas weiter in Richtung "gut angezogen" verschoben und die deutsche Glocke hat einen "fat tail" im Zweifel auf der anderen Seite als die Italienische. Das dürfte aber genau daran liegen, dass man Stil eben doch lernen kann. Man müsste schon extrem ignorant sein, anzunehmen, dass es sowas wie ein "Stil-Gen" geben kann. Wenn man aber in einer Umgebung sozialisiert wird, wo stilvolle Kleidung die Norm ist, ist das natürlich prägender - ist also erlernt.

Wenn ich dann lese, dass dem deutschen Mann die Haushaltshilfe fehlt, um seine Hemden zu bügeln, wird es wirklich lachhaft. Ich habe noch nie jemanden gesehen, dessen modische Sünde ein ungebügeltes Hemd gewesen wäre. Schlecht gepflegte Schuhe meinetwegen, aber die wirklichen Problem sind doch ganz andere: Viel zu lange Hosenbeine und Ärmel, generell schlechte Passform, lasch gebundene Windsorknoten mit schlechter Kaufhauskrawatte, offener Hemdkragen drunter, weil das Hemd primär nach Brust- statt Kragenweite ausgesucht wurde etc. Da helfen auch Haushaltshilfen nichts, ob sie jetzt putzen, kochen oder bügeln.

Und dass 4,8% zu 6,3% des Einkommens kein nennenswerter Unterschied seien, kann auch nur jemand schreiben, der gar kein Zahlengefühl hat. Es mögen "nur" 1,5 Prozentpunkte sein, aber es sind aber relativ über 30% Unterschied. Auch wenn es sicher keine Rolle spielt, da man mit dem Budget für eine "Dieter Bohlen-Style"-Vollausstattung in P&C-Hausmarke investiert sicher wesentlich stilvoller fahren kann.
 
Ich denke das die Menschen in den so genannten PIGS-Staaten wesentlich ärmer sind, als viele sich das hier vorstellen können.

Sicherlich kann ich als Prinz Charles in einer mit Panzertape reparierten Barbour halbwegs 'stilvoll' Gartenarbeit machen, aber die monetäre Realität dort, bietet für modische Stil-Selbstverwirklichungen für sehr viele einfach keinen finanziellen Raum mehr, obwohl sie es sicherlich mehr drauf hätten, als das Gros der Deutschen, für die Wellensteyn und Jack Wolfskin sowie weiße Socken in Adiletten im Urlaub schon Stilperfektion per se bedeutet... ))
 
Ich denke das die Menschen in den so genannten PIGS-Staaten wesentlich ärmer sind, als viele sich das hier vorstellen können.

Bei Italien hab' ich so meine Zweifel, ob die offizielle Statistik richtig ist, wonach das Bruttoinlandsprodukt/Kopf 10.000 € niedriger ist als in Deutschland.

Ich war gerade 14 Tage in Italien über Ostern am Lago d'Orta (wurde übrigens früher Bembergseide hergestellt und hat den ganzen See biologisch versaut) und am Ostermontag gabe es eine Prozession in San Giulio, wo sehr viele Einheimische hingingen, natürlich im Sonntagsstaat, und der war bei vielen doch sehr ansehlich.

Hatte auch auf einem Markt einen Zwischenfall mit der Guardia di Finanza, was mich glauben lässt, dass es mit der Steuerehrlichkeit nicht weit her ist in Italien.
 
Vielleicht liegt dem Kleidungsstil "der Deutschen" auch eine historische Ursache zugrunde. Man muss sich einmal vorstellen, dass in Deutschland über Jahrzehnte hinweg Uniform getragen wurde (auch wenn das schon sehr lang her ist). Danach kam die herbe Nachkriegszeit, in der die wenigsten den Luxus hatten, über Hosen- oder Ärmellängen nachdenken zu können. Wenn sie es denn überhaupt selbst gelernt haben, schließlich war es im Krieg auf Grund v. Rohstoffknappheit ebenso schwierig, "gut gekleidet" zu sein. Diese Menschen haben dann ihre Kinder ohne besondere Rücksicht auf den Aspekt der Kleidung erzogen, wodurch diese ebenso nichts weitergeben konnten.

Dann kommt wohl noch die verheerende Kleidersituation in der DDR mit Perlon, schlecht kopierter westlicher Mode und dementsprechend schlechter Kleidung hinzu, was sicherlich auch Auswirkungen bis in die heutige Zeit hat.

Sicherlich ist diese Zusammenfassung recht knapp und eindimensional, aber vielleicht konnte sie ja einen kleinen Beitrag zur Diskussion leisten.
 
Vielleicht liegt dem Kleidungsstil "der Deutschen" auch eine historische Ursache zugrunde. Man muss sich einmal vorstellen, dass in Deutschland über Jahrzehnte hinweg Uniform getragen wurde (auch wenn das schon sehr lang her ist). Danach kam die herbe Nachkriegszeit, in der die wenigsten den Luxus hatten, über Hosen- oder Ärmellängen nachdenken zu können. Wenn sie es denn überhaupt selbst gelernt haben, schließlich war es im Krieg auf Grund v. Rohstoffknappheit ebenso schwierig, "gut gekleidet" zu sein. Diese Menschen haben dann ihre Kinder ohne besondere Rücksicht auf den Aspekt der Kleidung erzogen, wodurch diese ebenso nichts weitergeben konnten.

Dann kommt wohl noch die verheerende Kleidersituation in der DDR mit Perlon, schlecht kopierter westlicher Mode und dementsprechend schlechter Kleidung hinzu, was sicherlich auch Auswirkungen bis in die heutige Zeit hat.

Sicherlich ist diese Zusammenfassung recht knapp und eindimensional, aber vielleicht konnte sie ja einen kleinen Beitrag zur Diskussion leisten.

Das ist zum Teil richtig, aber nehmen wir mal die Zeit vor und zwischen den Kriegen – da wurde gelebt und das Leben genossen, was das Zeug hielt, Zwanziger Jahre, Berlin usw. Also ein uniformes Volk waren die Deutschen in Friedenszeiten glaube ich nie. Es war aber auch sicherlich auch so, das z. B. ein Mann aus armen Verhältnissen, der zum Militär ging, mit seiner Ausgehuniform wieder sehr in war und so auch Frauen gefallen konnte, da Uniformen anders als heute, ziemlich sexy waren.
 
Ich fand folgende Passage recht interessant:

Den Stil deutscher Männer empfindet Schuman als sehr korrekt. „Aber die, die ich kenne, sind eigentlich immer gut angezogen, nie irgendwie lotterig“, sagt er. In Japan oder in den USA zum Beispiel seien viele Männer eher etwas schluderig angezogen – „aber dann genau auf die richtige Art. In Deutschland ist man oft ein bisschen zu korrekt, zu bewusst.“ Für ihn ist das kein Zeichen mangelnder Kreativität. „Ich glaube sogar, in den USA und in Deutschland gibt es mehr Freiheit, was Mode angeht – es gibt mehr, aus dem man wählen kann.“ Die deutsche Männermode sei sogar oft kreativer als die italienische. „Aber gerade das macht es schwieriger, seinen Style zu finden. Es gibt zu viele Optionen.“ ....

Am Ende sollte Mann sich vielleicht gar nicht zu viele Gedanken machen. Denn auch in der Mode ist weniger oft mehr. Die Italiener hätten einen letzten entscheidenden Vorteil, sagt Schuman: Der italienische Stil ändert sich nie sehr stark, er ist eigentlich sehr klassisch. „Mit der italienischen Männermode ist es doch im Grunde wie mit dem italienischen Essen“, so der Blogger: „Es ist sehr gut! Und im Grunde auch sehr einfach. Oft ist es nur aus drei Zutaten zusammengestellt. Aber eben richtig zusammengestellt."


P.S.: Eigentlich ist der Artikel sehr beruhigend. Da ich weder Geschmack noch Stil habe und jetzt weiss, dass all meine Bemühungen darum auch völlig vergeblich sein werden, weil mir dafür die genetische Disposition fehlt, kann ich völlig entspannt das tragen, was mir gefällt.
 
Ich würde schon sagen, dass Italiener insgesamt eher besser angezogen sind.
Dazu drei Anekdoten:
Im "Downtown" meiner wenig kleidungsaffinen Heimatstadt entdeckte ich einmal beim Einkaufsbummel zwei erkennbar gut gekleidete männliche Exemplare und begann zu denken, dass hier doch noch nicht alles verloren ist. Da mich mein Weg an ihnen vorbeiführte, schnappte ich beim Vorbeigehen ein paar Wortfetzen ihrer Unterhaltung auf. Sie sprachen Italienisch. Mein Fehler. :rolleyes:;)

Ich fuhr beruflich - das ist schon ein paar Jahre her - zu einer Zusammenkunft verschiedener europäischer Repräsentanten meiner Firma, die in Basel stattfand. Die beiden italienischen Vertreter (Mailand, von jedem Geschlecht ein Exemplar) waren bei weitem die bestgekleideten. Die Schweizer trugen die coolsten Uhren.

Mein Lieblingsweinhändler stellte mir bei einem Einkauf zwei Weinbroker vor, die zufällig gerade bei ihm waren, Italiener. Die beiden ließen sich nicht davon überzeugen, dass ich Deutscher bin, sondern hielten mich angesichts meiner Kleidung mindestens für einen urbanen Südtiroler. :cool: ;)

Alle genannten Italiener wären von ihrer Kleidung und der nonchalanten Art, selbige zu tragen, im oberen Qualitätszehntel des hiesigen WTIH-Threads.

Alles nur anekdotische Erlebnisse, aber ich bin überzeugt. Natürlich ist auch in Good Old Italy die Quote gut angezogener Menschen 1:100. Aber hier ist sie eher 1:10000. Das ist schon ein Unterschied.
 
Und hier in der Schleswig-Holsteinischen Landeshauptstadt Kiel war es am vergangenen, recht warm-sonnigen Wochenende ein freier Blick in das Gruselkabinett größter, geschmacklicher Verirrungen. Kaum jemand gibt hier etwas auf eine gepflegte Erscheinung! Das fängt mit den nackten Füßen in Adiletten an, die seit wenigstens sechs Monaten keine Pflege erhalten haben. Es geht weiter mit Badehosen-ähnlichen Beinkleidern aus denen dürre "Kalkleisten" hervorstechen und endet noch lange nicht mit Schmerbäuchen, die ein T-Shirt nur eben notdürtig verdeckt. Die Damen passen dann entsprechend dazu. Das ganze habe ich dann drei Stunden auf mich wirken lassen und bin dann in eine tiefe Depression gefallen.
Es ist einfach nur schauderhaft. Fährt man hundert Kilimeter weiter südlich nach Hamburg, sieht die Sache deutlich anders aus. Der Norden ist totes Land für einigermaßen gepflegte Leute oder hat hier jemand andere Erfahrungen gemacht?
 
Ich durfte einige Zeit in Italien, Rom, verbringen.

Italienische Männer legen viel Wert auf Ihre äußere Erscheinung und den (ersten) Eindruck, den sie auf Ihr Gegenüber erzeugen wollen.

Entsprechend wählen Sie ihre Kleidung aus. Das muss nicht satorial sein, es ist jedoch fast immer ein in sich stimmiges Gesamtbild, welches arrangiert wird (Kleidung, Haare, etc).

Der zweite Aspekt betrifft Marken: Auch hier steht wiederum der Eindruck im Vordergrund, der beim Gegenüber erzeugt werden soll: „Ich kann mir das leisten.“

Der klassische Italiener würde nicht bei Suitsupply kaufen, auch nicht bei Shoepassion oder Langer & Messmer. No Name zu topp Qualität ist typisch deutsch (Aldi Prinzip eben). Er würde auch nur in sehr privatem Kreis zugeben, dass er Second Hand bei eBay etc. kauft.

Wenn ein Italiener in Urlaub fährt, dann werden die besten Sachen eingepackt. Man will sich ja von seiner besten Seite zeigen. Der Deutsche hingegen packt da eher weniger Wertiges ein, könnte ja beschädigt werden oder wegkommen.

Wir sind nicht ohne Grund ein Land der Dichter, Denker und Militaristen. Innere Werte, Einstellungen sind bei Weitem übergewichtet zur äußeren Erscheinung. In Italien ist das anders.

Zum Abschluss noch eine kleine Anekdote: Wer in Deutschland zu einem Geburtstag eingeladen ist, überlegt sich, was er schenkt. Die Verpackung ist nachrangig. In Italien sind Geschenke immer perfekt verpackt. oftmals ist die Verpackung ein kleines Kunstwerk für sich. Der erste Eindruck zählt. Geschenke lässt man daher in der Regel fachkundig verpacken. Natürlich muss auch der Inhalt dem Anlass angemessen sein.

Ein Deutscher bestätigt, mit einem womöglich auch noch mehr schlecht als recht selbst verpacktem Geschenk, entsprechend die Klischees, welche Italiener über Deutsche haben.

Es brauchte einige Zeit, bis wir das verstanden hatten ;)
 
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