Ich sage mir täglich: Du bist eine Minderheit.
Je dunkler die Nacht, umso heller scheint das Licht.
Letztlich bedeutet die Abkehr vom neuen deutschen Biedermeier der 50er Jahre lediglich die Rückkehr zur Gesellschaftsschichtenverteilung der Vorkriegszeit. Je weniger auf Umgangsformen, Kleidung und kulturelle oder politische Bildung geachtet wird, umso wertvoller werden diese Elemente für die, die sie zu schätzen wissen, umso elitärer werden die, die sie pflegen.
Positiv ist an der heutigen Informationsgesellschaft, dass bei freiem Einsatz des eigenen Geistes (insoweit dieser überhaupt möglich ist), jedermann sich diese Form der Bildung aneignen kann - wohingegen sie früher den Kreisen vorbehalten war, die sie eh schon besaßen, also nur an sich selbst weitergaben. Es findet sich heute ein breites Angebot an Bildungsmöglichkeiten, eine Auswahl, von der unsere Großeltern nur träumen konnten.
Negativ ist, dass man im Rückblick den gesellschaftlichen Befreiungsschlage zumindest aus intellektueller Sicht als weitläufig nutzlos wahrnehmen muss. Der Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit ist offensichtlich auch Jahrhunderte nach Kant nur wenigen Menschen möglich.
Dies rührt nicht einmal aus geistigem Unvermögen her, sondern meist aus purer Faulheit, aus der dem Menschen immanenten Angewohnheit, sich von der Herde leiten zu lassen, aus der Selbsterniedrigung, die anscheinend im ersten Moment mit einer Selbstkritik einhergeht.
Die Bestätigung, die die breite Masse für ihre Ansichten im Fernsehprogramm, sei es öffentlich-rechtlich oder privat, in Boulevardblättern (sei es für bildungsferne die BILD oder für rudimentär gebildete die ZEIT, die taz oder die Welt) oder im Umgang mit Gleichgesinnten erhält, kann nur durch das unbeirrte Gegenbeispiel Einzelner tangiert werden.
So gesehen ist also der gelebte Stil eine Form von sozialer Eloquenz, ist eine Aufforderung für alle in diesem Forum, voranzugehen und den Samen zur Weiterentwicklung zu sähen.
Lukas 11:33 Niemand aber, der eine Lampe angezündet hat, stellt sie ins Verborgene, noch unter den Scheffel, sondern auf das Lampengestell, auf dass die Hereinkommenden den Schein sehen.
PS.: Wie ich jetzt bis hierhin gekommen bin, weiß ich nicht. Ich wollte eigentlich nur schreiben, dass die breite Masse schlecht gekleideter Menschen uns einfach besser aussehen lässt.