@Butch Cassidy
Hallo Martin,
auch wenn das schon der hunderste Hochzeitsthread ist, man am Ende sowieso gegen eine Wand anredet und wir die Welt mit unseren Worten hier auch nicht besser machen werden, möchte ich dazu in diesem Punkt etwas hinzufügen.
Für die meisten Hochzeitspaare ist die eigene Hochzeit ihre erste und einzige Hochzeit. Sie haben sowas noch nie geplant. Sie wissen nicht, wie man dazu einlädt. Sie wissen nicht, welche Zeiträume sie einplanen sollen. Sie wissen nicht, welche Rolle Trauzeugen spielen können und welche Informationen man ihnen gibt. Sie stolpern einfach so in die Sache hinein.
Ich selbst war mal als relativ unwichtiger Gast auf so einer "No dresscode" Hochzeit entfernter Freunde und saß im Dreiteiler zwischen einem Mann im zugeknöpften schwarzen Hemd und einem mit einem T-Shirt einer Heavy Metal Gruppe. Die haben sich über mich genauso gewundert wie ich über sie. Später hat mir dann die Braut mitgeteilt, dass sie sich über meine Kleidung wahnsinnig gefreut habe und dass es ihr eine Freude gewesen wäre, wenn auch die anderen Gäste so gekommen wären. Sie hat sich aber nicht getraut, das auf die Einladung zu schreiben, weil ihre Freunde "ganz einfache Leute" seien, die wahrscheinlich gar keinen Anzug haben, und die sollten nicht denken, die Hochzeit wäre "nur für feine Leute".
Und genau das ist der springende Punkt: Brautleute trauen sich nicht mehr, ihrem Freundeskreis ein paar Vorgaben zu machen, weil man heute so sehr in Individualität und Freiheit verhaftet ist, dass man lieber seinen eigenen Hochzeitstag in T-Shirts versinken sieht, als einfach mal den Mut zu fassen und "festliche Kleidung" auf die Einladung zu schreiben.
Und wenn einer in Wilvorst oder der andere im Holzfällerhemd heiraten will, dann darf er das.
Ja, er darf das. Wer das will, darf alles. Es wäre aber schade, wenn er es nur aus Feigheit tut.